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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Ma­le­rei, Bild­haue­rei, Mu­sik, Li­te­ra­tur und Ar­chi­tek­tur ent­wi­ckeln – in Aus­drucks­for­men, die nie­mand je zu­vor ge­dacht hat!“
    „Falls wir die rich­ti­ge Ge­sell­schaft her­vor­brin­gen.“ (Die Ge­schich­te zeigt, daß die Kunst im­mer da­zu ten­diert, de­ka­dent zu wer­den oder sich in blo­ßer Nach­ah­mung des Ver­gan­ge­nen zu ver­lie­ren. Of­fen­bar ist ei­ne Art Her­aus­for­de­rung not­wen­dig, um sie wie­der auf­zu­we­cken. Und auch hier, mein Freund, gilt, wir kön­nen nicht al­le Künst­ler wer­den.)
    „Nein?“ (Ich fra­ge mich, ob in Zu­kunft nicht je­der Mensch Künst­ler und Wis­sen­schaft­ler und Phi­lo­soph un …)
    „Wir brau­chen im­mer noch Füh­rer, An­trieb, Mo­ti­va­ti­on und ein Welt­sym­bol.“ (Das ist der Grund für un­se­re ge­gen­wär­ti­ge Lee­re: Wir ha­ben noch kein Sym­bol ge­fun­den. Wir be­sit­zen we­der My­then noch Träu­me. „Der Mensch ist das Maß al­ler Din­ge“ – was nützt uns das Maß, wenn es grö­ßer ist als al­les an­de­re?)
    „Wir sind noch im­mer ziem­lich klein und un­be­deu­tend.“ Man­del­baum zeig­te aus dem Fens­ter auf den blau schim­mern­den Him­mel. (Dort drau­ßen war­tet ein gan­zes Uni­ver­sum auf uns.)
    „Ich glau­be, das ist der An­satz zur rich­ti­gen Ant­wort“, sag­te Ross­man lang­sam. (Die Er­de ist zu klein ge­wor­den, aber der Welt­raum … viel­leicht fin­den wir dort die Her­aus­for­de­rung und die Träu­me, die wir brau­chen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß wir ein neu­es Ziel fin­den müs­sen.)
    Die Te­le­ko­mein­heit ne­ben Man­del­baum summ­te lei­se. Er streck­te die Hand aus und leg­te den Schal­ter um. Plötz­lich fühl­te er sich un­end­lich mü­de. Ei­gent­lich hät­te er in die­sem Au­gen­blick ner­vös und auf­ge­regt sein müs­sen, aber er spür­te nur ei­ne gren­zen­lo­se Er­schöp­fung.
    Der Ap­pa­rat klick­te ei­ni­ge Si­gna­le. „Raum­sta­ti­on mel­det Ra­ke­ten­start im Ural. Vier Flug­kör­per mit Kurs auf New York. Ge­schätz­te Flug­zeit noch zehn Mi­nu­ten.“
    „Zehn Mi­nu­ten!“ Ross­man pfiff lei­se zwi­schen den Zäh­nen. „Sie müs­sen einen Ato­man­trieb ha­ben.“
    „Zwei­fel­los.“ Man­del­baum stell­te die Ver­bin­dung zur Schutz­schirm­zen­tra­le im Em­pi­re State Buil­ding her. „Vol­le Kraft für eu­re Ap­pa­ra­te“, sag­te er. „Nur noch zehn Mi­nu­ten.“
    „Wie vie­le?“
    „Vier. Sie müs­sen da­mit rech­nen, daß wir zu­min­dest drei un­schäd­lich ma­chen, des­halb ha­ben sie be­stimmt mäch­ti­ge Un­ge­tü­me ge­schickt. Was­ser­stoff-Li­thi­um-Köp­fe, neh­me ich an.“
    „Vier, wie? Okay, wird ge­macht, Boß. Drücken Sie uns die Dau­men.“
    „Ich euch?“ Man­del­baum grins­te ver­zerrt und trenn­te die Ver­bin­dung.
    Die Stadt hat­te nur er­fah­ren, daß die Licht­quel­le auf dem Em­pi­re State Buil­ding zu Ver­suchs­zwe­cken in­stal­liert wor­den war. Aber als der bläu­li­che Schim­mer stär­ker wur­de und schließ­lich wie ei­ne Licht­glo­cke über der Stadt lag, wäh­rend gleich­zei­tig die Luft­schutz­si­re­nen zu heu­len be­gan­nen, muß­ten al­le die Wahr­heit ver­mu­ten. Man­del­baum dach­te an Män­ner, die ih­re Frau­en und Kin­der an sich preß­ten, und frag­te sich, was sonst noch ge­sche­hen moch­te. Be­te­ten die Men­schen? Nein, das war un­wahr­schein­lich; falls es in Zu­kunft noch ei­ne Re­li­gi­on gab, wür­de es nicht der Ani­mis­mus sein, der in der Ver­gan­gen­heit ge­nügt hat­te. Kämp­fe­ri­sche Be­geis­te­rung? Nein, das war eben­falls ein über­hol­ter My­thos. Wil­de Pa­nik? Viel­leicht, aber nicht sehr viel da­von.
    Ross­man hat ein Gut­teil der Wahr­heit er­kannt, über­leg­te Man­del­baum wei­ter. In die­ser Stun­de des Ge­richts kann der Mensch nichts an­de­res tun, als vor Angst zu wei­nen oder sich über die zu wer­fen, die er liebt, um sie mit sei­nem arm­se­li­gen Fleisch zu schüt­zen. Nie­mand konn­te ehr­lich glau­ben, er st­er­be für ei­ne gu­te Sa­che. Falls er jetzt die Faust gen Him­mel hob, ge­sch­ah das nicht aus Zorn über das Bö­se, son­dern war ein blo­ßer Re­flex.
    Lee­re … Ja, dach­te er, ich glau­be, wir brau­chen

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