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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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leuch­te­ten wie zwei ro­te Au­gen im Halb­dun­kel auf. Sie war­te­ten auf den Tod.
    „Frau“, sag­te Ross­man im Ton­fall leich­ten Ta­dels, was mein­te: (Ich be­grei­fe im­mer noch nicht, warum Sie Ih­rer Frau nichts da­von ge­sagt ha­ben und die­se Nacht nicht bei ihr sind. Es könn­te die letz­te Nacht Ih­res Le­bens sein.) „Ar­beit, Stadt, Zeit.“ Das im­mer noch le­ben­di­ge Schul­ter­zu­cken und ein nach­denk­li­cher Ton­fall: (Wir ha­ben bei­de un­se­re Ar­beit, sie im Ent­las­tungs­zen­trum, ich in der Ver­tei­di­gungs­zen­tra­le. Wir ha­ben es ja auch dem Rest der Stadt nicht ge­sagt, Sie und ich und die paar an­de­ren, die es wis­sen. Es ist bes­ser so, oder?) Wir konn­ten sie nicht eva­ku­ie­ren, sie kön­nen nir­gend­wo­hin, und schon der Ver­such wä­re ein Hin­weis für den Feind ge­we­sen, ei­ne Ein­la­dung, die Ra­ke­ten so­fort ab­zu­schie­ßen. Ent­we­der kön­nen wir die Stadt ret­ten oder nicht; im Au­gen­blick kön­nen wir nur war­ten und hof­fen, daß die Ver­tei­di­gung funk­tio­niert. (Ich woll­te Sa­rah nicht be­un­ru­hi­gen, sie wür­de sich Sor­gen um mich, um die Kin­der und un­se­re En­kel ma­chen. Nein, es muß eben pas­sie­ren, so oder so. Es wä­re mir na­tür­lich lie­ber, wir könn­ten Zu­sam­men­sein, Sa­rah und ich, die gan­ze Fa­mi­lie …) Man­del­baum drück­te mit sei­nen schwie­li­gen Dau­men den Ta­bak fes­ter in die Pfei­fe.
    (Die Brook­ha­ve­ner glau­ben, daß das Feld den Ex­plo­si­ons­druck und die Strah­lung auf­hal­ten wird), be­deu­te­te Ross­man. Wir ha­ben sie den ver­gan­ge­nen Mo­nat im ge­hei­men dar­an ar­bei­ten las­sen, da wir mit ei­nem An­griff rech­nen. Die Städ­te, von de­nen wir glau­ben, daß sie an­ge­grif­fen wer­den, sind jetzt ge­schützt – hof­fent­lich. (Aber es ist pro­ble­ma­tisch, mir wä­re es lie­ber, wenn wir ei­ne an­de­re Mög­lich­keit hät­ten.)
    „Wel­che?“ Wir wis­sen durch un­se­re Spio­ne und durch Schluß­fol­ge­run­gen, daß die So­wjets ih­re In­ter­kon­ti­nen­tal­ra­ke­ten wei­ter­ent­wi­ckelt ha­ben und daß sie ver­zwei­felt sind. Auf­stän­de zu Haus, Waf­fen und Hilfs­mit­tel für die Re­bel­len wer­den aus Ame­ri­ka ein­ge­schmug­gelt. Sie wer­den einen letz­ten Ver­such un­ter­neh­men, uns aus­zu­lö­schen, und wir ge­hen da­von aus, daß der An­griff heu­te nacht er­fol­gen wird. Aber wenn der fehl­schlägt, ha­ben sie ihr Pul­ver ver­schos­sen. Es muß ih­re letz­ten Re­ser­ven ver­schlun­gen ha­ben, die­se Ra­ke­ten zu ent­wi­ckeln und zu bau­en.
    „Laß sie sich im Kampf ge­gen uns er­schöp­fen, wäh­rend die Re­bel­len ihr Land über­neh­men. Dik­ta­tu­ren sind über­lebt.“
    „Aber was wird an ih­re Stel­le tre­ten?“
    „Das weiß ich nicht. Die Ra­ke­ten, auf die wir jetzt war­ten, sind mei­ner Mei­nung nach das letz­te Auf­bäu­men des pri­mi­ti­ven Men­schen. Ha­ben Sie nicht das zwan­zigs­te Jahr­hun­dert ein­mal als die Ära der schlech­ten Ma­nie­ren be­zeich­net? Bis­her wa­ren wir al­le dumm – un­glaub­lich dumm! Aber das ver­schwin­det jetzt al­les.“
    „Und hin­ter­läßt … nichts.“ Ross­man zün­de­te sich ei­ne wei­te­re Zi­ga­ret­te am Stum­mel der an­de­ren an. Das kur­ze ro­te Auf­leuch­ten ließ sein fein­ge­schnit­te­nes Ge­sicht scharf aus der Dun­kel­heit her­vor­tre­ten.
    „O ja“, fuhr er fort, „die Zu­kunft wird kei­ne Ähn­lich­keit mit der Ver­gan­gen­heit ha­ben. Wahr­schein­lich wird es im­mer noch ei­ne Ge­sell­schaft – oder Ge­sell­schaf­ten – ge­ben, aber sie wer­den nicht von der Art sein, wie wir sie bis­her ken­nen. Viel­leicht wird es sich um rein ab­strak­te, geis­ti­ge Ge­bil­de han­deln – In­ter­ak­ti­on auf sym­bo­li­scher, Ebe­ne. Trotz­dem kön­nen sich aus un­se­ren neu­en Fä­hig­kei­ten bes­se­re oder schlech­te­re Ge­sell­schafts­for­men ent­wi­ckeln, und ich glau­be, daß die schlech­teren sich durch­set­zen wer­den.“
    „Hm“, Man­del­baum zog kräf­tig an sei­ner Pfei­fe. „Ab­ge­se­hen von dem Um­stand, daß wir wie­der bei Null an­fan­gen müs­sen und da­her Feh­ler un­ver­meid­bar sind – warum soll­te das not­wen­di­ger­wei­se

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