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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wirk­lich neue Sym­bo­le. Ross­man stand auf und tas­te­te sich durch das Halb­dun­kel zu ei­nem Schrank hin­über, öff­ne­te ei­ne Schub­la­de und nahm ei­ne Fla­sche her­aus. „Das ist ein zwei­und­vier­zi­ger Bur­gun­der, den ich ge­ret­tet ha­be“, sag­te er. (Leis­ten Sie mir da­bei Ge­sell­schaft?)
    „Si­cher, gern“, er­wi­der­te Man­del­baum. Er mach­te sich nicht viel aus Wein, aber wenn er da­mit ei­nem Freund hel­fen konn­te … Ross­man hat­te kei­ne Angst, er war alt und blick­te auf vie­le Jah­re zu­rück, aber er wirk­te trotz­dem ir­gend­wie ver­lo­ren. Die Welt wie ein Gent­le­man zu ver­las­sen – nun, das war auch ein Sym­bol.
    Ross­man füll­te zwei Kris­tall­po­ka­le und stell­te einen da­von vor Man­del­baum auf den Tisch. Sie stie­ßen an und tran­ken. Ross­man schloß einen Mo­ment lang die Au­gen, als wol­le er den Ge­schmack ganz aus­kos­ten. „An un­se­rem Hoch­zeits­tag hat es auch Bur­gun­der ge­ge­ben“, sag­te er dann.
    „Des­halb brau­chen Sie jetzt nicht gleich hin­ein­zu­wei­nen“, ant­wor­te­te Man­del­baum. „Der Schirm wird hal­ten. Es ist die glei­che Kraft, die die Nu­kleo­nen zu­sam­men­hält, es gibt nichts Stär­ke­res im Uni­ver­sum.“
    „Ich ha­be einen Toast auf das Wohl des tie­ri­schen Men­schen aus­ge­bracht“, er­klär­te Ross­man. (Sie ha­ben recht, das ist sein letz­tes Auf­bäu­men. Aber er war in vie­ler Be­zie­hung ei­ne no­ble Krea­tur.)
    „Stimmt“, sag­te Man­del­baum. (Er hat die raf­fi­nier­tes­ten Waf­fen er­fun­den.)
    „Die­se Ra­ke­ten …“ (Sie re­prä­sen­tie­ren ir­gend et­was. Sie sind schön, wis­sen Sie, sau­ber und glän­zend und vor al­lem völ­lig ehr­lich. Es hat meh­re­re ge­dul­di­ge Jahr­hun­der­te ge­dau­ert, bis der Punkt er­reicht war, an dem sie ge­baut wer­den konn­ten. Die Tat­sa­che, daß sie den Tod für uns tra­gen, ist rein zu­fäl­lig.)
    (Ich bin an­de­rer Mei­nung), ki­cher­te Man­del­baum, ein trau­ri­ges klei­nes Ge­räusch in der großen Stil­le, die sie um­gab.
    An der Wand hing ei­ne Uhr mit Leucht­zif­fer­blatt. Ihr Se­kun­den­zei­ger be­schrieb einen fau­len Kreis, noch einen und einen drit­ten. Das Em­pi­re State Buil­ding hob sich als ei­ne Säu­le aus Dun­kel­heit vor dem mat­ten Blau des Him­mels ab. Man­del­baum und Ross­man sa­ßen schwei­gend und in Ge­dan­ken ver­sun­ken da.
    Ein grel­les Glei­ßen wie ein großer, blen­den­der Blitz er­füll­te das Fir­ma­ment, der ge­sam­te Him­mel war plötz­lich ei­ne weiß­glü­hen­de, strah­len­de Halb­ku­gel.
    Man­del­baum be­deck­te sei­ne ge­blen­de­ten Au­gen und ließ den Po­kal klir­rend zu Bo­den fal­len. Er fühl­te die Strah­lung auf­fla­ckernd, ver­lö­schend und wie­der auf­fla­ckernd wie Son­nen­schein auf der Haut. Ein ge­wal­ti­ges Don­nern ließ die Stadt er­be­ben.
    … zwei, drei, vier.
    Da­nach herrsch­te ei­ne an­de­re Stil­le, in der die Echos sich dröh­nend zwi­schen den ho­hen Wän­den bra­chen. Ein war­mer Wind strich seuf­zend durch die Stra­ßen, und die großen Ge­bäu­de ka­men lang­sam zur Ru­he.
    „Nicht schlecht“, sag­te Man­del­baum. Er hat­te kei­ne be­son­de­ren Emo­tio­nen, ei­gent­lich gar kei­ne. Der Schirm hat­te funk­tio­niert, die Stadt leb­te – na schön, er konn­te al­so wie­der an die Ar­beit ge­hen. Er rief das Rat­haus an. „Hal­lo. Al­les okay? Al­so, wir müs­sen jetzt ak­tiv wer­den, über­prü­fen, ob es ir­gend­wo zur Pa­nik ge­kom­men ist, und …“
    Aus dem Au­gen­win­kel be­merk­te er Ross­man, der ru­hig in sei­nem Ses­sel saß, das halb­ge­leer­te Glas auf der Leh­ne.

 
12
     
    Co­rinth seufz­te und schob die Ar­beit zur Sei­te. Das Mur­meln der abend­li­chen Stadt drang schwach durch das of­fe­ne Fens­ter, das die Ok­to­ber­küh­le her­ein­ließ. Er frös­tel­te leicht, nahm sich ei­ne Zi­ga­ret­te und lehn­te sich ei­ne Wei­le rau­chend zu­rück.
    Raum­schif­fe, dach­te er trä­ge, drau­ßen in Brook­ha­ven bau­en sie das ers­te Ster­nen­schiff.
    Sein Bei­trag an dem Pro­jekt be­stand in der Be­rech­nung in­tra­nu­klea­rer Span­nun­gen un­ter dem Ein­fluß des Trieb­fel­des, ei­ne ei­ni­ger­ma­ßen

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