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Der Nebelkönig (German Edition)

Der Nebelkönig (German Edition)

Titel: Der Nebelkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Vater ...« Ein trockenes Schluchzen schüttelte den
mageren Körper.
    »Dein Vater ...?«, fragte
Sallie sanft.
    »Er war ihr Gefolgsmann, denn
sie hat ihm versprochen, dass der Zwist zwischen ihrer Familie und meinem Volk
für immer Vergangenheit sei. Wir waren so glücklich, Sallie. Seit Urzeiten haben
wir die Katzen gefürchtet, aber die Königin wollte dem ein Ende machen.« Er
schluckte laut und rieb sich mit dem Ärmel über die Nase.
    »Und dann?«, fragte Sallie.
    »Dann hat mein Vater sie
verraten. Der Wolf hat ihm goldene Versprechungen gemacht, er hat ihn geblendet
und verführt und verdorben!« Redzep schmetterte seine Faust gegen den Stein.
»Wir haben die Königin verraten, Sallie, und deshalb hat sie mein Volk in die
Dunkelheit geschickt. Ich will sie um Vergebung bitten. Es ist ja außer mir
niemand mehr da, der das tun kann.«
    Sallie beugte sich vor und
nahm Redzep in die Arme. »Du kannst doch nichts dafür«, murmelte sie. »Dein
Vater müsste bei ihr um Vergebung bitten, nicht du!«
    Still atmend lag Redzep in
ihrer Umarmung. »Der Wolf hat ihn gefressen«, wisperte er nach einer langen
Weile. »Er hat uns gejagt. Hier unten in der Tiefe hat er uns gejagt und
gefunden und getötet, einen nach dem anderen. Mein Vater war der Letzte, den er
getötet hat. Und jetzt bin ich allein, schon so lange, und verstecke mich vor
ihm, wenn er kommt, um auch mich zu fressen. Sie muss mir vergeben, Sallie! Ich
möchte ein Mal noch das Licht sehen, ehe ich sterbe.«
    Sallie fühlte Tränen über ihr
Gesicht laufen. Sie machte hilflose, beruhigende Geräusche für sich und für
ihn, und dann hörte sie die Stimme der Königin, die sagte: »Redzep, ich bin dir
nicht gram. Dein Vater war ein Verräter, aber du hast mich nie verraten, nicht
im Herzen, nicht mit Taten und nicht mit dem Wort. Du bist deinem Volk treu
geblieben, wie es einem Prinzen und König der Ratten wohl zu Gesicht steht.«
    Die Stimme war ganz nah, aber
Sallie wagte nicht, sich zu rühren. Sie hätte so gerne gerufen, die Königin
gebeten, auch mit ihr zu sprechen und auch ihr zu helfen, aber das
emporgewandte Gesicht des Jungen mit den weit aufgerissenen Augen ließ sie
schweigend verharren. Sie brachte es nicht übers Herz, die Hoffnung zu zerstören,
die sie darin sah.
    »Du vergibst mir?«, fragte er.
    »Das ist nicht nötig, denn du
hast mir nichts getan.«
    Redzep klammerte sich an
Sallies Arm. »Danke«, sagte er. »Ich danke dir. Oh, meine Königin, ich bin so
glücklich!« Er nahm ihre Hand und küsste sie.
    »Was machst du denn«, sagte
Sallie und zog sie hastig weg. »Hör auf, du Dummkopf. Ich bin es, Sallie!«
    Er sah sie mit ernsthaften
schwarzen Knopfaugen an. »Du bist es, Sallie«, bestätigte er. Dann sprang er
auf, wirbelte die Arme um den Kopf und führte ein paar ulkige kleine
Tanzschritte vor.
    Sallie sah ihm belustigt dabei
zu. Bis sie energisch in die Hände klatschte, um seine Aufmerksamkeit zu
bekommen. »Redzep, wie finde ich den König?«
    Er blieb erstarrt stehen, die
Hände zur Pirouette erhoben und ein Bein angewinkelt. Seine Zunge leckte nervös
über die Lippen.
    »Warum willst du ihn finden?«
Er stellte das Bein so behutsam ab, als wolle er dem Boden nicht wehtun.
»Niemand will den Wolf finden. Aber er findet dich, wenn du nicht aufpasst! Und
dann frisst er dich!«
    Sallie nahm seine Hand, die
aufgeregt in ihre Richtung fuchtelte, und hielt sie fest. »Schsch, ganz ruhig«,
sagte sie. »Ich muss ihn finden, Redzep. Wenn wir alle jemals wieder von hier
fortwollen, muss ich ihn finden.«
    Er schüttelte so heftig den
Kopf, dass seine langen Haare mit leisen Zischlauten gegen seine Wangen
schlugen. »Sallie, nein«, sagte er beschwörend. »Das hier dauert nicht mehr
lange. Es bekommt schon Risse, weißt du? Wir müssen nur noch ein wenig
ausharren, nur noch eine Zeit lang überleben.« Er erwiderte aufgeregt den Druck
ihrer Hand. »Du bleibst hier bei mir. Ich kenne die besten Verstecke, Sallie.
Er findet uns nicht. Und wenn der Kerker sich öffnet, wird er hinausgehen und
dann können auch wir uns fortstehlen.« Seine Augen funkelten begeistert und
hoffnungsvoll.
    Sallie entzog ihm sacht ihre
Hand. »Ich muss das verhindern, Redzep. Er darf nicht dort hinaus und über die
Welt herfallen wie ein reißendes Tier. Die Menschen und Geschöpfe sind nicht
auf ihn vorbereitet und sie sind ihm nicht gewachsen. Ich muss mich ihm stellen
und ihn besiegen.«
    Der Junge wich zurück. »Geh
nicht zu ihm«, sagte er. »Er

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