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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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ist, daß in den letz­ten Jahr­hun­der­ten nicht mehr pas­siert ist.“ Man­del­baum schüt­tel­te den Kopf. „Viel­leicht ha­ben die Men­schen, die prak­tisch ver­an­lagt sind und sich rasch an­pas­sen, doch recht. Viel­leicht ist es wirk­lich bes­ser, sich selbst und sei­ne Fa­mi­lie über al­les an­de­re zu stel­len. Ei­ner mei­ner Söh­ne hat das be­reits ver­sucht. Er ist nach Chi­ca­go ge­zo­gen, hat einen an­de­ren Na­men an­ge­nom­men und sich die Na­se von ei­nem Chir­ur­gen ope­rie­ren las­sen. Ich glau­be nicht, daß er sich sei­ner El­tern schämt, aber er hat sich und sei­ner Fa­mi­lie auf die­se Wei­se ei­ne Men­ge Schwie­rig­kei­ten er­spart. Und ich bin mir ehr­lich ge­sagt noch nicht dar­über im kla­ren, ob ich ihn we­gen sei­ner An­pas­sungs­fä­hig­keit be­wun­dern oder we­gen die­ser Flucht einen Feig­ling nen­nen soll.“
    „Wir sind er­heb­lich vom The­ma ab­ge­wi­chen“, sag­te Co­rinth ver­le­gen. „Ei­gent­lich woll­ten wir doch heu­te abend ge­mein­sam über­le­gen, was uns und der gan­zen Welt be­vor­steht.“ Er run­zel­te nach­denk­lich die Stirn. „Mein IQ hat sich in­ner­halb der letz­ten Wo­chen von ein­hun­dert­sech­zig auf et­wa zwei­hun­dert er­höht. Ich den­ke Din­ge, die mir frü­her nie ein­ge­fal­len wä­ren. Mei­ne frü­he­ren be­ruf­li­chen Pro­ble­me er­schei­nen mir jetzt lä­cher­lich ein­fach. Aber al­les an­de­re ist kon­fus. Mei­ne Ge­dan­ken lau­fen mir manch­mal auf den selt­sams­ten, phan­tas­tischs­ten Bah­nen da­von. Ei­ni­ge sind ganz schön wild und mor­bid. Ich bin über­ner­vös, zu­cke bei je­dem hu­schen­den Schat­ten zu­sam­men und fürch­te mich ge­le­gent­lich oh­ne je­den Grund. Ab und zu kommt mir al­les völ­lig gro­tesk vor – wie in ei­nem Alp­traum.“
    „Du hast dich nur noch nicht an dei­ne neu­en Geis­tes­kräf­te ge­wöhnt, das ist al­les“, mein­te Sa­rah.
    „Ich emp­fin­de das glei­che wie Pe­te“, sag­te Shei­la.
    Ih­re Stim­me klang dünn und ängst­lich.
    „Es ist das Gan­ze nicht wert.“
    Die an­de­re Frau zuck­te die Ach­seln und brei­te­te die Hän­de aus. „Ich glau­be, für mich sind sie eher ei­ne Art großer Spaß.“
    „Ei­ne Fra­ge der grund­le­gen­den Per­sön­lich­keitss­truk­tur, die sich nicht ver­än­dert hat“, sag­te Man­del­baum. „Sa­rah war schon im­mer prak­tisch und nüch­tern ver­an­lagt. Du nimmst dei­ne neu­en Fä­hig­kei­ten wahr­schein­lich nicht ernst ge­nug, Sa­rah. Für dich sind ab­strak­te Ge­dan­ken und Über­le­gun­gen nur ein Spiel­zeug, das nichts mit dem Ernst der täg­li­chen Haus­ar­beit zu tun hat.“ Er ent­lock­te sei­ner Pfei­fe mäch­ti­ge Rauch­wol­ken. „Und ich ha­be die glei­chen ver­rück­ten Ein­fäl­le wie du, Pe­te, aber ich las­se mich nicht von ih­nen be­ein­flus­sen. Das ist ein rein phy­sio­lo­gi­sches Pro­blem, und für sol­che Scher­ze ha­be ich wirk­lich kei­ne Zeit. Im Au­gen­blick gibt es wich­ti­ge­re Din­ge. In­ner­halb der Ge­werk­schaft bil­det sich plötz­lich je­der ein, er ha­be die ein­zig rich­ti­ge Me­tho­de ent­deckt, nach der in Zu­kunft al­les ge­tan wer­den müs­se. Ein Kerl in der Elek­tri­ker­ge­werk­schaft bil­det sich ein, die Elek­tri­ker müß­ten strei­ken und an­schlie­ßend die Re­gie­rungs­ge­walt über­neh­men! Ir­gend je­mand hat neu­lich so­gar auf mich ge­schos­sen.“
    „Was?“ Die an­de­ren starr­ten ihn an.
    Man­del­baum zuck­te mit den Schul­tern. „Zum Glück war er ein mi­se­ra­bler Schüt­ze. Aber ei­ni­ge wer­den eben ver­rückt, wäh­rend an­de­re bös­ar­tig wer­den, wenn sie nicht wie die Mehr­zahl ein­fach Angst ha­ben. Wer wie ich ver­sucht, den Sturm ab­zu­war­ten und al­len Ver­än­de­run­gen nach Mög­lich­keit ent­ge­gen­zu­tre­ten, muß sich da­mit Fein­de ma­chen. Die Men­schen den­ken heut­zu­ta­ge we­sent­lich mehr nach, aber sie den­ken nicht mehr so ge­rad­li­nig wie frü­her.“
    „Das ist ganz lo­gisch“, mein­te Co­rinth. „Der Durch­schnitts­bür­ger …“ In die­sem Au­gen­blick wur­de er von dem Tür­sum­mer un­ter­bro­chen. „Das sind sie“, sag­te er. „Kommt rein!“
    Hel­ga Ar­nulf­sen trat ein, ih­re

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