Der Nebel weicht
zertrümmert worden. Die Wirksamkeit eines Zaunes lag mindestens zur Hälfte darin, daß die Tiere zu unwissend waren, um lange genug dagegen anzurennen. Nun, jetzt wußten sie es, wie es schien.
„Ich werde den Burschen mit einem Bulldozer begraben müssen“, sagte Brock. Es wurde für ihn immer natürlicher, laut mit Joe zu reden. „Werde ich morgen tun. Jetzt wollen wir Abendbrot essen, Junge, und dann werden wir lesen und Musik hören. Von jetzt an sind wir allein, glaube ich.“
6
Jede Stadt ist ein lebender Organismus, aber Corinth war sich über dessen komplexes, schwieriges und labiles inneres Gleichgewicht nie richtig klar gewesen. Jetzt, da dieses Gleichgewicht nicht mehr existierte, trieb New York rasch auf den Zerfall, auf den Tod zu. Nur wenige U-Bahnen waren noch in Betrieb, ein Notdienst, der von denjenigen aufrechterhalten wurde, die pflichtbewußt genug waren, um eine völlig monoton und langweilig gewordene Arbeit fortzusetzen. Die Bahnhöfe waren leer und dunkel, und im Kreischen der Räder lag qualvolle Verlassenheit. Corinth ging zu Fuß zur Arbeit, folgte schmutzbedeckten Straßen, deren Verkehr zu einem armseligen Rest des früheren Stroms versickert war.
Erinnerung, fünf Tage alt: Die Straßen verstopft und blockiert, eine Stahlbarrikade, über 16 Kilometer lang, schrill und laut hupend, bis selbst die höchsten Fenster klirrten, erfüllte die Luft mit Auspuffgasen, die sich erstickend auf die Bronchien legten – blinde Panik, ein Mob, der aus einer Stadt floh, die er für erledigt hielt, mit einer Fluchtgeschwindigkeit, die bei ungefähr fünf Meilen pro Stunde lag. Zwei Wagen hatten ihre Stoßstangen ineinander verkeilt, und die Fahrer stiegen aus und kämpften, bis ihre Gesichter blutige Masken waren. Polizeihubschrauber waren ohnmächtig darüber hinweggebrummt wie monströse Fliegen. Das Wissen, daß die vervielfachte Intelligenz eine derartig tierhafte Stampede nicht verhindert hatte, stimmte traurig.
Diejenigen, die zurückgeblieben waren – vielleicht drei Viertel der Einwohner – machten irgendwie weiter. Gas, Wasser und Elektrizität waren streng rationiert. Noch tröpfelte Nahrung vom Land herein, aber man mußte exorbitante Preise dafür zahlen. Aber das Ganze war wie ein brodelnder, zischender Topf, der sich darauf vorbereitete überzukochen.
Erinnerung, drei Tage alt: Der zweite Harlem-Aufruhr – als die Furcht vor dem Unbekannten und Wut über jahrhundertealtes Unrecht sich zum Kampf erhoben hatten, aus keinem anderen Grund außer dem, daß untrainierte Gehirne ihre neuen Kräfte nicht kontrollieren konnten. Das gewaltige Brüllen brennender Mietskasernen, gigantische rote Flammen, die vor einem windigen Nachthimmel flackerten. Der züngelnde Schein, wie Blut auf tausend dunklen Gesichtern, Tausende schlecht gekleideter Körper, die fluchend, schreiend und kämpfend durch die Straßen wogten. Ein Messer schimmerte hell auf und stieß in eine menschliche Kehle. Ein gebrochenes Heulen unter dem Lärm des Feuers. Ein Schrei, als eine Frau zu Boden fiel und unter Hunderten von Füßen zertrampelt wurde. Die Hubschrauber schössen durch hocherhitzte Luft, drehten ab, wendeten, flohen vor den emporschlagenden Flammen. Und am Morgen leere Straßen, ein leichter Dunst bitteren Qualms, ein dünnes Weinen hinter zerschlagenen Fensterscheiben.
Ja, noch gab es einen dünnen, straff gespannten Anschein von Ordnung. Nur … wie lange noch?
Ein in Lumpen gekleideter Mann mit einem unordentlichen, neu aussehenden Bart schwadronierte an einer Straßenecke. Ungefähr ein Dutzend Leute umgab ihn, hörte ihm mit
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