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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Bren­nen in sei­nem un­ge­schütz­ten Ge­sicht. Er klatsch­te in die Hän­de – ein selt­sam lau­tes Ge­räusch in der Stil­le –, blies die Wan­gen auf und sag­te: „Na, Joe, es sieht so aus, als ob wir das nächs­te hal­be Jahr au­ßer Ge­fecht ge­setzt wä­ren. Schnee schon Mit­te No­vem­ber, und es wür­de mich nicht wun­dern, wenn es Os­tern auch noch weiß ist.“ Der Hund sah zu ihm auf, er ver­stand das meis­te, konn­te aber nur be­schränkt ant­wor­ten. Dann gab er sei­nen In­stink­ten nach und ras­te sprin­gend und kläf­fend über den Hof, um die Farm mit sei­nem Lär­men zu we­cken.
    Ei­ne klei­ne, un­ter­setz­te Ge­stalt, die so dick ver­mummt war, daß nur die Pro­por­tio­nen der Ar­me und Bei­ne zeig­ten, daß sie nicht mensch­lich war, kam aus dem Haus, er­schau­er­te, und schnell eil­te sie zu dem Mann. „Kalt“, schnat­ter­te sie. „Kalt, kalt.“
    „Es wird noch käl­ter, fürch­te ich, Me­hi­ta­bel“, sag­te Brock und leg­te der Schim­pan­sin ei­ne Hand auf den pel­zi­gen Kopf. Er fürch­te­te im­mer noch, daß die bei­den Af­fen den Win­ter nicht über­le­ben wür­den. Er hat­te al­les mög­li­che für sie ge­tan, ih­nen war­me Klei­dung ge­näht und sie nur im Haus oder im Stall be­schäf­tigt, wo es warm war, aber die bei­den hat­ten eben schwa­che und an­fäl­li­ge Lun­gen.
    Brock hoff­te ver­zwei­felt, daß sie am Le­ben blei­ben wür­den. Ob­wohl sie von Na­tur aus faul wa­ren, hat­ten sie ihm tap­fer ge­hol­fen; er wuß­te, daß er oh­ne sie mit den Vor­be­rei­tun­gen für den Win­ter nicht fer­tig ge­wor­den wä­re. Und vor al­lem wa­ren sie sei­ne Freun­de ge­wor­den – er konn­te sich mit ih­nen un­ter­hal­ten, nach­dem sie ei­ne Art Pid­gin­dia­lekt ent­wi­ckelt hat­ten. Sie hat­ten nicht viel zu sa­gen, und ihr sprung­haf­tes Den­ken blieb nie lan­ge bei ei­nem The­ma, aber selbst das war noch bes­ser als völ­li­ge Ein­sam­keit. Brock muß­te schon la­chen, wenn er sie an den Ge­rä­ten tur­nen sah, die er für sie ge­baut hat­te, und in die­sen Ta­gen war La­chen et­was Sel­te­nes ge­wor­den.
    Selt­sa­mer­wei­se ar­bei­te­te Me­hi­ta­bel am liebs­ten im Stall oder in der Scheu­ne, wäh­rend Jim­my am Herd stand und koch­te. Aber die­se Ein­tei­lung war im Grun­de ge­nom­men völ­lig un­wich­tig. Die bei­den Schim­pan­sen lös­ten je­de ge­stell­te Auf­ga­be rasch und ge­schickt.
    Brock ging über den Hof, wo­bei sei­ne Stie­fel schmut­zi­ge Spu­ren in dem Weiß zu­rück­lie­ßen, und öff­ne­te die Stall­tür. Aus dem Halb­dun­kel schlug ihm ei­ne Wel­le ani­ma­li­scher Wär­me ent­ge­gen. Me­hi­ta­bel schaff­te Heu und Ha­fer für die Tie­re her­an – fünf­zehn Kü­he, zwei Pfer­de und der Ele­fant Jum­bo –, wäh­rend Brock mit dem Melkei­mer bei den Kü­hen saß.
    Die zu­rück­ge­blie­be­nen Tie­re schie­nen sich un­ter­des­sen an die neue Ord­nung der Din­ge ge­wöhnt zu ha­ben. Brock krümm­te sich in­ner­lich. Sie ver­trau­ten ihm, wie die Men­schen frü­he­rer Zei­ten den Göt­tern ihr Ver­trau­en ge­schenkt hat­ten, und heu­te wür­de er ihr Ver­trau­en miß­brau­chen müs­sen. Er konn­te es nicht län­ger hin­aus­schie­ben, das wür­de es nur noch schwe­rer ma­chen.
    Die Tür öff­ne­te sich wie­der, und Wuh-Wuh kam her­ein­ge­hum­pelt, such­te sich einen Melk­sche­mel und mach­te sich eben­falls an die Ar­beit. Er schwieg da­bei, wäh­rend sei­ne Fin­ger me­cha­nisch ar­bei­te­ten, aber das war nicht au­ßer­ge­wöhn­lich. Brock ver­mu­te­te, daß Wuh-Wuh bis auf das un­be­stimm­ba­re Grun­zen, dem er sei­nen Na­men ver­dank­te, nicht spre­chen konn­te.
    Der Idi­ot war vor ei­ni­gen Wo­chen auf der Farm er­schie­nen – zer­lumpt, ver­dreckt und halb ver­hun­gert. Er muß­te aus ir­gend­ei­ner An­stalt ge­flüch­tet sein: ei­ne buck­li­ge Ge­stalt un­be­stimm­ba­ren Al­ters mit ei­nem häß­lich de­for­mier­ten Kopf und aus­drucks­lo­sen Au­gen. Wuh-Wuhs In­tel­li­genz hat­te sich of­fen­bar wie die al­ler an­de­ren Men­schen er­höht, aber auch das än­der­te nichts dar­an, daß er so­wohl geis­tig als auch kör­per­lich ver­krüp­pelt war.
    Er war bei sei­ner An­kunft nicht ge­ra­de

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