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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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of­fe­ne Hem­den, wei­te Ho­sen und Jeans, hier und da ein ge­wag­tes, prunk­vol­les Ex­pe­ri­ment. Äu­ßer­lich­kei­ten zähl­ten von Tag zu Tag we­ni­ger.
    Es gab kei­nen Di­ri­gen­ten. Die Mu­si­ker schie­nen zu im­pro­vi­sie­ren, sie wo­ben ih­re Me­lo­di­en in­ein­an­der und um einen un­hör­ba­ren Rah­men. Es war ei­ne küh­le Mu­sik, Eis und grü­ne Nord­mee­re, das Seuf­zen der Sai­ten­in­stru­men­te war mit ei­nem zwin­gen­den kom­ple­xen Rhyth­mus un­ter­legt. Co­rinth ver­lor sich ei­ne Zeit­lang dar­in, als er ver­such­te, sie zu ana­ly­sie­ren. Hin und wie­der brach­te ein Ak­kord ir­gend­ein selt­sa­mes Ge­fühl in ihm zum Klin­gen, und sei­ne Fin­ger schlös­sen sich um das Wein­glas. Ei­ni­ge Leu­te tanz­ten und er­fan­den im­mer neue Fi­gu­ren. Frü­her wür­de man das ei­ne Jam Ses­si­on ge­nannt ha­ben, aber da­für war es zu ent­le­gen und in­tel­lek­tu­ell, über­leg­te Co­rinth. Ein wei­te­res Ex­pe­ri­ment – die ge­sam­te Mensch­heit ex­pe­ri­men­tier­te, such­te nach im­mer neu­en We­gen in ei­ner Welt, die plötz­lich kei­nen Ho­ri­zont mehr be­saß.
    Er wand­te sich wie­der Hel­ga zu und über­rasch­te sie da­bei, daß sie ihn be­ob­ach­te­te. Er fühl­te, wie Blut heiß in sein Ge­sicht ström­te, und woll­te über et­was Un­ver­fäng­li­ches spre­chen. Aber die Über­ein­stim­mung, das Ver­ständ­nis, das zwi­schen ih­nen herrsch­te, war zu groß. Sie hat­ten zu­sam­men ge­ar­bei­tet und ein­an­der be­ob­ach­tet, und jetzt gab es ih­re ei­ge­ne Spra­che zwi­schen ih­nen, je­der Blick und je­de Ges­te be­deu­te­ten et­was, und die Be­deu­tun­gen spran­gen hin und her, ver­knüpf­ten sich, trenn­ten sich und tra­fen wie­der auf­ein­an­der, bis es so war, als ob man mit sich selbst sprach.
    „Ar­beit?“ frag­te Co­rinth laut und mein­te da­mit: (Wie ha­ben sich dei­ne Auf­ga­ben in letz­ter Zeit ent­wi­ckelt?)
    „Ganz gut“, ent­geg­ne­te sie aus­drucks­los. (Wir voll­brin­gen da ir­gend et­was He­ro­i­sches, glau­be ich. Die be­deu­tends­te Auf­ga­be der Welt­ge­schich­te viel­leicht. Aber ir­gend­wie in­ter­es­siert es mich be­son­ders …)
    „Glück­lich, daß du heu­te abend bei mir bist“, sag­te er. (Ich brau­che dich. Ich brau­che je­man­den in den dunklen Stun­den.)
    (Ich bin im­mer für dich da), sag­ten ih­re Au­gen.
    Ge­fähr­li­ches The­ma. Muß es mei­den.
    „Was hältst du von der Mu­sik?“ frag­te er schnell. „Mir scheint, sie sind auf dem Weg zu ei­ner an­ge­mes­se­nen Form für … den mo­der­nen Men­schen.“
    „Viel­leicht“, mein­te sie schul­ter­zu­ckend. „Aber mir sa­gen die al­ten Meis­ter im­mer noch mehr. Sie wa­ren mensch­li­cher.“
    „Ich fra­ge mich, ob wir noch mensch­lich sind, Hel­ga.“
    „Be­stimmt“, ent­geg­ne­te sie. „Wir wer­den im­mer blei­ben, was wir sind. Wir wer­den im­mer Lie­be und Haß, Mut und Furcht, La­chen und Schmerz ken­nen.“
    „Aber in der glei­chen Art?“ frag­te er nach­denk­lich. „Ich bin mir da nicht si­cher.“
    „Viel­leicht hast du recht“, mein­te sie. „Es wird zu schwer zu glau­ben, was ich glau­ben will. Da ist das …“
    Er nick­te, und sie lä­chel­te schwach: (Ja, wir wis­sen es bei­de, nicht wahr? Das und die gan­ze Welt da­zu.)
    Er seufz­te und ball­te einen Mo­ment lang die Fäus­te. „Manch­mal wün­sche ich, wir … Nein.“ Ich lie­be nur Shei­la.
    (Zu spät, nicht wahr, Pe­te?) sag­ten ih­re Au­gen. (Zu spät für uns bei­de.)
    „Tan­zen?“ frag­te er. (Da­mit wir es schnell ver­ges­sen.)
    „Gern.“ (Oh, wie … wie gern!)
    Sie stan­den auf und gin­gen auf die Tanz­flä­che. Er fühl­te ih­re Kraft, als er sei­ne Ar­me um ih­re Tail­le leg­te, und es war ihm, als ob er da­von zehr­te. Mut­ter­fi­gur? höhn­te es in ihm. Wenn schon. Die Mu­sik er­griff ihn jetzt stär­ker, ihr selt­sa­mer Rhyth­mus ging ihm jetzt ins Blut. Hel­gas Kopf war fast in der­sel­ben Hö­he wie sei­ner, aber sie ver­barg ihr Ge­sicht. Er war kein gu­ter Tän­zer und über­ließ ihr die Füh­rung, aber er emp­fand das Ver­gnü­gen rhyth­mi­scher kör­per­li­cher Be­we­gung deut­li­cher und schär­fer als vor der Ver­än­de­rung. Einen

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