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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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dei­nes Mensch­seins.)
    Nach ei­ner Wei­le schließ­lich sprach sie laut, drei kur­ze Wor­te über­wäl­ti­gen­der Be­deu­tung: „Pe­te, möch­test du“ (mit dem Schiff zu den Ster­nen flie­gen?)
    „Was?“ Er starr­te sie so ver­dutzt an, daß sie la­chen muß­te. Im nächs­ten Mo­ment sprach sie wei­ter, ernst­haft und un­per­sön­lich:
    „Es soll zwei Per­so­nen be­för­dern.“ (Es ist zum größ­ten Teil voll­au­to­ma­tisch, weißt du. Nat Le­wis hat mich über­re­det, ihm als Bio­lo­gen einen der Plät­ze zu ge­ben. Das Pro­blem, ob es ir­gend­wo im Uni­ver­sum Le­ben gibt …)
    Sei­ne Stim­me beb­te kaum merk­lich. „Ich wuß­te nicht, daß du be­stimmst, wer mit­fliegt.“
    „Nicht of­fi­zi­ell.“ (Prak­tisch aber kann ich je­de qua­li­fi­zier­te Per­son durch­set­zen, da es im we­sent­li­chen ein In­sti­tut­spro­jekt ist. Nat woll­te, daß ich mit­kom­me …) Sie tausch­ten ein kur­z­es Lä­cheln aus. Aber man braucht na­tür­lich einen Phy­si­ker. (Du kennst das Pro­jekt min­des­tens ge­nau­so­gut wie je­der an­de­re Be­tref­fen­de und hast auch ge­nau­so viel da­für ge­tan.)
    „Aber …“ Er schüt­tel­te den Kopf. „Ich wür­de lie­bend gern …“ (Nein, es gibt kein Wort, das stark ge­nug wä­re aus­zu­drücken, was ich mei­ne. Ich wür­de mei­ne Chan­ce auf Un­s­terb­lich­keit für ei­ne sol­che Mög­lich­keit ein­tau­schen. Als Kind ha­be ich in den war­men Som­mer­näch­ten stun­den­lang da­ge­le­gen, zum Mond her­auf­ge­st­arrt oder zum Mars, der wie ein ro­tes Au­ge im Him­mel hing, und ge­träumt.) „Aber ich muß an Shei­la den­ken. Ein an­der­mal, Hel­ga.“
    „Es wä­re kei­ne lan­ge Rei­se“, sag­te sie. (Ei­ne we­ni­ge Wo­chen dau­ern­de Kreuz­fahrt zwi­schen den nä­her ge­le­ge­nen Ster­nen, den­ke ich mir, um den An­trieb und ei­ni­ge neue­re astro­no­mi­sche Theo­ri­en zu über­prü­fen. Ich glau­be auch nicht, daß es mit ir­gend­ei­nem Ri­si­ko ver­bun­den ist – wür­de ich dich sonst ge­hen las­sen?) Trotz­dem wür­de ich je­de Nacht in den Him­mel star­ren, sei­ne über­wäl­ti­gen­de Käl­te spü­ren und ban­gen, ob er zu­rück­kehrt. (Ich glau­be, es ist ei­ne Chan­ce, die du ver­dient hast, da­mit du dei­nen in­ne­ren Frie­den wie­der­fin­dest. Mo­men­tan bist du ei­ne ver­lo­re­ne See­le, Pe­te. Du mußt et­was fin­den, das über dei­nen Pro­ble­men steht, über un­se­ren klein­li­chen Miß­hel­lig­kei­ten.)
    „Aber Shei­la …“
    „Es dau­ert noch ei­ni­ge Mo­na­te, bis das Schiff star­tet.“ (Bis da­hin kann al­les mög­li­che ge­sche­hen. Ich ha­be auch die neues­ten psych­ia­tri­schen For­schun­gen ver­folgt, es gibt einen neu­en, viel­ver­spre­chen­den Be­hand­lungs­an­satz.) Sie be­rühr­te sei­nen Arm. „Denk dar­über nach, Pe­te.“
    „Das wer­de ich“, sag­te er rauh.
    Ein Teil von ihm er­kann­te, daß sie ihm die­se über­wäl­ti­gen­de Chan­ce an­bot, um ihn ab­zu­len­ken, um ihm zu hel­fen, den Teu­fels­kreis aus Sor­gen und Trüb­sinn zu durch­bre­chen. Aber die­se Er­kennt­nis än­der­te nichts, es funk­tio­nier­te trotz­dem. Als sie wie­der auf die Stra­ße tra­ten, blick­te er zum Him­mel auf, sah ei­ni­ge Son­nen durch sei­nen Dunst schei­nen und fühl­te, wie ei­ne Wel­le der Er­re­gung in ihm auf­bran­de­te.
    Die Ster­ne! Mein Gott, die Ster­ne!

 
13
     
    Der Schnee fiel früh die­ses Jahr. Als Brock ei­nes Mor­gens aus dem Haus trat, war al­les weiß.
    Er blieb einen Au­gen­blick lang ste­hen und sah über das Land, die schnee­be­deck­ten Hü­gel, Fel­der und Stra­ßen, auf den stahl­grau­en Mor­gen, der am Ho­ri­zont däm­mer­te. Es war, als ob er den Win­ter nie zu­vor ge­se­hen hät­te – kah­le, schwar­ze Bäu­me vor ei­nem wind­stil­len, schwei­gen­den Him­mel, wei­ße, schwer­be­la­de­ne Dä­cher, Fens­ter mit Eis­blu­men und ei­ne ein­sa­me Krä­he, die düs­ter und trost­los auf ei­nem Te­le­fon­mast saß. Und wirk­lich, dach­te er, ei­gent­lich ha­be ich es ja auch noch nie ge­se­hen.
    Der Schnee­fall hat­te et­was wär­me­re Luft mit­ge­bracht, aber sein Atem drang im­mer noch als wei­ßer Ne­bel aus sei­ner Na­se, und er spür­te ein

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