Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
die junge Sallie kümmern sollten. Denn die Katzenkönigin
plante, selbst hineinzugehen und sich ihrem Feind ein letztes Mal zu stellen,
sobald ihre Kräfte wiederhergestellt waren. Und um nicht unvorbereitet in eine
Situation zu geraten, die sie nicht kontrollieren konnte, sollten die drei ihre
Spione und gleichzeitig Lehrer und Ratgeber sein.
    »Luan, Kaltrina und Uhl?«,
fragte Sallie. Korben nickte.
    »Und du?«
    Er seufzte. »Ich wollte es
nicht. Mir war klar, dass du lange brauchen würdest, dich zu erholen. Wie
lange, das konnte damals keiner von uns sagen. Ich wollte dich nicht verlieren.
Der einzige Weg für mich war der des Verrats. Ich bin zu Bardh übergelaufen,
habe ihm die Pläne seiner Feindin verraten, er hat mir geglaubt ...«
    »Und dann haben wir die Falle
zuschnappen lassen«, erkannte Sallie. »Und du warst mit ihm gefangen.«
    Sie sah sein Nicken. »Ich war
da, wo ich sein wollte. Ich würde nicht mehr altern, falls meine Sarah zu mir
zurückkehrte.« Er schwieg und senkte die Lider.
    Sallie holte scharf Luft. »Wir
waren nicht sicher, ob der Plan gelingen würde?«
    »Nein. Du warst zu stark
geschwächt, und das Errichten des Zeitzaubers kostete deine letzten Kräfte. Du
hättest sterben können und ich hätte es nie erfahren.« Er lachte auf und es
klang wie ein Schluchzen. »Es hat so lange gedauert, bis du gekommen bist. Ich
war sicher, dass du es nicht überlebt hast. Ich habe tausend Wege überlegt,
zuerst Bardh und dann mich zu töten, aber er war zu sehr auf der Hut. Es war
ein prickelndes, erregendes Spiel für ihn, meinen Anschlägen zu entgehen und
mich danach zu bestrafen. Und ich habe dich gesehen und durfte mich nicht verraten,
Sarah, meine Sarah. Nur als Rabe habe ich es gewagt, mich dir zu nähern. Meine
Sehnsucht nach dir hat mich beinahe zerrissen.«
    Sallie begann zu zittern.
Korben zog seine Jacke aus und legte sie um ihre Schultern.
    »Du warst klug und tapfer«,
sagte er. »Du hast deine Arbeit getan. Geh nun, Sallie, du darfst dich schlafen
legen.«
    Sallie blickte zum
Sternenhimmel auf. In ihren Wimpern hingen Tränen. »Sehe ich das nie wieder?«,
flüsterte sie.
    Er küsste sie auf die Stirn.
»Du wirst es jede Nacht sehen, mein Mädchen. Du bist Sarah, die Katzenkönigin,
und du hast den Nebelkönig besiegt. Jetzt lass uns den Rest aufräumen.«
    Sallie sah sich Abschied
nehmend um. Auf der dunklen Gestalt, die still neben ihnen im Gras lag, ruhte
ihr Blick noch einen Moment länger. »Ist er tot?«
    Der Apotheker schüttelte den
Kopf. »Noch nicht ganz. Aber bald, mein Mädchen. Hab keine Sorge.«
    »Sorge!« Sie schnaubte. Ihr
Blick war hell und scharf. Dann lächelte sie ihn an. »Ich war ziemlich dumm«,
sagte sie. »Ich hätte doch erkennen müssen, wer all die Zeit über mich wacht,
Rabe, lieber Rabe!« Sie schloss die Augen und Sallie und Sarah wurden eins.
    Korben und sie saßen eine
lange Zeit da, gegen die frische Nachtluft aneinandergeschmiegt. Als der blasse
Morgen dämmerte und erste Vogelrufe die Sonne weckten, regte sich Sarah und
stand auf. »Ich sehe nach ihm«, sagte sie.
    Korben folgte ihr stumm. Beide
knieten neben dem Wolf nieder, der immer noch atmete. Sarah rieb sich über die
Augen. »Was nun?«
    »Er hat keinen heilen Knochen
mehr im Leib«, sagte Korben. »Und du hast das Auge. Leg einen Schutzzauber um
ihn und lass ihn liegen. Ich glaube nicht, dass er sich wieder erholt.«
    Sarah nickte. Sie griff nach
dem Drachenauge und ließ es aufleuchten. Grünblauer Schimmer legte sich auf den
sterbenden Wolf und färbte sein Fell.
    Ein tiefer schmerzerfüllter
Atemzug hob seine Flanken. Bardh öffnete die Augen und sah Sarah ins Gesicht.
»Du«, flüsterte er.
    Sarah verstärkte den Zauber
und nickte. »Ich habe deinen Wunsch erfüllt. Du stirbst unter freiem Himmel.«
    Ein raues Lachen erschütterte
ihn und ging in ein Husten über. »Ich wäre dir noch mehr zu Dank verpflichtet,
wenn du mir den Gnadenstoß gibst. Mach ein Ende, Sarah.« Er versuchte wieder,
sich auf die Füße zu stellen, aber seine zerschmetterten Knochen gaben unter
ihm nach. Er stöhnte.
    Sarah sah sich zu Korben um,
der mit finsterer Miene zustimmend nickte. »Tu es«, sagte er.
    Sie hob das Drachenauge. »Der
letzte Tod in diesem Krieg«, sagte sie. »Wie dumm wir alle waren!«
    »Dumm«, bestätigte der Wolf
kaum hörbar.
    Sarah sah zum Himmel auf, der
sich golden zu färben begann. Der erste Sonnenaufgang seit so langer Zeit,
dachte sie und verlor sich in sich

Weitere Kostenlose Bücher