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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nach hin­ten und bot die Keh­le dem war­ten­den Mes­ser dar. Psy­che blök­te ein­mal auf, und er sah die To­des­furcht in ih­ren Au­gen. Dann stieß der Af­fe zu, sie zuck­te kurz und lag dann still da.
    „Nimm … nimm …“ Brock stand auf. „Nimm du sie, Me­hi­ta­bel, ja?“ Es fiel ihm selt­sam schwer zu spre­chen. „Laß dir von Wuh-Wuh hel­fen. Ich ha­be noch et­was an­de­res zu tun.“
    Leicht stol­pernd ent­fern­te er sich, und Joe und Me­hi­ta­bel tausch­ten einen un­si­che­ren Blick aus. Für sie war das ein­fach et­was ganz Nor­ma­les ge­we­sen; sie konn­ten sich nicht vor­stel­len, warum ihr Füh­rer wei­nen soll­te.

 
14
     
    Wang Kao ar­bei­te­te an­ge­strengt, als der Pro­phet kam. Es war Win­ter, und das Land um das Dorf lag weiß und be­we­gungs­los, so­weit das Au­ge reich­te, aber es wür­de wie­der Früh­ling wer­den, und es muß­te ge­pflügt wer­den, und al­le Och­sen wa­ren da­von­ge­lau­fen. Män­ner, Frau­en und Kin­der wür­den die Pflü­ge zie­hen müs­sen, und Wang Kao woll­te ih­nen gern die Ar­beit so­weit wie mög­lich er­leich­tern. Er war da­bei, den nutz­lo­sen Trak­tor, das ein­zi­ge Über­bleib­sel der Kom­mu­nis­ten, aus­ein­an­der­zu­neh­men, um nach Ku­gel­la­gern zu su­chen, als der Ruf auf­klang, ein Frem­der nä­he­re sich über die Fel­der.
    Wang Kao seufz­te und leg­te sei­ne Ar­beit nie­der. Er tas­te­te sich durch das Halb­dun­kel der Hüt­te, die gleich­zei­tig sei­ne Schmie­de war, griff nach sei­nem Ge­wehr und der we­ni­gen ver­blie­be­nen Mu­ni­ti­on und zog sich ei­ne blaue, wat­tier­te Ja­cke über die Schul­tern. Es war ihm ein gu­ter Freund ge­we­sen, die­ses Ge­wehr. Es hat­te ihn über Hun­der­te von Ki­lo­me­tern be­glei­tet, nach­dem sich die Ar­mee in Meu­te­rei auf­ge­löst und er nach Haus ge­gan­gen war. Es wa­ren im­mer noch ver­spreng­te kom­mu­nis­ti­sche Grup­pen un­ter­wegs ge­we­sen, von den zu Ban­di­ten ge­wor­de­nen, ver­hun­gern­den Dörf­lern ganz zu schwei­gen. Selbst jetzt noch konn­te man nie­mals si­cher sein, worum es sich bei ei­nem ein­tref­fen­den Frem­den han­del­te. Der letz­te Frem­de war in ei­nem schim­mern­den Flug­zeug er­schie­nen, nur um die Nach­richt zu brin­gen, daß es ei­ne neue Re­gie­rung gab, un­ter der al­le Men­schen frei sei­en, aber die­se Re­gie­rung war weit weg und vor­läu­fig noch schwach, und die Men­schen muß­ten sich selbst ver­tei­di­gen, wenn es not­wen­dig wur­de.
    Sei­ne Nach­barn war­te­ten drau­ßen, die meis­ten zit­ter­ten ein we­nig in der Käl­te. Ei­ni­ge von ih­nen tru­gen Ge­weh­re wie er; der Rest war nur mit Mes­sern, Keu­len und Heu­ga­beln be­waff­net. Ihr Atem hing in wei­ßen Wol­ken vor ih­ren Ge­sich­tern. Hin­ter ih­nen stan­den die Frau­en, Kin­der und Al­ten in den Ein­gän­gen, be­reit, so­fort in De­ckung zu ge­hen.
    Wang Kao späh­te über den Schnee. „Es ist nur ein ein­zel­ner Mann“, sag­te er. „Ich se­he kei­ne Waf­fen.“
    „Er rei­tet auf ei­nem Esel und führt einen zwei­ten“, er­wi­der­te sein Nach­bar.
    Da ging et­was höchst Selt­sa­mes vor. Wer hat­te es seit der großen Ver­än­de­rung ge­schafft, mit ei­nem Tier fer­tig­zu­wer­den? Wang Kao fühl­te ein Pri­ckeln im Nacken.
    Der Mann, der sich ih­nen nä­her­te, war nicht mehr jung. Er lä­chel­te freund­lich, und ei­nes nach dem an­de­ren senk­ten sich die Ge­weh­re. Selt­sam, wie dünn er be­klei­det war, so als ob noch Som­mer sei! Er ritt bis an die Li­nie der Män­ner her­an und grüß­te sie höf­lich. Nie­mand frag­te ihn nach dem Zweck sei­nes Be­suchs, die Au­gen, die ihn an­blick­ten, wa­ren Fra­ge ge­nug.
    „Mein Na­me ist Wu Hsi“, sag­te er, „und ich ha­be ei­ne Bot­schaft für euch, die von Wert sein könn­te.“
    „Kommt her­ein, wer­ter Herr“, lud Wang Kao ihn ein, „und nehmt an, was un­se­re arm­se­li­ge Gast­freund­schaft Euch bie­ten kann. Es muß bit­ter kalt für Euch sein.“
    „Aber nein“, ent­geg­ne­te der Frem­de. „Das ist ein Teil mei­ner Bot­schaft. Die Men­schen brau­chen nie wie­der zu frie­ren, auch wenn sie kei­ne di­cke Klei­dung ha­ben. Man muß nur wis­sen, wie man nicht friert.“
    Er leg­te ein Bein

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