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Der Neid eines Fremden

Der Neid eines Fremden

Titel: Der Neid eines Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Rosa ...« Ihre Hand schnellte nach vorn, um den Recorder abzuschalten. Sie sahen einander an.
      »Ist Duffy hier?«
      Louise nickte. »Er ist in der Redaktion.«
      »Sag' ihm bitte, er möchte hochkommen, Louise. Ich glaube nicht, daß ich mir das allein anhören kann.«
      Louise reagierte nicht beleidigt auf den Hinweis, daß ihre Anwesenheit so gut wie nichts galt, doch als sie zurückkam, brachte sie außer Duffy noch Toby Winthrop mit. Rosa war enttäuscht.
      »Worum geht's, Rossi? Was ist los?«
      Louise warf Rosa einen verständnisvollen Blick zu und hob die Schultern. »Toby war in der Redaktion. Tut mir leid.«
      »Ist es wieder dein Exzentriker, Liebling? Oder sollte ich lieber Irrer sagen?«
      »Wo liegt da der Unterschied?« Duffy klang angriffslustig, als sei er zu allem bereit.
      »Oh, natürlich in der Klassenzugehörigkeit. In der herrschenden Klasse und der oberen Mittelschicht sind's Exzentriker, in der unteren Mittelschicht und der Arbeiterklasse Irre.«
      »Jemand hat auf dem Recorder eine Nachricht für mich hinterlassen.« Mit einem unwohlen Gefühl im Magen drückte sie auf den Startknopf.
      »... Rosa. Wie unhöflich von dir, zuhause einfach aufzulegen. Aber du siehst, wie beharrlich ich bin. Und wie gerissen. Ich bin in deine kleine Hochburg eingedrungen. Erstaunt dich das nicht? Wie gern würde ich jetzt dein Gesicht sehen! Was also diesen Tod betrifft: ich will ganz offen darüber reden, Rosa. Ich denke, du solltest wissen, warum. Tatsache ist, daß du wie die meisten berühmten Leute nichts als ein Haufen Scheiße bist, hab' ich recht - menschlich gesehen? Eigentlich denke ich, daß wir auf den Begriff Mensch ganz verzichten können. Haben wir das erst mal aus dem Weg geschafft, wird alles viel einfacher. Ich meine, jeder, der einen Haufen Scheiße beseitigt, tut einer ganzen Menge von Leuten einen Gefallen, Rosa. All denjenigen, die du hast abblitzen lassen. Leuten wie mir, die sich an dich gewandt haben, weil sie diesen ganzen Mist geglaubt haben, den du übers Radio ausspuckst. Ich gehe davon aus, daß du mich für eine dieser Nullen gehalten hast. Wie alle anderen, die du dir vom Halse gehalten hast. Das war dein großer Fehler. Man könnte sogar sagen, dein letzter. Vor mir steht ein Photo von dir, Rosa. Eine Schönheit. Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du nicht mehr so aussehen. Du wirst froh sein, wenn's vorbei ist. Ich will dich jetzt nicht länger aufhalten. Ich habe noch Pläne zu schmieden, und du wirst deine Angelegenheiten in Ordnung bringen wollen. Um offen und ehrlich zu sein: Ich kann dir nicht versprechen, vorher noch einmal Kontakt mit dir aufzunehmen. Ich meine, vor dem entscheidenden Tag. Ich denke, wenn ich dir meine Warnung in dieser allgemeinen Form übermittelt habe, bin ich so fair wie möglich gewesen. Wir wollen den Spieß doch nicht umdrehen, oder? Auf Wiedersehen, Rosa.«
      Das Schweigen dehnte sich in die Länge. Rosa saß zusammengesunken in ihrem Stuhl und hoffte, daß irgend jemand die Stille unterbrechen würde. Schließlich sagte sie mit trockenem Mund: »Schalt' ihn ab.»
      Duffy reichte hinüber und betätigte den Knopf. Toby sagte: »Abgesehen davon, daß er die körperlichen Funktionen ein wenig durcheinanderzubringen scheint, war er ziemlich geradeheraus.«
      »Um Himmels willen, Toby.« Duffy setzte sich auf eine Ecke des Schreibtischs und nahm Rosas Hand. Ihr Gesicht war leichenblaß. »Hol' etwas Wasser, Lou.«
      »Es ist alles in Ordnung. Mir geht's gut.«
      »Natürlich geht's ihr gut.« Toby blies sich auf, sprühte vor Vergnügen. »Mit so etwas wird sie spielend fertig - unsere Rossi, oder? Diese Verrückten tun meistens sowieso nichts. Sie sind wir diese Flugzeugentführer, die ständig drauf und dran sind, das Flugzeug in die Luft zu jagen oder die Passagiere niederzuknallen, ohne es je in die Tat umzusetzen.« Er betätigte den Rücklauf.
      »Du wirst das nicht noch einmal abspielen!«
      »Denk' dran, mit wem du redest, Louise, und achte auf deinen Ton.« Toby wartete, bis das Band zurückgespult war und nahm es aus dem Recorder. »Das werde ich mitnehmen -« Er ließ das Band in seine Tasche gleiten. »Und ich werd's, natürlich entsprechend gekürzt, der Presse übergeben, die, wie ich sagen muß, meinen ersten heißen Tip ein bißchen zu gleichgültig aufgenommen hat. Vielleicht wird sie das aufmuntern.«
      »Wenn du schon dabei bist, kannst du dich gleich mit der

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