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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ei­nem un­ge­fähr lo­ga­rith­mi­schen An­stieg spre­chen“, sag­te Le­wis. „Wir ha­ben ge­ra­de erst an­ge­fan­gen, mei­ne Lie­ben. Wenn wir so wei­ter­ma­chen, wer­den wir in­ner­halb ei­ner wei­te­ren Wo­che al­le einen IQ ha­ben, der in der Nä­he von 400 liegt.“
    Die an­de­ren starr­ten lan­ge schwei­gend vor sich hin. Co­rinth blieb be­we­gungs­los ste­hen, bis Shei­la einen lei­sen Schrei aus­stieß, zu ihm eil­te und sich in sei­nen Arm schmieg­te. Man­del­baum run­zel­te nach­denk­lich die Stirn, wäh­rend er die­se In­for­ma­ti­on ver­ar­bei­te­te; er streck­te ei­ne Hand nach Sa­rah aus, die sie dank­bar drück­te. Le­wis grins­te über sein Sand­wich hin­weg und aß wei­ter. Hel­ga saß be­we­gungs­los in ih­rem Ses­sel, ih­re kla­ren Zü­ge wa­ren völ­lig aus­drucks­los.
    „Was wird ge­sche­hen?“ flüs­ter­te Shei­la schließ­lich. Sie zit­ter­te so sehr, daß man es deut­lich se­hen konn­te. „Was wird mit uns al­len ge­sche­hen?“
    „Das weiß Gott al­lein“, er­wi­der­te Le­wis mit­füh­lend.
    „Wird es ewig so wei­ter­ge­hen?“ frag­te Sa­rah lei­se.
    „Nee“, ent­geg­ne­te Le­wis. „Kann es nicht. Es han­delt sich dar­um, daß die Neu­ro­nen­ket­ten ih­re Re­ak­ti­ons­ge­schwin­dig­keit stei­gern und die In­ten­si­tät der von ih­nen trans­por­tier­ten Si­gna­le. Die phy­si­ka­li­sche Struk­tur der Zel­len ist nur bis zu ei­ner be­stimm­ten Gren­ze be­last­bar. Wenn sie zu weit sti­mu­liert wer­den – Irr­sinn, da­nach Ver­blö­dung, schließ­lich Tod.“
    „Wo liegt die Höchst­gren­ze?“ frag­te Man­del­baum.
    „Kei­ne Ah­nung. Der Me­cha­nis­mus der Ver­än­de­rung – und der Ner­ven­zel­le selbst – ist noch nicht aus­rei­chend er­forscht. Ab­ge­se­hen da­von ist das IQ-Kon­zept nur in­ner­halb be­stimm­ter Gren­zen sinn­voll. Von ei­nem IQ von 400 zu spre­chen, ist ei­gent­lich sinn­los, denn ei­ne In­tel­li­genz auf ei­nem so ho­hen Ni­veau wird viel­leicht über­haupt kei­ne In­tel­li­genz mehr sein, wie wir sie ken­nen, son­dern et­was an­de­res.“
    Co­rinth war in den letz­ten Ta­gen zu sehr mit sei­nen Mes­sun­gen be­schäf­tigt ge­we­sen, um zu ver­fol­gen, wie­viel Le­wis und sei­ne As­sis­ten­ten be­reits wuß­ten und theo­re­tisch er­ar­bei­tet hat­ten.
    „Ver­giß das End­er­geb­nis“, sag­te Hel­ga plötz­lich scharf. „Dar­an kön­nen wir nichts än­dern – an­de­re Fra­gen sind wich­ti­ger. Wie hal­ten wir un­se­re Zi­vi­li­sa­ti­on in Gang? Wie sol­len wir uns er­näh­ren?“
    Co­rinth nick­te zu­stim­mend. „Bis­her hat nur die so­zia­le Träg­heit den to­ta­len Zu­sam­men­bruch ver­hin­dert“, mein­te er. „Die meis­ten Men­schen ar­bei­ten wie ge­wohnt wei­ter, weil ih­nen noch nichts an­de­res ein­ge­fal­len ist. Aber wenn die Ver­än­de­rung an­fängt, rich­tig Wir­kung zu zei­gen …“
    „Ges­tern ha­ben der Haus­meis­ter und der Fahr­stuhl­füh­rer des In­sti­tuts ge­kün­digt“, sag­te Hel­ga. „Die Ar­beit war ih­nen zu mo­no­ton. Was ge­schieht, wenn al­le Haus­meis­ter und Müll­män­ner und Stra­ßen­keh­rer und Fließ­band­ar­bei­ter sich ge­nau­so ent­schei­den?“
    „Sie wer­den nicht al­le so han­deln“, mein­te Man­del­baum.
    Er klopf­te sei­ne Pfei­fe aus und hol­te sich ei­ne Tas­se Kaf­fee. „Ei­ni­ge wer­den Angst ha­ben, an­de­re wer­den ein­se­hen, daß wir ir­gend­wie wei­ter­ma­chen müs­sen, an­de­re … nun, es gibt auf die­se Fra­ge kei­ne ein­fa­che Ant­wort. Ich stim­me dir zu, daß wir uns al­les in al­lem in ei­ner Über­gangs­zeit be­fin­den – die Men­schen ver­las­sen ih­re Ar­beitsplät­ze, ha­ben Angst, dre­hen in die­ser oder je­ner Hin­sicht durch. Was wir brau­chen, ist ei­ne lo­ka­le Über­gangs­or­ga­ni­sa­ti­on, die uns durch die nächs­ten Mo­na­te füh­ren wird. Ich glau­be, die Ge­werk­schaf­ten könn­ten den Kern da­von bil­den. Ich ar­bei­te zur Zeit dar­an, und wenn ich die Boys in Reih und Glied ha­be, wer­de ich der Stadt­ver­wal­tung mei­ne Hil­fe an­bie­ten.“
    Nach ei­nem Mo­ment des Schwei­gens warf Hel­ga Le­wis einen Blick zu. „Du hast im­mer noch kei­ne

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