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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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die ein­mal vor vie­len hun­dert Jah­ren nach mir ge­schnappt hat. Aber man kann Sie so leicht nas­füh­ren.
    Ein al­tes Lied ging ihr durch den Kopf:
     
    „He is dead and go­ne, la­dy,
    He is dead and go­ne;
    At his head a grass green turf,
    At his heels a sto­ne.“ {3}
     
    Nein, sag­te sie zu der an­de­ren, die in ih­rem Kopf sang. Geh weg. Die See groll­te und tos­te, und der Schnee fiel di­cker ge­gen die Fens­ter. Ihr war, als ob die Welt sich um sie zu­sam­men­zog. „Pe­te“, flüs­ter­te sie. „Pe­te, Lieb­ling, ich brau­che dich so sehr. Bit­te, komm zu­rück.“

 
16
     
    Sie schös­sen aus dem Feld, und die nächs­ten Mi­nu­ten wa­ren furcht­bar. Dann:
    „Wo sind wir?“
    Die un­be­kann­ten Kon­stel­la­tio­nen um sie her­um glit­zer­ten, und die Stil­le war so ge­wal­tig, daß ih­nen der Atem laut und hart in den Oh­ren klang.
    „Ich weiß es nicht“, stöhn­te Le­wis. „Und es ist mir auch egal. Laß mich schla­fen, ja?“
    Er stol­per­te durch die en­ge Ka­bi­ne und fiel vor Übel­keit zit­ternd in ei­ne Ko­je. Co­rinth be­ob­ach­te­te ihn ei­ni­ge Se­kun­den lang durch das Flim­mern vor sei­nen Au­gen und wand­te sich dann wie­der den Ster­nen zu.
    Das ist doch lä­cher­lich, sag­te er scharf zu sich selbst. Du bist wie­der frei. Du kannst dein Ge­hirn und dei­ne In­tel­li­genz wie­der voll ein­set­zen. Al­so mach auch Ge­brauch da­von!
    Sein Kör­per schau­der­te vor Schmerz. Das Le­ben war nicht ge­schaf­fen für sol­che Ver­än­de­run­gen. Die plötz­li­che Rück­kehr in die al­te Dumpf­heit, tau­be Ta­ge, die sich zu Wo­chen dehn­ten, wäh­rend das Schiff un­kon­trol­liert im­mer wei­ter in den Raum ras­te, und dann der ab­rup­te Aus­tritt in den frei­en Raum und das Ner­ven­sys­tem, das au­gen­blick­lich in vol­ler In­ten­si­tät auf­fla­cker­te – es hät­te sie ei­gent­lich tö­ten müs­sen.
    Es wird vor­über­ge­hen, es wird vor­über­ge­hen, aber wäh­rend­des­sen rast das Schiff im­mer wei­ter in den lee­ren Raum, ent­fernt sich mit je­der Se­kun­de wei­ter von der Er­de. Wir müs­sen es stop­pen!
    Er saß da, um­klam­mer­te die Leh­nen sei­nes Ses­sels und kämpf­te ge­gen den tro­ckenen Brech­reiz.
    Ru­hig, be­fahl er sich, ganz ge­las­sen, lang­sam, brem­se den ra­sen­den Pub, ent­span­ne die Mus­keln, die an den Kno­chen zer­ren, däm­me die Feu­er des Le­bens ein, und laß sie so lang­sam wie­der auf­flam­men, wie es ih­nen ge­ziemt.
    Er dach­te an Shei­la, die auf ihn war­te­te, und ihr Bild war der ru­hen­de Pol in sei­nem wir­beln­den Uni­ver­sum. Er fühl­te, wie sich die Kraft, sei­nem Wil­len ge­hor­chend, lang­sam in ihm aus­brei­te­te. Es war ein Sieg des be­wuß­ten Den­kens, das krampf­haf­te Keu­chen sei­ner Lun­gen zu be­en­den, aber als er er­run­gen war, schi­en das Herz von selbst lang­sa­mer zu wer­den. Die Übel­keit ver­ging, das Zit­tern hör­te auf, der Blick klär­te sich, und Pe­ter Co­rinth wur­de sich sei­ner selbst voll be­wußt.
    Er stand auf, roch den sau­ren Ge­stank von Er­bro­che­nem und ak­ti­vier­te die Ma­schi­ne, die die Ka­bi­ne rei­nig­te. Er sah auf die Bild­schir­me und nahm das Bild des Him­mels in sich auf. Das Schiff muß­te wäh­rend ih­rer blin­den Ra­se­rei durch das All mehr­mals Ge­schwin­dig­keit und Rich­tung ge­wech­selt ha­ben, sie konn­ten über­all in die­sem Arm der Ga­la­xis sein, aber …
    Ja, da wa­ren die Ma­gellan­wol­ken, Geis­ter vor der schwar­zen Nacht, und je­nes dunkle Loch dort muß­te der Koh­len­sack sein, und dann dort der große Stern­ne­bel: An­dro­me­da – Sol muß­te un­ge­fähr in die­ser Rich­tung lie­gen. Un­ge­fähr drei Wo­chen Fahrt mit höchs­ter Pseu­do­ge­schwin­dig­keit; dann wür­den sie sich – na­tür­lich – durch die lo­ka­le Re­gi­on tas­ten müs­sen, um den höchst ge­wöhn­li­chen gel­ben Zwerg zu fin­den, der die Son­ne der Men­schen war. Das wür­de ei­ni­ge Ta­ge oder viel­leicht so­gar ei­ni­ge Wo­chen in An­spruch neh­men. Mehr als einen Mo­nat im gan­zen!
    Es war nicht zu än­dern, wie un­ge­dul­dig er auch war. Emo­tio­nen wa­ren von ih­rer Ur­sa­che her ein psy­cho­phy­si­scher Zu­stand und soll­ten als sol­cher

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