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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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kon­trol­lier­bar sein. Co­rinth zwang die ra­sen­de Un­ge­duld und den Kum­mer aus sei­nem In­nern, zwang sich zu nüch­ter­ner Ru­he und Ent­schlos­sen­heit. Er ging zu den Kon­trol­len und lös­te ihr ma­the­ma­ti­sches Pro­blem, so gut es ihm mit den zur Ver­fü­gung ste­hen­den un­zu­rei­chen­den Da­ten mög­lich war. Mit ei­ni­gen ra­schen Grif­fen un­ter­brach er den Flug des Schif­fes, wen­de­te es und ließ es in Rich­tung Sol ra­sen.
    Le­wis war ohn­mäch­tig, und Co­rinth brach­te ihn nicht zu Be­wußt­sein. Er ließ ihn den Schock der Neu­an­pas­sung weg­schla­fen. Au­ßer­dem woll­te er so­wie­so un­ge­stört nach­den­ken.
    Er dach­te an die schreck­li­chen Wo­chen im In­ne­ren des Fel­des zu­rück. Le­wis und er hat­ten das Ge­fühl ge­habt, ihr Le­ben seit dem Start des Raum­schif­fes sei nur ein Traum ge­we­sen. Sie konn­ten sich kaum vor­stel­len, was sie in die­ser Zeit ge­tan hat­ten; sie konn­ten nicht mehr den­ken und füh­len, wie ih­re an­de­ren Ichs ge­dacht und ge­fühlt hat­ten. Die Ge­dan­ken­gän­ge und Schluß­fol­ge­run­gen, die die Re­or­ga­ni­sa­ti­on der Welt und den Bau des Schif­fes in­ner­halb we­ni­ger Mo­na­te mög­lich ge­macht hat­ten, wa­ren für den tier­haf­ten Men­schen zu kom­plex, sub­til und ver­äs­telt, um ih­nen zu fol­gen. Nach ei­ner Wei­le hat­ten ih­re Ge­sprä­che und ihr ver­zwei­fel­tes Plä­ne­schmie­den ei­ner hoff­nungs­lo­sen Apa­thie Platz ge­macht, und sie hat­ten dumpf dar­auf ge­war­tet, ent­we­der ge­tö­tet oder be­freit zu wer­den.
    Hm, dach­te Co­rinth am Rand ei­nes Ver­stan­des, der sich gleich­zei­tig mit ei­nem Dut­zend an­de­rer Din­ge be­schäf­tig­te, wie es aus­sieht, wur­den wir be­freit.
    Er saß da, sah die über­wäl­ti­gen­de Pracht des Him­mels, und das Be­wußt­sein, daß es nach Hau­se ging, daß er im­mer noch am Le­ben war, oh­ne dem Wahn­sinn ver­fal­len zu sein, pul­sier­te als war­mes Glücks­ge­fühl in ihm. Aber die neue küh­le Ge­las­sen­heit, zu der er sich ge­zwun­gen hat­te, um­gab ihn wie ein Pan­zer. Er konn­te ihn im ge­eig­ne­ten Mo­ment ab­le­gen und wür­de es tun, aber al­lein die Tat­sa­che, daß er exis­tier­te, war über­wäl­ti­gend.
    Er hät­te vor­her­se­hen müs­sen, daß es da­hin kom­men wür­de. Zwei­fel­los hat­ten es be­reits vie­le auf der Er­de für sich ent­deckt, wa­ren aber nicht in der La­ge ge­we­sen, die Kun­de da­von zu ver­brei­ten, da die Kom­mu­ni­ka­ti­on im­mer noch bruch­stück­haft war. Die Ge­schich­te der Mensch­heit hat­te sich in ge­wis­ser Hin­sicht als end­lo­ser Kampf zwi­schen In­stinkt und In­tel­li­genz dar­ge­stellt, zwi­schen dem un­kon­trol­lier­ten Rhyth­mus des Or­ga­nis­mus und den sich selbst er­schaf­fen­den Aus­drucks­for­men des Be­wußt­seins. Das hier nun war der end­gül­ti­ge Tri­umph des Geis­tes.
    Für ihn war es plötz­lich ge­kom­men, der Schock des er­neu­ten Auf­bre­chens höchs­ter Neuralak­ti­vi­tät hat­te die Ver­än­de­rung, die mehr la­tent in ihm statt­fand, ex­trem be­schleu­nigt. Aber auch für die nor­ma­len Men­schen wür­de sie bald kom­men – all­mäh­lich und gleich­mä­ßig viel­leicht, aber bald.
    Die Ver­än­de­rung der mensch­li­chen Na­tur und der Ge­sell­schaft, die das mit sich brin­gen wür­de, konn­te nicht ein­mal er sich vor­stel­len. Ein Mensch wür­de im­mer Be­weg­grün­de ha­ben, er wür­de im­mer noch Ta­ten­drang ver­spü­ren, aber er wür­de sei­ne Wün­sche und Sehn­süch­te be­wußt aus­wäh­len. Sei­ne Per­sön­lich­keit wür­de sich ent­spre­chend den in­tel­lek­tu­ell er­kann­ten Er­for­der­nis­sen der Si­tua­ti­on emo­tio­nal um­stel­len. Er wür­de kein Ro­bo­ter sein, nein, aber auch nicht mehr das, was er in der Ver­gan­gen­heit ge­we­sen war. So­bald die neu­en Tech­ni­ken voll aus­ge­ar­bei­tet wa­ren, wür­den psy­cho­so­ma­ti­sche Krank­hei­ten ver­schwin­den, und selbst or­ga­ni­sche Pro­ble­me soll­ten dann in ho­hem Grad durch den Wil­len kon­trol­lier­bar sein. Kei­ne Schmer­zen mehr; je­der konn­te so­viel über Me­di­zin ler­nen, daß er sich um den Rest küm­mern konn­te – und es

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