Der Nebel weicht
einem ungefähr logarithmischen Anstieg sprechen“, sagte Lewis. „Wir haben gerade erst angefangen, meine Lieben. Wenn wir so weitermachen, werden wir innerhalb einer weiteren Woche alle einen IQ haben, der in der Nähe von 400 liegt.“
Die anderen starrten lange schweigend vor sich hin. Corinth blieb bewegungslos stehen, bis Sheila einen leisen Schrei ausstieß, zu ihm eilte und sich in seinen Arm schmiegte. Mandelbaum runzelte nachdenklich die Stirn, während er diese Information verarbeitete; er streckte eine Hand nach Sarah aus, die sie dankbar drückte. Lewis grinste über sein Sandwich hinweg und aß weiter. Helga saß bewegungslos in ihrem Sessel, ihre klaren Züge waren völlig ausdruckslos.
„Was wird geschehen?“ flüsterte Sheila schließlich. Sie zitterte so sehr, daß man es deutlich sehen konnte. „Was wird mit uns allen geschehen?“
„Das weiß Gott allein“, erwiderte Lewis mitfühlend.
„Wird es ewig so weitergehen?“ fragte Sarah leise.
„Nee“, entgegnete Lewis. „Kann es nicht. Es handelt sich darum, daß die Neuronenketten ihre Reaktionsgeschwindigkeit steigern und die Intensität der von ihnen transportierten Signale. Die physikalische Struktur der Zellen ist nur bis zu einer bestimmten Grenze belastbar. Wenn sie zu weit stimuliert werden – Irrsinn, danach Verblödung, schließlich Tod.“
„Wo liegt die Höchstgrenze?“ fragte Mandelbaum.
„Keine Ahnung. Der Mechanismus der Veränderung – und der Nervenzelle selbst – ist noch nicht ausreichend erforscht. Abgesehen davon ist das IQ-Konzept nur innerhalb bestimmter Grenzen sinnvoll. Von einem IQ von 400 zu sprechen, ist eigentlich sinnlos, denn eine Intelligenz auf einem so hohen Niveau wird vielleicht überhaupt keine Intelligenz mehr sein, wie wir sie kennen, sondern etwas anderes.“
Corinth war in den letzten Tagen zu sehr mit seinen Messungen beschäftigt gewesen, um zu verfolgen, wieviel Lewis und seine Assistenten bereits wußten und theoretisch erarbeitet hatten.
„Vergiß das Endergebnis“, sagte Helga plötzlich scharf. „Daran können wir nichts ändern – andere Fragen sind wichtiger. Wie halten wir unsere Zivilisation in Gang? Wie sollen wir uns ernähren?“
Corinth nickte zustimmend. „Bisher hat nur die soziale Trägheit den totalen Zusammenbruch verhindert“, meinte er. „Die meisten Menschen arbeiten wie gewohnt weiter, weil ihnen noch nichts anderes eingefallen ist. Aber wenn die Veränderung anfängt, richtig Wirkung zu zeigen …“
„Gestern haben der Hausmeister und der Fahrstuhlführer des Instituts gekündigt“, sagte Helga. „Die Arbeit war ihnen zu monoton. Was geschieht, wenn alle Hausmeister und Müllmänner und Straßenkehrer und Fließbandarbeiter sich genauso entscheiden?“
„Sie werden nicht alle so handeln“, meinte Mandelbaum.
Er klopfte seine Pfeife aus und holte sich eine Tasse Kaffee. „Einige werden Angst haben, andere werden einsehen, daß wir irgendwie weitermachen müssen, andere … nun, es gibt auf diese Frage keine einfache Antwort. Ich stimme dir zu, daß wir uns alles in allem in einer Übergangszeit befinden – die Menschen verlassen ihre Arbeitsplätze, haben Angst, drehen in dieser oder jener Hinsicht durch. Was wir brauchen, ist eine lokale Übergangsorganisation, die uns durch die nächsten Monate führen wird. Ich glaube, die Gewerkschaften könnten den Kern davon bilden. Ich arbeite zur Zeit daran, und wenn ich die Boys in Reih und Glied habe, werde ich der Stadtverwaltung meine Hilfe anbieten.“
Nach einem Moment des Schweigens warf Helga Lewis einen Blick zu. „Du hast immer noch keine
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