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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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lange nicht, dass sie noch am Leben ist – oder dass sie sich in Ihrer Gewalt befindet. Wer sind Sie? Was wollen Sie wirklich?«
    Die Stimme schlug einen besänftigenden Ton an. »Ihrer Cousine das Leben retten. Ich lasse Ihnen eine Stunde Zeit, um über alles nachzudenken. Aber nur eine Stunde. Ich weiß, Sie mögen sie sehr …«
    Liz stieß mit dem Finger auf die Trenntaste und drückte sich neben dem Fenster an die Wand, um nach unten zu spähen. Die Frau klappte mit wütendem Gesicht ihr Handy zu. Es gab keinerlei Hinweise, dass sie oder ihre Leute Sarah in ihrer Gewalt hatten. Wenn Liz den Sachverhalt richtig deutete, waren die Leute, die die Aufzeichnungen in ihren Besitz bringen wollten, die Entführer, und Sarah befand sich in ihrer Gewalt. Doch diese Frau gehörte nicht zu ihnen. Sie arbeitete für den Erpresser.
    Wutentbrannt löste sich Liz vom Fenster. Sie schlüpfte in ihre Schuhe und holte die SIG Sauer aus ihrem Versteck hinter dem Heizkörper hervor. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie geladen war, ging sie zur Tür. Und blieb stehen.
    Was dachte sie sich eigentlich dabei? Sie starrte auf die Pistole in ihrer Hand. Und dann dämmerte es ihr. Plötzlich begriff sie. Genau das war es, was die Frau wollte. Sie wollte sie provozieren. Wenn sie sich schon nicht freiwillig in ihre Gewalt begab, würde sie sie eben so lange reizen, bis sie sie, blind vor Wut, angriff.
    Die Frau hatte ihr eine Stunde gegeben. Mehr nicht.
    Lizs oberste Sorge galt Sarah und den Aufzeichnungen des Carnivore. Sie gehörte einem CIA-Team an, das versuchte, sie zu befreien, die Aufzeichnungen zu finden und den Erpresser zu fassen. Mac war ihre Verbindung zu diesem Team, und er war tot. Sie musste den Kontakt zur CIA wieder herstellen. Am schnellsten ließe sich das bewerkstelligen, wenn sie sich nicht erst an den Leiter der lokalen Niederlassung wandte, sondern direkt in Langley anrief.
    Sie legte die Pistole auf die Kommode und wählte auf dem abhörsicheren Handy, das Mac ihr gegeben hatte, eine Nummer, die sie sich vor Jahren eingeprägt hatte, obwohl sie nicht gedacht hatte, sie jemals wieder zu benützen. Es war eine direkte Durchwahl für Outcasts wie sie.
    »Hier spricht Red Jade«, sagte sie der Stimme, die sich meldete, und gab ihre Kenn-Nummer durch, worauf es erst einmal still wurde.
    Ohne das Handy von ihrem Ohr zu nehmen, ging sie zum Schrank, blickte noch einmal zu Mac hinein und schloss dann die Tür. Sie setzte sich an den Schreibtisch und blickte auf ihren krummen Finger hinab. Sie erinnerte sich vage an die heftigen Schmerzen, als sie ihn sich bei ihrem Sturz gebrochen hatte, und dann an die anhaltenden Schmerzen während des Heilungsprozesses. Aus irgendeinem Grund musste sie an Simon denken und lächeln. Sie hatte ihn als einen bezaubernden kleinen Jungen in Erinnerung. Seine Kindheit schien mindestens ein Jahrhundert zurückzuliegen. Ihre noch länger.
    Endlich kam ein Rauschen aus dem Hörer, und ihr alter Kontakt bei der Firma, mit dem sie Jahre nicht mehr gesprochen hatte, sagte: »Red Jade?«
    »Ja.«
    »Ihr richtiger Name?«
    »Liz Sansborough, Frank. Machen Sie mir bitte jetzt nicht das Leben schwer.« Frank Edmunds war ihr nach ihrem Debriefing als »Tür« zugeteilt worden. Diese so genannten Türen waren spezielle Ansprechpartner für ausgeschiedene und nicht mehr hundert Prozent aktive Agenten.
    »Ich bitte Sie, Sansborough. Das ist jetzt Jahre her. Was haben Sie anderes erwartet?«
    »Sparen Sie sich dieses Getue, Frank. Ich rufe an, weil ich schlechte Neuigkeiten habe. Mac – Angus Macintosh – wurde ermordet.«
    »Angus wer?«
    Sie wiederholte den Namen.
    »Ist er einer von uns?«
    »Natürlich ist er einer von Ihnen, Herrgott noch mal! Warum würde ich sonst wohl anrufen!«
    »Okay, okay. Einer von meinen Leuten ist er jedenfalls nicht, deshalb lassen Sie mich das kurz nachprüfen.«
    Er legte sie auf die Warteschleife. Die Stille war ohrenbetäubend, und am liebsten hätte sie wieder losgeschrien, um ihrem Frust über ihn, über Langley, über die Welt Luft zu machen.
    Als er wieder ans Telefon kam, war sein Ton vorsichtig. »Sind Sie sicher? Macintosh, Angus?«
    »Natürlich bin ich sicher. Warum? Was ist?«
    »Tja, das letzte Mal, dass wir jemanden dieses Namens auf unserer Gehaltsliste hatten, war 1963. Er müsste inzwischen neunzig Jahre alt sein. Ist das Ihr Mann?«
    Sie war baff. »Sie wollen mich nur auf die Probe stellen, stimmt’s? Sagen Sie mir … ist Macs Operation als

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