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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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wür­de kei­ne Ärz­te mehr ge­ben. Viel­leicht … auch kei­nen Tod mehr? Nein, das schi­en un­wahr­schein­lich. Der Mensch war im­mer noch ein sehr end­li­ches We­sen. Selbst jetzt hat­te er noch na­tür­li­che Gren­zen, was und wo im­mer sie auch sein moch­ten. Ein wirk­lich un­s­terb­li­cher Mensch wür­de schließ­lich un­ter der Last sei­ner Er­fah­run­gen zu­sam­men­bre­chen, die Mög­lich­kei­ten sei­nes Ner­ven­sys­tems wür­den sich er­schöp­fen.
    Nichts­de­sto­trotz soll­te ei­ne Le­bens­span­ne von meh­re­ren Jahr­hun­der­ten er­reich­bar sein, und das Schreck­ge­spenst des Al­terns, der lang­sa­me Zer­fall, den man Se­ni­li­tät nann­te, konn­te ver­bannt wer­den.
    Wan­del­ba­rer Mensch – in­tel­lek­tu­el­ler Mensch – Un­end­lich­keit!
     
    Der Stern war Sol ziem­lich ähn­lich – ein we­nig grö­ßer, ein we­nig röt­li­cher, aber er hat­te Pla­ne­ten, und ei­ner war der Er­de ver­gleich­bar. Co­rinth ließ das Schiff in die At­mo­sphä­re der Nacht­sei­te ein­tau­chen.
    De­tek­to­ren tas­te­ten die Ober­flä­che ab. Die Strah­lung blieb im Be­reich des üb­li­chen Hin­ter­grund­ge­räuschs – das hieß, daß kei­ne Atom­ener­gie be­nutzt wur­de, aber es gab Städ­te, de­ren Ge­bäu­de von in­nen her­aus in kal­tem Licht er­strahl­ten, so­wie Ma­schi­nen und Funk­ver­kehr und einen welt­wei­ten Ver­kehr. Sie nah­men die Stim­men auf, die durch die Nacht dran­gen, viel­leicht konn­te die Spra­che spä­ter ana­ly­siert wer­den.
    Die Ein­ge­bo­re­nen, die in Se­kun­den­bruch­tei­len be­ob­ach­tet und fo­to­gra­fiert wur­den, als das Schiff ge­räusch­los über sie hin­weg­husch­te, wa­ren hu­ma­no­id – zwei­bei­ni­ge Säu­ge­tie­re, ob­wohl sie ein grü­nes Fell, sechs Fin­ger an je­der Hand und ganz und gar nicht­mensch­li­che Köp­fe hat­ten. So wie sie sich durch ih­re Städ­te dräng­ten, gli­chen sie auf fast rüh­ren­de Wei­se den Men­schen­mas­sen des al­ten New York. Die Form war fremd, das Le­ben aber und sei­ne be­schei­de­nen Wün­sche und Sehn­süch­te wa­ren die glei­chen.
    In­tel­li­genz, ei­ne an­de­re mit Ver­stand be­gab­te Gat­tung, der Mensch ist nicht al­lein in der Un­er­meß­lich­keit von Raum und Zeit – frü­her hät­te das ei­ne neue Epo­che mar­kiert. Jetzt be­stä tig­te es nur ei­ne Hy­po­the­se. Co­rinth moch­te die We­sen bei­na­he, er wünsch­te ih­nen al­les Glück, aber sie wa­ren letzt­lich doch nur ei­ne Ab­art der pla­ne­ta­ren Fau­na. Tie­re.
    „Sie schei­nen weitaus ver­nünf­ti­ger zu sein, als wir es wa­ren“, sag­te Co­rinth, wäh­rend das Schiff sei­ne Spi­ra­len über einen Kon­ti­nent zog. „Ich se­he kei­ne An­zei­chen von Krieg oder Kriegs­vor­be­rei­tun­gen, viel­leicht wa­ren sie schon dar­über hin­aus, be­vor sie ih­re Tech­no­lo­gie ent­wi­ckel­ten.“
    „Viel­leicht ist es auch ein pla­ne­ta­rer Uni­ver­sal­staat“, er­wi­der­te Co­rinth. „Oder ei­ne Na­ti­on, die schließ­lich al­le an­de­ren un­ter­warf und ab­sor­bier­te. Um das her­aus­zu­fin­den, müß­ten wir ge­naue­re Un­ter­su­chun­gen an­stel­len, und ich bin nicht da­für, uns da­mit auf­zu­hal­ten.“
    Le­wis zuck­te mit den Schul­tern. „Ich glau­be, du hast recht. Al­so los – se­hen wir uns schnell die Tag­sei­te an und be­las­sen es da­bei.“
    Trotz der Selbst­kon­trol­le, die in ihm er­wach­sen war, muß­te sich Co­rinth ei­nes wil­den An­sturms von Un­ge­duld er­weh­ren. Le­wis hat­te recht, daß er dar­auf be­stand, zu­min­dest die Ster­ne zu un­ter­su­chen, die in der Nä­he ih­res Heim­we­ges la­gen. Es wür­de nie­man­den auf der Er­de um­brin­gen, noch ei­ni­ge Wo­chen län­ger auf ih­re Rück­kehr zu war­ten, und die ge­sam­mel­ten Da­ten wür­den von Wert sein.
     
    Ei­ni­ge Stun­den spä­ter, nach­dem die Shei­la in die At­mo­sphä­re ein­ge­drun­gen war, ver­ließ sie sie wie­der und wand­te sich den Ster­nen zu. Der Pla­net fiel schnell hin­ter dem da­vo­nei­len­den Schiff zu­rück, die Son­ne schrumpf­te und ver­schwand ganz, ei­ne le­ben­di­ge Welt – Le­ben, Evo­lu­ti­on, Jahr­hun­der­te ver­gan­ge­ner His­to­rie, Kampf, Ruhm

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