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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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und Nie­der­gang, Haß, Träu­me und Ängs­te, Hoff­nung, Lie­be und Sehn­sucht, das gan­ze viel­schich­ti­ge Sein von Mil­li­ar­den den­ken­der und emp­fin­den­der We­sen – wur­de von der Dun­kel­heit ver­schluckt.
    Co­rinth sah nach drau­ßen und ließ dem Schau­er krea­tür­li­cher Be­stür­zung, der in ihm auf­kam, frei­en Lauf. Der Kos­mos war zu groß. Wie schnell die Men­schen ihn auch durch­ei­len moch­ten, wie weit sie da­bei in Jahr­tau­sen­den ka­men und wel­che gi­gan­ti­schen An­stren­gun­gen sie un­ter­nah­men, es wür­de nicht mehr sein als ein ra­sches, kur­z­es Auf­schim­mern in ei­nem ver­ges­se­nen Win­kel des großen Schwei­gens. Schon die­ses ein­zel­ne Staub­korn von Ga­la­xis war so un­faß­bar ge­wal­tig, daß er es selbst jetzt, mit sei­ner po­ten­zier­ten In­tel­li­genz, nicht wirk­lich be­grei­fen konn­te; selbst in ei­ner Mil­li­on Jah­ren konn­te man sie nicht völ­lig ken­nen­ler­nen; und da­hin­ter und wie­der da­hin­ter la­gen schim­mern­de Ster­nen­in­seln, ei­ne Gren­zen­lo­sig­keit, die die Vor­stel­lungs­kraft spreng­te. Der Mensch moch­te nach drau­ßen grei­fen, bis der Kos­mos selbst ver­ging, und wür­de doch nichts ge­gen sei­ne acht­lo­se Un­er­meß­lich­keit er­rei­chen.
    Es war ei­ne se­gens­rei­che Er­kennt­nis, brach­te sie doch ei­ne De­mut mit sich, der es sei­nem neu­en, küh­len Den­ken man­gel­te. Und es tat gut zu wis­sen, daß es im­mer ei­ne Gren­ze und ei­ne Her­aus­for­de­rung ge­ben wür­de; das Be­wußt­sein der fros­ti­gen Un­end­lich­keit wür­de die Men­schen auch en­ger zu­ein­an­der­brin­gen, um sich zu stüt­zen und zu wär­men, und es wür­de sie viel­leicht al­lem Le­ben ge­gen­über freund­li­cher ma­chen.
    „Das macht neun­zehn Pla­ne­ten, die wir be­sucht ha­ben, vier­zehn da­von mit in­tel­li­gen­tem Le­ben“, sag­te Le­wis lang­sam in die Stil­le des Schif­fes hin­ein.
    Co­rinths Ge­dan­ken wan­der­ten zu­rück zu dem, was er ge­se­hen hat­te: die Ber­ge, Ozea­ne und Wäl­der gan­zer Wel­ten, das Le­ben, das dort pracht­voll er­blüh­te oder um das Über­le­ben kämpf­te, und das be­wuß­te Den­ken, das sich ent­wi­ckelt hat­te, um die blin­de Na­tur zu be­herr­schen. Es war ei­ne phan­tas­ti­sche Viel­falt von For­men und Zi­vi­li­sa­tio­nen ge­we­sen. Hüp­fen­de, ge­schwänz­te Bar­ba­ren, die in ih­ren Sümp­fen heul­ten; ei­ne ed­le, sanft­mü­ti­ge Ras­se zar­ter We­sen, mit ei­ner Haut wie sil­ber­be­stäub­tes Blei, zog rie­si­ge Blü­ten aus ir­gend­wel­chen un­be­kann­ten sym­bo­li­schen Grün­den; ei­ne rauch­ver­han­ge­ne, von glü­hen­den Nar­ben be­deck­te Welt, auf der die im wil­dem, hys­te­ri­schen Haß ge­fan­ge­nen Na­tio­nen im To­des­griff ei­nes Atom­kriegs dem ge­mein­sa­men Un­ter­gang zu­trie­ben; We­sen von zen­tau­ren­haf­ter Ge­stalt flo­gen zwi­schen den Pla­ne­ten ih­rer Son­ne da­hin und träum­ten da­von, die Ster­ne zu er­rei­chen; auf ei­nem ei­si­gen, gif­ti­gen Pla­ne­ten­gi­gan­ten hat­ten sich drei ver­schie­de­ne in­tel­li­gen­te Gat­tun­gen von mons­trö­sen Was­ser­stof­fat­mern ent­wi­ckeln kön­nen, so rie­sig war sei­ne Ober­flä­che; die welt­um­span­nen­de Zi­vi­li­sa­ti­on ei­nes zwei­bei­ni­gen Vol­kes, das fast mensch­lich aus­sah, war so um­fas­send, un­fle­xi­bel und un­wan­del­bar or­ga­ni­siert, daß jeg­li­che In­di­vi­dua­li­tät ver­lo­ren­ge­gan­gen war, ja, das Be­wußt­sein selbst däm­mer­te lang­sam auf sein völ­li­ges Ver­lö­schen hin, da amei­sen­glei­che Rou­ti­ne die Rol­le des Den­kens über­nahm; ei­ne Ras­se klei­ner, schnau­zen­be­wehr­ter We­sen hat­te spe­zia­li­sier­te Pflan­zen ent­wi­ckelt, die all ih­re Be­dürf­nis­se be­frie­dig­ten, und sich so ein tro­pi­sches Pa­ra­dies des Mü­ßig­gangs ge­schaf­fen; auf ei­ner von Rin­gen um­ge­be­nen Welt hat­te ei­ne Na­ti­on von vie­len Wohl­stand und Macht als Be­weg­grün­de ver­wor­fen und sich ei­nem lei­den­schaft­li­chen, fast be­ses­se­nem Künst­ler­tum er­ge­ben. O ja, sie hat­ten viel ge­se­hen, und viel da­von war fremd und selt­sam

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