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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Au­gen­blick lang wünsch­te er, ein Wil­der zu sein, der sei­ne Sor­gen und Küm­mer­nis­se in ei­nem Tanz für die Göt­ter ver­lor.
    Nein, für ihn war es da­zu zu spät. Er war ein Kind der Zi­vi­li­sa­ti­on … selbst jetzt; er war zu alt neu­ge­bo­ren wor­den. Aber was soll man tun, wenn man mit an­se­hen muß, wie die ei­ge­ne Frau lang­sam ver­rückt wird?
    Ach Liebs­te, könn­ten du und ich mit dem Schick­sal uns ver­schwö­ren … Was für ei­ne kin­di­sche Vor­stel­lung das doch war! Und doch hat­te sie ihm ein­mal ge­fal­len.
    Die Mu­sik en­de­te, und sie gin­gen zu­rück zum Tisch. Die Ma­schi­ne hat­te die Vor­spei­sen ge­bracht. Co­rinth schob Hel­ga den Stuhl zu­recht und sto­cher­te lust­los in sei­nem Ge­richt her­um. Hel­ga sah ihn wie­der an.
    „Shei­la?“ frag­te sie. (Es geht ihr in letz­ter Zeit nicht be­son­ders gut, oder?)
    „Nein.“ (Dan­ke, daß du fragst.) Co­rinth ver­zog das Ge­sicht. (Ih­re Ar­beit hilft ihr, die Zeit aus­zu­fül­len, aber sie wird nicht rich­tig da­mit fer­tig. Sie brü­tet, sie hat Vi­sio­nen oder ähn­li­ches und ih­re Alp­träu­me …)
    Oh, mein ge­quäl­ter Lieb­ling! „Aber warum?“ (Du und ich und die meis­ten an­de­ren Men­schen ha­ben uns in­zwi­schen an­ge­paßt, wir sind nicht mehr ner­vös oder un­ru­hig. Ich ha­be im­mer ge­dacht, sie sei über­durch­schnitt­lich aus­ge­gli­chen und ru­hig.)
    „Ihr Un­ter­be­wußt­sein …“ (Es spielt ir­gend­wie ver­rückt, und sie kann es nicht kon­trol­lie­ren. Sie macht sich Sor­gen über die Sym­pto­me, und das macht al­les nur noch schlim­mer …) „Sie ist für ei­ne sol­che Geis­tes­kraft ein­fach nicht ge­schaf­fen, sie kann sie nicht hand­ha­ben.“
    Ih­re Bli­cke tra­fen sich: Wir al­le ha­ben et­was von der al­ten Un­schuld ver­lo­ren, al­les, was wir wert­schätz­ten, ist von uns ge­nom­men, und wir ste­hen in un­se­rer Ver­las­sen­heit nackt und hilf­los da.
    Hel­ga hob den Kopf: (Wir müs­sen uns be­haup­ten. Ir­gend­wie müs­sen wir wei­ter­ma­chen). Aber die­se Ein­sam­keit!
    (Ich wer­de im­mer ab­hän­gi­ger von dir. Nat und Fe­lix ge­hen ganz in ih­rer Ar­beit auf. Shei­la braucht selbst Hil­fe, sie hat zu lan­ge ge­gen sich selbst ge­kämpft. Ich ha­be nur noch dich, und das ist nicht gut für dich.)
    (Es stört mich nicht.) Es ist al­les, was ich ha­be … jetzt wo ich mich nicht mehr selbst be­trü­gen kann.
    Ih­re Hän­de tra­fen sich auf dem Tisch. Dann, lang­sam, zog Hel­ga ih­re zu­rück und schüt­tel­te den Kopf.
    „Ver­flucht!“ Co­rinth ball­te die Fäus­te. (Könn­ten wir doch mehr über uns selbst her­aus­fin­den! Ei­ne an­wend­ba­re, funk­tio­nie­ren­de Psy­cho­the­ra­pie, das ist es, was wir brau­chen!)
    (Viel­leicht dau­ert es nicht mehr lan­ge. Es wird dar­an ge­ar­bei­tet.) Be­sänf­ti­gend: „Und wie kommst du vor­an?“
    „Ganz gut, glau­be ich.“ (Die Ster­ne wer­den noch vorm Früh­ling in Reich­wei­te sein. Aber wo­zu ist das gut? Was nüt­zen uns die Ster­ne?) Co­rinth starr­te in sein Glas. „Ich bin nicht mehr ganz nüch­tern. Ich re­de zu­viel.“
    „Das macht nichts, Lieb­ling.“
    Er sah sie an. „Warum hei­ra­test du nicht, Hel­ga? Such dir je­man­den, der zu dir paßt. Du kannst mich nicht aus mei­ner pri­va­ten Höl­le her­aus­ho­len.“
    Ihr Ge­sicht drück­te ent­schie­de­ne Ver­nei­nung aus.
    „Du soll­test mich aus dei­nem Le­ben strei­chen“, dräng­te er flüs­ternd.
    „Wür­dest du Shei­la aus dei­nem strei­chen?“ frag­te sie.
    Der Ro­bot­kell­ner nä­her­te sich laut­los, räum­te die Tel­ler ab und ser­vier­te den Haupt­gang. Co­rinth dach­te un­be­stimmt dar­an, daß er ei­gent­lich gar kei­nen Ap­pe­tit ha­ben dürf­te. Wur­den Kum­mer und Sor­gen tra­di­tio­nel­ler­wei­se nicht da­mit in Ver­bin­dung ge­bracht, daß man an Hun­ger und schlech­ter Ge­sund­heit ein­ging? Aber das Es­sen schmeck­te gut. Es­sen … hm, ja, ei­ne Art Kom­pen­sa­ti­on, wie Trin­ken, Tag­träu­men, Ar­bei­ten und was man sonst noch be­nen­nen moch­te.
    (Du mußt durch­hal­ten), sag­ten Hel­gas Au­gen. (Was auch kom­men mag, du darfst nicht den Mut ver­lie­ren – und dei­ne geis­ti­ge Ge­sund­heit, denn das ist das Er­be

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