Der Nebel weicht
zum Büro des Direktors stand offen, so daß ein leichter Luftzug ungehindert durch den Raum streichen konnte. Überall standen leise summende Maschinen, die vermutlich die Arbeit eines großen Sekretariats übernommen hatten. Sheila durchquerte das Vorzimmer und klopfte an die offene Tür des nächsten Büros.
Helga Arnulfsen sah von ihrem Schreibtisch auf. Sheila stellte fest, daß sie ebenfalls etwas Gewicht verloren hatte; unter ihren Augen lagen tiefe Schatten. Aber Helga wirkte trotzdem noch immer so kräftig und energisch wie früher. Sie sah auf und rief überrascht: „Sheila!“
„Guten Tag.“
„Komm herein.“ (Ja, komm herein und setz dich. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen.) Helga ging lächelnd auf Sheila zu und gab ihr die Hand, aber ihre Finger waren kalt.
Sie drückte auf den Knopf an ihrem Schreibtisch, und die Tür schloß sich. (Jetzt können wir uns in aller) „Ruhe“ (unterhalten), sagte sie. (Das ist das Zeichen, daß ich nicht gestört werden möchte.) Sie zog sich einen Stuhl heran, setzte sich Sheila gegenüber und schlug die Beine nach Männerart übereinander. „Ich freue mich“, (dich wiederzusehen. Hoffentlich geht es dir gut.) Armes Kind, du siehst wirklich schlecht aus.
„Ich …“ Sheila spielte unsicher mit ihrer Handtasche. „Ich …“ (Warum bin ich gekommen?)
Augen: (Wegen Pete.)
Nicken: (Ja. Ja, das muß es sein. Manchmal weiß ich gar nicht, weshalb ich … Aber wir haben ihn beide geliebt, nicht wahr?)
„Er hat sich immer nur deinetwegen Sorgen gemacht“, antwortete Helga, ohne etwas zu sagen. Und du hast ihm Kummer bereitet. Dein Leiden war eine ständige Quelle der Qual für ihn.
Ich weiß. Das ist das Schlimmste, es bedrückt mich am meisten. „Aber er war nicht mehr der gleiche Mann“, sagte Sheila. (Er veränderte sich zu sehr – wie die ganze Welt. Obwohl ich ihn festzuhalten versuchte, entglitt er mir allmählich.) „Ich habe ihn schon vor seinem Tod verloren.“
„Nein. Du hast ihn immer besessen, nur du.“ Helga zuckte mit den Schultern. „Egal, das Leben geht weiter“ (auf beschränkte Weise. Wir essen, atmen, schlafen und arbeiten, weil wir nichts anderes zu tun haben.)
„Du bist stark“, sagte Sheila. (Du hast durchgehalten, wo ich es nicht konnte.)
„Ach, ich habe einfach weitergemacht“, erwiderte Helga.
„Du hast noch eine Zukunft.“
„Ja. Ich glaube schon.“
Sheila lächelte, das Zucken ihres Mundes sagte: (Ich bin glücklicher als du. Ich habe die Vergangenheit.)
„Vielleicht kommen sie zurück“, meinte Helga. (Niemand weiß, was ihnen zugestoßen ist. Hast du den Mut zu warten?)
„Nein“, antwortete Sheila. „Ihre Körper kommen vielleicht zurück“, (aber nicht Pete. Er hat sich zu sehr verändert, aber ich kann mich nicht mit ihm verändern. Ich will aber auch nicht der Mühlstein um seinen Hals sein.)
Helga legte eine Hand auf Sheilas Arm. Wie dünn er war. Man konnte die Knochen spüren. „Ausharren“, sagte sie. „Therapie“ (macht Fortschritte. Du wirst wieder) „Normal“ (in … hm … ein) „paar Jahre“(n) „höchstens.“
„Ich glaube nicht.“
In den kühlen, blauen Augen zeigte sich – schlecht verschleiertem Hauch von Verachtung. Willst du nicht für die Zukunft leben? Ist denn tief in dir nicht der Wunsch, Schritt zu halten? „Was sonst“ (kannst du tun) „außer warten? Außer“ (natürlich) „Selbstmord …“
„Nein, das auch nicht.“ (Es gibt immer noch die Berge, tiefe Täler, schimmernde Flüsse, Sonne und Mond und sternklare Winternächte.) „Ich werde mich schon … anpassen.“
(Ich bin mit) „Kearnes“ (in Verbindung geblieben. Er) „scheint“ (zu) „glauben“, (daß du) „Fortschritte“ (machst).
„Oh, ja.“ Ich habe gelernt, es zu verbergen. Es gibt zu viele aufmerksame Augen in dieser neuen
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