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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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Un­ter­bre­chung der Strom­ver­sor­gung. Sie muß­te die not­wen­di­ge Zeit ab­schät­zen, sie wür­de be­wußt­los sein, wenn der Pro­zeß un­ter­bro­chen wer­den muß­te.
    Viel­leicht wür­de es nicht funk­tio­nie­ren. Es konn­te durch­aus sein, daß sie ihr Ge­hirn nur ver­schmor­te. Und wenn schon.
    Sie sah lä­chelnd aus dem Fens­ter, als sie sich die In­jek­ti­on setz­te. Leb wohl, Son­ne, lebt wohl, blau­er Him­mel, Wol­ken, Re­gen, wun­der­sa­mer Ge­sang der heim­keh­ren­den Vö­gel. Lebt wohl und – dan­ke.
    Sie zog sich aus, leg­te sich auf den Tisch und be­fes­tig­te die Elek­tro­den. Sie fühl­ten sich kalt an. Ei­ni­ge der An­schnall­gur­te wa­ren leicht zu schlie­ßen, aber der rech­te Arm … nun, sie war nicht un­vor­be­rei­tet ge­kom­men, sie hat­te einen lan­gen Gür­tel mit­ge­bracht, der un­ter dem Tisch und um ihr Hand­ge­lenk lief, und ein Pa­tent­schloß, das sie jetzt zu­schnap­pen ließ. Jetzt war sie un­be­weg­lich.
    Ihr Blick ver­schlei­er­te sich, als die Dro­ge zu wir­ken be­gann. Es tat gut zu schla­fen.
    Jetzt – ein kur­z­er Ruck mit den Zäh­nen.
    DON­NER UND FEU­ER UND SCHMET­TERN­DE DUN­KEL­HEIT, ZER­STÖ­RUNG UND AUF­LÖ­SUNG, SCHRE­CKEN UND ZU­CKEN­DE BLIT­ZE – QUAL, QUAL, QUAL.

 
19
     
    „Hal­lo, Er­de. Pe­ter Co­rinth von Ster­nen­schiff I, auf Hei­mat­kurs.“
    Das Zi­schen und Mur­meln der kos­mi­schen Stö­run­gen, die Spra­che der Ster­ne. Die Er­de ein an­schwel­len­der blau­er Glanz vor dem Hin­ter­grund der Nacht, der Mond hing wie ei­ne Per­le an den Brüs­ten der Ga­la­xis, die Son­ne war von Flam­men um­hüllt.
    „Hal­lo, Er­de. Bit­te kom­men, bit­te kom­men. Er­de, hö­ren Sie mich?“
    Klick, klick, zzzzz, mmmmmm, Stim­men des Alls.
    Hal­lo Shei­la!
    Der Pla­net vor ih­nen wur­de grö­ßer. Der Schiffs­an­trieb schnurr­te und dröhn­te, je­de Plat­te der Hül­le er­zit­ter­te un­ter den po­chen­den Ener­gi­en; ein fei­nes, un­bän­di­ges Sin­gen ließ die Kris­tal­le des Me­talls vi­brie­ren. Co­rinth be­merk­te, daß auch er zit­ter­te, aber er woll­te sich nicht kon­trol­lie­ren, nicht jetzt.
    „Hal­lo, Er­de“, sag­te er mo­no­ton in das Funk­ge­rät.
    Sie flo­gen jetzt weit un­ter Licht­ge­schwin­dig­keit, und ihr Si­gnal eil­te ih­nen blind durch die Dun­kel­heit vor­aus. „Hal­lo, Er­de, hört ihr mich? Hier spricht Ster­nen­schiff I im An­flug auf die Er­de.“
    Le­wis grum­mel­te et­was, das hei­ßen soll­te: (Viel­leicht ha­ben sie seit un­se­rem Start den Funk auf­ge­ge­ben. In all die­sen Mo­na­ten …)
    Co­rinth schüt­tel­te den Kopf. „Sie wer­den im­mer noch ir­gend­wel­che Be­ob­ach­tungs- oder Über­wa­chungs­ge­rä­te ha­ben.“ Dann sprach er wie­der ins Mi­kro­phon: „Hal­lo, Er­de, bit­te kom­men, Er­de. Hört mich ir­gend je­mand auf der Er­de?“
    „Falls uns ir­gend­ein Ama­teur hö­ren soll­te – ein fünf­jäh­ri­ges Kind in Ruß­land, In­di­en oder Afri­ka –, muß er erst ei­ne Sta­ti­on ver­stän­di­gen, die uns er­rei­chen kann“, sag­te Le­wis. „Das braucht sei­ne Zeit. Ent­span­ne dich, Pe­te.“
    „Ich glau­be, du hast recht, es wird et­was dau­ern.“ Co­rinth dreh­te sich in sei­nem Ses­sel her­um. „Wir wer­den so­wie­so bald lan­den. Aber ich woll­te, daß ein rich­ti­ger Emp­fang für uns vor­be­rei­tet wird!“
    „Ein Dut­zend Limfjord-Aus­tern mit viel Zi­tro­ne“, mein­te Le­wis ver­träumt und sprach al­le Wor­te laut aus. „Rhein­wein na­tür­lich – sa­gen wir einen 37er. Krab­ben in fri­scher Ma­jo­nä­se, auf fran­zö­si­schem Weiß­brot mit fri­scher But­ter. Räu­cher­aal mit kal­tem Rührei auf Pum­per­ni­ckel …“
    Co­rinth grins­te, ob­wohl die Hälf­te sei­nes Den­kens bei Shei­la weil­te, al­lein mit ihr, weit weg, ir­gend­wo im Son­nen­schein, es war ein selt­sam er­wär­me­n­des Ge­fühl, nur so da­zu­sit­zen und Ge­mein­plät­ze aus­zut­au­schen, auch wenn die­se kaum mehr wa­ren als ein ver­ein­zel­tes Wort oder ein Wech­sel des Aus­drucks. Den gan­zen Rück­weg über hat­ten sie dis­ku­tiert wie trun­ke­ne Göt­ter, hat­ten die Mög­lich­kei­ten ih­res In­tel­lekts er­forscht; aber es hat­te

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