Der Nebel weicht
Melken.“
„Was sollen wir mit der Milch von dreißig Kühen? Der Molkereiwagen ist schon seit drei Tagen nicht mehr gekommen.“
„Hmmm, ja … da müssen wir uns etwas einfallen lassen. Aber wir können nicht einfach ihre Euter platzen lassen.“
„Warum eigentlich nicht?“ murmelte Voss, folgte Brock aber in den Stall.
Dreißig Kühe zu melken war eine ziemlich harte Arbeit, trotz der verschiedenen Maschinen. Brock entschloß sich, trockenzumelken, aber das dauerte seine Zeit, man mußte das ganz langsam machen, und die Tiere waren dabei unruhig und nur schwer zu bändigen.
Er kam aus dem Stall, nahm eine Heugabel und fing an, den Schafen, die wie üblich abends von der Weide zurückkamen, Heu über den Zaun zu werfen. Als er fertig war, hörte er Joes wütendes Kläffen. Er drehte sich um und sah den riesigen Holstein-Stier der Farm langsam näher kommen.
Er hat sich losgerissen! Brocks Hand fuhr zur Pistole am Gürtel, dann wieder zurück zur Heugabel. Die nützte nicht viel bei solch einem Ungeheuer. Der Stier schnaubte, wühlte mit den Hufen im Boden und schüttelte seinen Kopf mit den gestutzten Hörnern.
„Okay, Junge.“ Brock ging langsam auf ihn zu, seine Zunge fuhr über die trockenen Lippen. Sein Herz klopfte bis zum Hals. „Okay, schön ruhig, zurück in den Stall mit dir!“
Joe knurrte, während er mit steifen Beinen neben seinem Herrn auf den Stier zuging. Der Stier senkte den Kopf und griff an.
Brock spannte die Muskeln an. Der Riese vor ihm schien den Himmel auszufüllen.
Brock zielte auf die Kehle. Das war ein Fehler, wie er erschrocken bemerkte, er hätte die Augen nehmen sollen. Die Gabel wurde ihm aus den Händen gerissen, und er spürte einen Schlag, der ihn zu Boden warf. Der Stier drückte seinen Schädel auf Brocks Brust, versuchte ihn mit den Hörnern, die er nicht besaß, zu zerfleischen.
Plötzlich brüllte er vor Schrecken und Schmerz wild auf. Joe war hinter ihn gelangt und hatte seine Fänge in die einzig richtige Stelle geschlagen. Der Stier wirbelte herum, ein Huf streifte Brocks Rippen. Der Mann riß die Pistole heraus und feuerte vom Boden aus. Der Stier fing an zu laufen. Brock rollte auf den Bauch, sprang auf die Füße und sprang neben den großen Kopf. Er setzte die Pistole hinter ein Ohr und schoß. Der Stier stolperte und fiel auf die Knie. Brock leerte die Waffe in seinen Schädel.
Dann brach er über dem Kadaver zusammen, und tiefe Schwärze senkte sich über ihn.
Er kam zu sich, als ihn Voss schüttelte.
„Bist du verletzt, Archie?“ Die Worte drangen ohne Bedeutung in seine Ohren. „Bist du verletzt?“
Brock ließ sich von Voss in die Hütte führen. Nach einem kräftigen Schluck fühlte er sich besser und unterzog sich einer Inspektion. „Alles in Ordnung“, murmelte er. „Prellungen und Abschürfungen, keine gebrochenen Knochen. Ich bin okay.“
„Das entscheidet die Sache.“ Voss zitterte schlimmer als Brock.
„Wir gehen hier weg.“
Der rote Haarschopf schüttelte sich verneinend. „Nein.“
„Bist du verrückt? Allein hier, mit den übergeschnappten, wild gewordenen Tieren, alles geht drunter und drüber. Bist du verrückt?“
„Ich bleibe.“
„Ich nicht. Ich bin fast entschlossen, dich zum Mitgehen zu zwingen.“
Joe knurrte. „Aus!“ sagte Brock. Plötzlich fühlte er nur noch eine große Müdigkeit. „Wenn du gehen willst“, entgegnete Brock, „dann gehe, aber laß mich hier. Mir wird nichts passieren.“
„Also …“
„Ich werde morgen einen Teil des Viehs zu Martinson hinübertreiben, falls er es haben will. Mit dem Rest werde ich fertig.“
Voss diskutierte noch eine Weile, gab dann auf, nahm den Jeep und fuhr davon. Brock lächelte, ohne recht zu wissen, warum.
Er untersuchte das Stiergehege. Das Gatter war mit einem zielgerichteten und entschlossenen Stoß
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