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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Unsinn? Das hat doch mit Bespitzelung ganz und gar nichts zu tun. Wir sprechen von einem Dienst an deiner Stadt. Ein Fremder taucht auf, mit Nachrichten, daß die Königin mit uns verhandeln möchte. Doch er kann unsere Sprache nicht sprechen, und keiner hier die seine, mit Ausnahme einer jungen Frau, die zufällig die Tochter des Häuptlings ist, die jedoch irgendwie zu glauben scheint, es sei irgendwie ethisch fragwürdig, wenn sie uns hilft zu begreifen, was der Abgesandte einer fremden Rasse uns mitteilen möchte.«
    »Du verdrehst alles, wie es dir paßt, Mutter. Mir gefällt ganz einfach die Vorstellung nicht, wenn es mir gelingt, zu einer Art Kommunikation mit Kundalimon zu gelangen, daß ich dann verpflichtet sein soll, alles, was er mir anvertraut, an dich weiterzugeben.«
    Taniane verspürte einen Anflug von Verzweiflung. Einst hatte sie geglaubt, Nialli Apuilana würde einmal ihre Nachfolge als Häuptling antreten; aber das konnte offensichtlich nie geschehen. Das Kind war unmöglich. Nialli war verwirrend: unstet, starrköpfig, launenhaft.
    Es war ihr jetzt klar geworden, daß der langen Folge von Häuptlingsherrschaft, die sich bis in die fernen Tage der Kokonzeit zurückverfolgen ließ, nun das Ende drohte. Und es sind die Hjjks, die mir das antun, dachte Taniane. Ein weiterer Grund, sie zu verabscheuen. Trotzdem, ich darf nicht zulassen, daß Nialli in dieser Auseinandersetzung siegt.
    Sie raffte alle ihre Kraft zusammen und sagte: »Du mußt es tun. Es ist für unsere Sicherheit von allergrößter Wichtigkeit, daß wir herausfinden, worum es bei der Sache geht.«
    »Ich muß?«
    »Ich will, daß du es tust. Ja, du mußt.«
    Schweigen. Der innere Widerstand zeigte sich an den Trotzfalten auf Niallis Stirn. Taniane starrte sie kalt und mitleidlos an und setzte dem scharfen Blick ihrer Tochter einen noch unbeugsameren Ausdruck entgegen, mit dem sie Nialli zu beugen versuchte. Um dies noch zu unterstreichen, gestattete sie ihrem Zweiten Gesicht sich aufzurichten, und Nialli schaute sie verwirrt an. Taniane setzte den Druck fort.
    Aber Nialli Apuilana ihrerseits widersetzte sich gleichfalls weiter.
    Schließlich gab sie nach, so schien es jedenfalls. Kühl, beinahe verächtlich sagte sie: »Also gut. Wie du willst. Ich werde tun, was ich kann.«
    Ihr Gesicht, diese wundersame zeitliche Spiegelung von Tanianes eigenem Gesicht, war dabei ausdruckslos, eine völlig gefühlsleere, unentzifferbare Maske. Taniane fühlte sich versucht, auf der intimsten Stufe des Zweitgesichts sich in ihre Tochter hineinzutasten, die verbotenen Kräfte einzusetzen und diesmal hinter dieser verdrossenen Maske vorzudringen. Verbarg Nialli Zorn oder nur Widerwillen – oder etwas anderes, ein wildes aufflammendes rebellisches Feuer?
    »Sind wir dann fertig?« fragte Nialli Apuilana. »Darf ich mich dann entfernen?«
    Taniane schaute sie trübe an. Alles war sehr arg schiefgelaufen. Sie hatte das kleine Gefecht gewonnen. Vielleicht. Aber sie spürte, daß sie einen Krieg verloren hatte. Sie hatte Nialli liebevoll und freundschaftlich zu begegnen gehofft. Statt dessen war sie scharf und knurrig gewesen, hatte plump die Stärke ihrer Stellung eingesetzt und kalt Befehle erteilt, als wäre Nialli weiter nichts als ein geringrangiger Funktionär ihres Stabes. Sie wünschte, sie hätte sich erheben, um den Tisch herumgehen und Nialli in die Arme schließen können. Doch irgendwie war es ihr unmöglich. Sie hatte oft dieses Gefühl, als ragte zwischen ihr und ihrer Tochter eine Mauer auf, höher als die Wälle König Salamans.
    »Ja«, sagte sie. »Du kannst gehen.«
    Nialli schritt rasch zur Tür. Aber ehe sie in den Gang trat, wandte sie sich um und blickte zurück.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie, und in ihrer Stimme klang zu Tanianes Erstaunen ein versöhnlicher, fast sanfter Ton mit. »Ich werde es richtig machen. Ich werde herausfinden, was du wissen mußt, und es dir berichten. Und ich werde auch dem Präsidium berichten.«
    Dann war sie verschwunden.
    Taniane wandte sich um und blickte zu den Masken an der Wand. Sie schienen sie zu verspotten. Die Gesichter waren unversöhnlich.
    »Was wißt ihr schon?« brummte sie. »Keine von euch hatte je einen Partner oder Kinder! Oder? Oder?«
    »Edle?« Eine fragende Stimme von draußen. Minguil Komeilt. »Darf ich eintreten?«
    »Was gibt es?«
    »Eine Delegation, Edle. Von der Gerber- und Färber-Gilde aus dem Norddistrikt, wegen der Reparaturarbeiten an ihrer Hauptwasserleitung,

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