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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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mit Be­geis­te­rung emp­fan­gen wor­den. Die Ern­te lag da­mals be­reits in der Scheu­ne, und Brock hat­te schon ge­nü­gend Sor­gen, wenn er an den kom­men­den Win­ter dach­te. Die­ser zu­sätz­li­che Es­ser warf al­le sei­ne Be­rech­nun­gen über den Hau­fen. „Ich brin­ge ihn um, Boß“, sag­te Jim­my und griff nach ei­nem Mes­ser.
    „Nein“, ant­wor­te­te Brock. „Das wä­re nicht rich­tig.“
    „Ich ma­che es ganz schnell“, ver­si­cher­te Jim­my ihm grin­send, wäh­rend er die Schär­fe der Klin­ge mit dem Dau­men prüf­te. Aus ihm sprach die char­man­te Ein­fach­heit des Dschun­gels.
    „Nein, je­den­falls nicht jetzt.“ Brock lä­chel­te matt. Er war im­mer mü­de, und es gab im­mer ir­gend et­was zu tun. Wir sind die ver­lo­re­nen Scha­fe, und wie es scheint, ist mir die Rol­le des Leit­ham­mels zu­ge­fal­len. Wir müs­sen al­le in ei­ner Welt le­ben, die uns nicht ha­ben will. Nach ei­ner Wei­le füg­te er hin­zu: „Wir kön­nen je­man­den brau­chen, der ei­ne Men­ge Holz hackt.“
    Wuh-Wuh hat­te sich dem Le­ben auf der Farm ei­ni­ger­ma­ßen an­ge­paßt; er war völ­lig harm­los, nach­dem Jim­my – ver­mut­lich mit Hil­fe ei­nes Stocks – da­für ge­sorgt hat­te, daß er ei­ni­ge un­an­ge­neh­me An­ge­wohn­hei­ten ab­leg­te. Sei­ne An­we­sen­heit er­in­ner­te Brock täg­lich dar­an, daß es noch vie­le an­de­re Un­glück­li­che die­ser Art auf der Welt ge­ben muß­te, die um ihr Le­ben kämp­fen muß­ten, weil die Zi­vi­li­sa­ti­on sol­che Aus­ma­ße an­ge­nom­men hat­te, daß sie sich nicht mehr um die­ses mensch­li­che Strand­gut küm­mern konn­te oder woll­te. Er nahm an, daß die Schwach­sin­ni­gen sich ir­gend­wann zu­sam­men­fin­den und ei­ne Ge­mein­schaft grün­den muß­ten, um …
    Nun, wes­halb soll­te er es nicht zu­ge­ben? Er war ein­sam. Ge­le­gent­lich war die­ses Ge­fühl der Ein­sam­keit so über­wäl­ti­gend stark, daß er mit dem Ge­dan­ken an Selbst­mord spiel­te. Brock wuß­te, daß er nicht ewig nur da­für ar­bei­ten konn­te, sein nutz­lo­ses Le­ben zu er­hal­ten. Er brauch­te die Ge­sell­schaft an­de­rer Men­schen.
    Als er mit sei­ner Ar­beit fer­tig war, ließ er die Tie­re ins Freie, da­mit sie et­was Aus­lauf be­ka­men. Der Was­ser­trog war zu­ge­fro­ren, aber Jum­bo durch­brach die dün­ne Krus­te mit sei­nem Rüs­sel, so daß sie al­le trin­ken konn­ten. Spä­ter wür­de der Ele­fant da­zu ein­ge­setzt wer­den, mit der Not­pum­pe mehr Was­ser zu för­dern und in den Tank zu schaf­fen. Jum­bo war in­zwi­schen ziem­lich zot­tig. Brock hat­te nicht ge­wußt, wie­viel Haar ein Ele­fant ha­ben konn­te, wenn das Le­ben im Dschun­gel oder der Be­sit­zer es nicht re­gel­mä­ßig stutz­te.
    Er ging an den Heu­hau­fen hin­über, der ne­ben dem Schaf pferch lag. Zu An­fang hat­te er einen Bret­ter­zaun dar­um er­rich­ten müs­sen, da­mit die Scha­fe nicht das Heu ver­schlan­gen, nach­dem sie den Draht­zaun durch­bro­chen hat­ten, aber jetzt re­spek­tier­ten sie sei­ne Ab­sper­run­gen. Die Lau­ne ei­nes Got­tes … Er hät­te gern ge­wußt, wel­che selt­sa­men Ta­bu Vor­stel­lun­gen in ih­ren klei­nen Schä­deln herrsch­ten.
    Selbst vor der Ver­än­de­rung wa­ren die Scha­fe Tie­re mit ei­ge­ner Per­sön­lich­keit ge­we­sen, und Brock kann­te die vier­zig Scha­fe eben­so­gut wie die Men­schen, mit de­nen er frü­her Um­gang ge­habt hat­te. Die na­se­wei­se Ge­or­gi­na dräng­te die schüch­ter­ne Psy­che in ih­rer Ei­le bei­sei­te, die al­te Ma­rie An­to­i­net­te war­te­te ge­dul­dig, wäh­rend Jo­se­phi­ne vor Auf­re­gung mit al­len vier Bei­nen gleich­zei­tig in die Luft sprang. Dicht ne­ben ih­nen stand der präch­ti­ge Wid­der Na­po­le­on, der sich sei­ner Wür­de so sehr be­wußt war, daß er es nicht ein­mal nö­tig hat­te, ar­ro­gant zu sein. Wie konn­te er ei­nes die­ser Tie­re schlach­ten?
    Trotz­dem war das nicht mehr zu um­ge­hen. Er und Joe und Wuh-Wuh konn­ten nicht von Heu oder grob ge­mah­le­nem Mehl und Äp­feln und Ge­mü­se aus dem Kel­ler le­ben; Jim­my und Me­hi­ta­bel brauch­ten eben­falls ei­ne kräf­ti­ge Fleisch­brü­he – und dann gab es noch das Fell

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