Der Nebel weicht
hochgewachsene, schlanke Gestalt betonte Nat Lewis’ untersetzte Figur. Sie sah kühl, glatt und hart aus wie zuvor, aber unter ihren Augen lagen Schatten. „Hallo“, sagte sie tonlos.
„Probleme, was?“ fragte Sheila mitfühlend.
Helga verzog das Gesicht. „Alpträume.“
„Ich auch.“ Sheilas schlanke Gestalt erschauerte.
„Wo ist der Psychologe, den ihr mitbringen wolltet, Nat?“ fragte Corinth.
„Er sagte in letzter Minute ab“, entgegnete Lewis. „Hatte irgendeine Idee für einen neuen Intelligenztest. Und sein Partner war zu sehr damit beschäftigt, Ratten durch Labyrinthe zu jagen. Macht nichts, wir brauchen sie eigentlich auch gar nicht.“ Als einziger von ihnen wirkte er unbesorgt und unbeschwert, zu sehr damit beschäftigt, den neuen Horizont zu erforschen, um sich seiner eigenen Probleme bewußt zu sein. Er schlenderte zum Büfett hinüber und probierte ein Sandwich. „Mmmm – delikat. Sheila, warum schickst du diesen Langweiler nicht zum Teufel und heiratest mich?“
„Vom Regen in die Traufe?“ fragte sie lächelnd.
„Letzten Endes“, warf Corinth versonnen ein, „haben wir uns nicht aus einem speziellen Grund hier versammelt. Ich dachte nur, eine allgemeine Diskussion würde uns allen helfen, ein wenig Ordnung in unsere verwirrten Gedanken zu bringen, und uns vielleicht ein paar neue Ideen vermitteln.“
Lewis ließ sich am Tisch nieder. „Wie ich sehe, hat die Regierung endlich zugegeben, daß irgend etwas im Gange ist“, sagte er und deutete mit dem Kopf auf die neben ihm liegende Zeitung. „Es blieb ihr nichts anderes übrig, nehme ich an, aber das wird nichts an der Furcht ändern, die sich ausbreitet. Die Leute haben Angst, sie wissen nicht, was auf sie zukommt und – nun, als ich hierherkam, sah ich einen Mann, der schreiend durch die Straßen lief; er kreischte, daß das Ende der Welt gekommen sei. Im Central-Park hat es eine riesige Erweckungsversammlung gegeben. Vor einer Bar randalierten drei Betrunkene, und kein Polizist ließ sich blicken. Ich habe Feuerwehrsirenen gehört – irgendwo draußen in Queens wütet ein Großbrand.“
Helga zündete sich eine Zigarette an, sog den Rauch tief ein und schloß halb die Augen. „John Rossman ist im Augenblick in Washington“, sagte sie. Dann wandte sie sich nach kurzer Pause an die Mandelbaums und fügte hinzu: „Er ist vor einigen Tagen im Institut aufgetaucht, hat deine schlauen Jungs aufgefordert, die ganze Angelegenheit zu untersuchen und die Ergebnisse vorläufig noch geheimzuhalten, und ist dann in die Hauptstadt geflogen. Mit seiner Energie wird er alle Informationen herausholen, die herauszuholen sind, falls überhaupt jemand dazu in der Lage ist.“
„Ich glaube nicht, daß das viel sein wird, um ehrlich zu sein“, meinte Mandelbaum. „Auf der ganzen Welt werden sich vermutlich Kleinigkeiten zeigen, wie wir sie selbst erlebt haben. Sie addieren sich zu einer großen Umwälzung, ja, aber wir haben noch keine richtige Gesamtschau.“
„Wart’s nur ab“, sagte Lewis fröhlich, nahm sich ein zweites belegtes Brot und eine Tasse Kaffee. „Ich wage die Voraussage, daß sich die Dinge innerhalb einer Woche zu einer hübschen kleinen Katastrophe entwickeln werden.“
„Das Wesentliche ist …“ Corinth erhob sich aus dem Sessel, in den er sich hatte fallen lassen, und begann auf und ab zu gehen. „Das Wesentliche ist, daß die Veränderung noch immer anhält, sie ist noch nicht beendet. Soweit uns unsere Instrumente dies zeigen können – obwohl sie nicht allzu exakt sind, da sie selbst beeinflußt werden –, beschleunigt sie sich sogar noch.“
„Unter Berücksichtigung aller Fehlerquellen kann man, glaube ich, von
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