Der Nebel weicht
nach hinten und bot die Kehle dem wartenden Messer dar. Psyche blökte einmal auf, und er sah die Todesfurcht in ihren Augen. Dann stieß der Affe zu, sie zuckte kurz und lag dann still da.
„Nimm … nimm …“ Brock stand auf. „Nimm du sie, Mehitabel, ja?“ Es fiel ihm seltsam schwer zu sprechen. „Laß dir von Wuh-Wuh helfen. Ich habe noch etwas anderes zu tun.“
Leicht stolpernd entfernte er sich, und Joe und Mehitabel tauschten einen unsicheren Blick aus. Für sie war das einfach etwas ganz Normales gewesen; sie konnten sich nicht vorstellen, warum ihr Führer weinen sollte.
14
Wang Kao arbeitete angestrengt, als der Prophet kam. Es war Winter, und das Land um das Dorf lag weiß und bewegungslos, soweit das Auge reichte, aber es würde wieder Frühling werden, und es mußte gepflügt werden, und alle Ochsen waren davongelaufen. Männer, Frauen und Kinder würden die Pflüge ziehen müssen, und Wang Kao wollte ihnen gern die Arbeit soweit wie möglich erleichtern. Er war dabei, den nutzlosen Traktor, das einzige Überbleibsel der Kommunisten, auseinanderzunehmen, um nach Kugellagern zu suchen, als der Ruf aufklang, ein Fremder nähere sich über die Felder.
Wang Kao seufzte und legte seine Arbeit nieder. Er tastete sich durch das Halbdunkel der Hütte, die gleichzeitig seine Schmiede war, griff nach seinem Gewehr und der wenigen verbliebenen Munition und zog sich eine blaue, wattierte Jacke über die Schultern. Es war ihm ein guter Freund gewesen, dieses Gewehr. Es hatte ihn über Hunderte von Kilometern begleitet, nachdem sich die Armee in Meuterei aufgelöst und er nach Haus gegangen war. Es waren immer noch versprengte kommunistische Gruppen unterwegs gewesen, von den zu Banditen gewordenen, verhungernden Dörflern ganz zu schweigen. Selbst jetzt noch konnte man niemals sicher sein, worum es sich bei einem eintreffenden Fremden handelte. Der letzte Fremde war in einem schimmernden Flugzeug erschienen, nur um die Nachricht zu bringen, daß es eine neue Regierung gab, unter der alle Menschen frei seien, aber diese Regierung war weit weg und vorläufig noch schwach, und die Menschen mußten sich selbst verteidigen, wenn es notwendig wurde.
Seine Nachbarn warteten draußen, die meisten zitterten ein wenig in der Kälte. Einige von ihnen trugen Gewehre wie er; der Rest war nur mit Messern, Keulen und Heugabeln bewaffnet. Ihr Atem hing in weißen Wolken vor ihren Gesichtern. Hinter ihnen standen die Frauen, Kinder und Alten in den Eingängen, bereit, sofort in Deckung zu gehen.
Wang Kao spähte über den Schnee. „Es ist nur ein einzelner Mann“, sagte er. „Ich sehe keine Waffen.“
„Er reitet auf einem Esel und führt einen zweiten“, erwiderte sein Nachbar.
Da ging etwas höchst Seltsames vor. Wer hatte es seit der großen Veränderung geschafft, mit einem Tier fertigzuwerden? Wang Kao fühlte ein Prickeln im Nacken.
Der Mann, der sich ihnen näherte, war nicht mehr jung. Er lächelte freundlich, und eines nach dem anderen senkten sich die Gewehre. Seltsam, wie dünn er bekleidet war, so als ob noch Sommer sei! Er ritt bis an die Linie der Männer heran und grüßte sie höflich. Niemand fragte ihn nach dem Zweck seines Besuchs, die Augen, die ihn anblickten, waren Frage genug.
„Mein Name ist Wu Hsi“, sagte er, „und ich habe eine Botschaft für euch, die von Wert sein könnte.“
„Kommt herein, werter Herr“, lud Wang Kao ihn ein, „und nehmt an, was unsere armselige Gastfreundschaft Euch bieten kann. Es muß bitter kalt für Euch sein.“
„Aber nein“, entgegnete der Fremde. „Das ist ein Teil meiner Botschaft. Die Menschen brauchen nie wieder zu frieren, auch wenn sie keine dicke Kleidung haben. Man muß nur wissen, wie man nicht friert.“
Er legte ein Bein
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