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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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stünde sie jetzt bei ihrer Suche nicht mehr unter Zeitdruck. Am einfachsten ließ sich das alles durch einen Anruf bei Mac klären. Sie wählte seine Nummer und lauschte, wie es bei ihm läutete. Sie hatten doch in Verbindung bleiben wollen. Wo war er nur?
    Schließlich winkte sie einem Taxi und stieg ein. »Ins Hotel Valhalla. Auf schnellstem Weg, s’il vous plaît. « Im Rückspiegel sah sie die Augenpartie des Fahrers. »Haben Sie mich heute nicht schon vom Gare du Nord hierhergefahren?«
    Der Taxifahrer trug eine Sonnenbrille und eine Mütze. Über sein schmales Gesicht huschte ein Ausdruck der Überraschung. » Oui, mademoiselle. Es war wirklich Glück, dass Sie gerade aus dem Krankenhaus gekommen sind. Ich brauche dringend einen neuen Fahrgast.«
    Auf der Fahrt zum Krankenhaus hatte er die Ortskenntnis und die Tricks eines alten Hasen gezeigt. »Gut«, sagte Liz. »Ich muss nämlich dringend in mein Hotel zurück.«
    »Wie Sie wissen, herrscht nachmittags immer besonders dichter Verkehr.«
    »Zwanzig Euro, wenn Sie es in weniger als einer halben Stunde schaffen.«
    »Das wollen wir doch mal sehen!«
    Er stieg aufs Gas und verpasste beim Überholen nur um wenige Zentimeter den vorderen Kotflügel eines der allgegenwärtigen Renault Twingos. Liz lehnte sich zurück, während das Taxi weiterpreschte und sich unter energischem Hupen durch den dichten Verkehr schlängelte. Auf den Boulevards waren zahlreiche Taxis unterwegs. Egal, wohin man sah, erhoben sich die Taxischilder in dem dichten Fahrzeuggedränge wie Baguettes über die Dächer der anderen Autos.
    Wieder versuchte sie, Mac zu erreichen. Wieder ging er nicht ans Telefon. Die Zeit schien zum Stillstand gekommen zu sein, als sie, ohne etwas wahrzunehmen, aus dem Fenster starrte. Endlich hielt das Taxi mit einem scharfen Ruck vor dem Hotel. Sie gab dem Fahrer die versprochene Zulage und ging an die Rezeption. Niemand hatte eine Nachricht für sie hinterlassen.
    Sie schloss die Tür ihres Zimmers von innen ab, drückte sich neben dem Erkerfenster mit dem Rücken gegen die Wand und spähte auf die Straße hinunter. Da war sie – Macs Späherin –, die untersetzte Frau mit der gemeißelten Frisur und dem rotbraunen Lippenstift, die am Tag zuvor vor dem Krankenhaus einen Blick mit Mac ausgetauscht hatte. Sie saß wieder auf der Bank an der Bushaltestelle, aber diesmal trug sie eine Sonnenbrille und schien direkt zu Lizs Fenster hochzuschauen. Irgendetwas an ihr war verändert, etwas, das Liz beunruhigte. Es war etwas passiert. Aber was?
    Von Mac gab es immer noch keinerlei Lebenszeichen. Seufzend wandte Liz ihre Aufmerksamkeit dem Zimmer zu. In diesem Moment bemerkte sie die Plastikstücke, die um Sarahs Laptop herum lagen. Verdutzt klappte sie den Computer auf. Und erstarrte, wie vom Donner gerührt. Er war zerstört worden. Der Bildschirm war zersprungen, die Tastatur zertrümmert. Wer konnte – Noch einmal sah sie sich im Zimmer um, ohne jedoch etwas Ungewöhnliches zu entdecken. Die Koffer standen immer noch da, wo sie sie hingestellt hatte, das Bett war ordentlich gemacht. Nicht benutzt natürlich. Doch irgendjemand war in das Zimmer eingebrochen und hatte Sarahs Computer zerstört. Vandalismus? Nein. Wohl eher eine Warnung, dass sie hier nicht sicher war.
    Das musste sie Mac sagen, aber wieder meldete er sich nicht. Beunruhigt schüttelte sie den Kopf. Auf jeden Fall wurde es Zeit, ihr Aussehen zu verändern. Sie vergewisserte sich noch einmal, dass die Tür abgeschlossen war, dann schlüpfte sie aus ihren Kleidern und ging unter die Dusche.
    Als das warme Wasser auf sie herabrauschte, brachen die Ereignisse der letzten zwei Tage über sie herein. War das alles nur wegen der Aufzeichnungen ihres Vaters passiert? Davon musste sie nach Sarahs Entführung und den Vorkommnissen in London ausgehen. Plötzlich sah sie Sarahs Gesicht vor sich und bekam einen Augenblick lang fürchterliche Angst um sie.
    Während sie sich abtrocknete, überlegte sie, wo Mac sein könnte. Sie war nicht erpicht darauf, sich direkt an die CIA zu wenden, und sei es auch nur in Gestalt der Frau an der Bushaltestelle. Um Mac zu finden, müsste sie das aber möglicherweise tun. Sie zog eine schwarze Hose und ein anthrazitfarbenes Häkel-Top aus einer der Schubladen mit Sarahs Sachen an – dunkle Kleider waren immer besser, unauffälliger. Deshalb trugen sowohl sie als auch Sarah bevorzugt dunkle Sachen.
    Auf der Suche nach einem anderen Paar Schuhe öffnete sie den Schrank. Es war,

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