Der Neid eines Fremden
Sicherheitsabteilung in Verbindung setzen«, sagte Duffy. Louise sah ihn erstaunt an. Sie hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Er war fast ebenso weiß wie Rosa.
»Sicherheitsabteilung?«
»Da er anscheinend ins Gebäude gekommen ist, sich bis zu Rosas Büro durchgeschlagen hat, dort den Recorder benutzt hat und dann wieder herausmarschiert ist, ohne daß ihn irgendjemand bemerkt hätte, kann man wohl davon ausgehen, daß die Sicherheitsabteilung die Stelle ist, bei der man anfangen sollte.«
»Du hast recht.« Zum ersten Mal zeigte Toby Anzeichen einer gewissen Beunruhigung. »In diesem Gebäude stehen verdammt teure Geräte herum.« Er sah auf die Uhr hinter Rosas Schreibtisch. »Acht vor. Eigentlich müßte ich es noch in die Nachrichten kriegen.«
»Zu schade, daß du die Kassette in der Hand hältst, nicht wahr?« Toby, der bereits an der Tür war, sah ihn verständnislos an. Duffy fuhr fort: »Das hindert dich daran, dir die Hände zu reiben.« Dann wandte er sich an Louise. »In meiner Jackentasche steckt ein Flachmann - in der Redaktion. Würdest du ihn bitte holen, meine Süße?«
Nachdem sie den Raum verlassen hatte, sagte er: »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber diesmal hat Toby recht. Ich weiß, wie schrecklich es sein muß, sich diesen Kerl anzuhören, aber meistens tun solche Leute wirklich nichts.«
Sie saß regungslos in ihrem Sessel und sah eher ungläubig als verängstigt aus, wie es oft bei Leuten der Fall ist, die eine schreckliche Nachricht bekommen, sie aber noch nicht ganz verarbeitet haben. Mit ruhiger, vernünftiger Stimme sagte sie: »Manchmal tun sie's doch, Duffy.«
Ja. Manchmal taten sie es doch. Die Stimme hatte schrecklich unnachgiebig geklungen. Offensichtlich hielt er sich für einen gottgesandten Racheengel. Und es gab keine Möglichkeit, an solche Leute heranzukommen, an die Verrückten, die glaubten, eine Mission zu haben. Duffy versuchte, sich diese Befürchtungen nicht anmerken zu lassen, als er sagte: »Wir müssen die Polizei verständigen.«
»Das müssen wir wohl, obwohl ich mir nicht vorstellen kann, was sie tun sollte.« -
Ein Anruf bei der Polizeistation von Southampton Row führte dazu, daß ein Sergeant in Begleitung einer jungen Polizistin zum Sender kam. »Um alles in der Welt«, wie Rosa Leo später erzählte, »als würden sie mir einen Sterbefall mitteilen wollen.«
Sie waren in Tobys Büro gegangen, hatten sich dort das Band angehört und saßen jetzt mit Rosa und Duffy zusammen und tranken Kaffee aus Plastikbechern, die sie im Getränkeautomat im Flur gezogen hatten. Die Polizistin hatte einen Notizblock und einen Stift bei sich. Rosas Wangen waren ein wenig gerötet, seit sie sich großzügig von Duffys Glenlivet bedient hatte.
»Hören Sie, Mrs. Gilmour«, sagte der Sergeant, der einen glänzenden, kastanienfarbenen Schnurrbart hatte, »obwohl das für Sie sicher kein angenehmes Erlebnis war, ist das für uns eine Routinesache. Ich weiß nicht, ob Sie sich mit Ihren Kollegen aus den Medien bereits darüber unterhalten haben -«
»Sie hat wohl kaum Zeit gehabt, sich mit irgend jemandem zu unterhalten«, warf Duffy ein.
Der Sergeant nippte an seinem Kaffee und tupfte sich seinen Schnurrbart vorsichtig mit einem blütenweißen Taschentuch ab. »- aber wenn Sie das tun, werden Sie wahrscheinlich herausfinden, daß den meisten von ihnen zu dem einen oder anderen Zeitpunkt etwas Ähnliches zugestoßen ist. Obszöne Telefonanrufe, Drohungen, Geldforderungen, das scheint zu einem solchen Job dazuzugehören. Öffentliche Persönlichkeiten müssen lernen, damit zu leben. Diese Leute machen ihre Drohungen nur selten wahr.«
Ihm persönlich kam das Ganze nicht geheuer vor. In dieser Stimme hatte echtes Vergnügen gelegen. Es würde ihn nicht wundern, wenn der Kerl ein Psychopath wäre. Aber es hatte keinen Zweck, diese Bedenken jetzt schon zu äußern.
»Aber Sie müssen doch irgend etwas unternehmen können. Der Mann hat sich doch wohl strafbar gemacht.«
»Das hat er tatsächlich, Sir.« Der Sergeant empfand eine Abneigung gegen Duffy. Auf einen Sir Galahad und auf hitzige, stichelnde Bemerkungen konnte er durchaus verzichten. Er mochte es, wenn die Dinge ihren gewohnten Gang nahmen. Aus den Augenwinkeln sah er zudem, daß Police Constable Palmer jede einzelne Silbe mitschrieb, die gesprochen wurde. Er würde hinterher mit ihr reden müssen. Wie sich herausstellte, steckte
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