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Der neue Frühling

Der neue Frühling

Titel: Der neue Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Laibungen hoch droben hinauf und verglich ihr Wachstum mit dem brennenden Zwang, den er in seiner Seele verspürte. Dann erstieg er über eine der zahlreichen inneren Treppen den Bau und trieb sich auf dem obersten Umlauf herum. Die gewaltige schwarze Wehranlage, so hoch sie auch gewachsen sein mochte, war ihm für seinen inneren Zwang niemals ganz hoch genug. In Augenblicken fieberisch-beklommener Furcht stellte er sich vor, wie da plötzlich an der Mauerkrone die Sturmleitern der Hjjks auftauchten. Er malte sich Legionen wildwütiger Hjjks aus, die über die oberste Brustwehr und herab in die Stadt drangen.
    Gewöhnlich fanden diese Inspektionsstreifzüge des Königs im Morgengrauen statt, und er war dabei stets allein. Und Bürger, die um diese Stunde bereits auf den Beinen waren, pflegten die Augen abzuwenden, um den König auf der Mauer nicht zu stören. Niemand – nicht einmal seine Söhne – hätte es gewagt, ihn anzusprechen.
    Doch an diesem Morgen hatte Biterulve gebeten, ihn begleiten zu dürfen, und Salaman hatte ihm dies sofort gewährt. Es gab nichts, was Salaman Biterulve abschlagen konnte. Biterulve war vierzehn Jahre alt, der sechste von den acht Prinzen, die Salaman gezeugt hatte, Sinithistas einziges männliches Kind – und so zart und sanft war er und den anderen so unähnlich, daß Salaman einst Zweifel gehegt hatte, ob Biterulve aus seinem Samen entsprossen sei. Allerdings hatte er derartige Zweifel für sich behalten, und heute war er darüber froh. Biterulve war von schlankem, langknochigem Körperbau, wohingegen Solomon und die anderen Söhne untersetzt und vierschrötig waren; Solomon und der Rest seiner Brut waren dunkel, doch Biterulves Pelz besaß einen elfenhaft fahlen Glanz – wie ein Schneefeld im Mondenschimmer. Seine kühlen grauen Augen hingegen waren unzweideutig die des Königs; und den geschmeidigen Verstand, obschon weniger stark und wild als bei ihm selbst und den anderen Söhnen, erkannte der König als dem seinen verwandt.
    Also ritten sie in der Stunde vor Sonnenaufgang vom Palast los. Aus dem Augenwinkel beobachtete Solomon den Jungen genau. Er machte sich gut auf seinem Xlendi, hielt das zappelige Tier am kurzen Zügel, während sie durch die engen krummen Gassen zogen, retirierte gekonnt, als ein früh aufgestandener Werktätiger mit einem Rollwagen unerwartet um eine scharfe Ecke kam.
    Es war eine der großen heimlichen Befürchtungen Salamans, daß dieser sein sanfter Sohn vielleicht zu sanft sei. Es war überhaupt nichts Kriegerisches an ihm; was, wenn Biterulve nicht fähig sein würde, eine prinzlich angemessene Rolle zu spielen, wenn die Hjjks zu dem langerwarteten Zug ansetzten und das große Kataklysma hereinbrach. Salaman fürchtete nicht so sehr die Schmach, denn schließlich hatte er ja einen ganzen Stall von Söhnen, die sich zur Genüge als Helden erweisen würden. Nein, er wollte nicht, daß der Junge litt, wenn die furchtbaren Heerscharen der gottlosen Insekten zum Angriff ansetzten.
    Vielleicht habe ich ihn falsch eingeschätzt, dachte er, als Biterulve sein klapperndes Xlendi kühn durch die stillen Straßen traben ließ.
    Der König gab seinem Tier die Sporen und holte ihn ein, gerade als er aus dem engen Gewirr der inneren Straßen zu den breiteren äußeren Avenuen vorstieß, die zum Wall führten.
    »Du sitzt sehr gut im Sattel«, rief der König. »Viel besser als letztesmal.«
    Biterulve blickte grinsend über die Schulter zurück. »Ich bin fast jeden Tage mit Bruikkos und Ganthiav ausgeritten. Die haben mir ein paar Tricks beigebracht.«
    Der König war beunruhigt. »Willst du damit sagen, außerhalb der Mauern?«
    Der Junge kicherte keck: »Aber Vater, wir können doch schlecht in der Stadt reiten, oder?«
    »Ja, allerdings«, sagte Salaman widerwillig. Und was kann es eigentlich schaden, dachte er, was kann ihm schon passieren, da draußen? Bruikkos und Ganthiav sind ja doch zweifellos vernünftig genug und werden sich nicht sehr weit in Gebiete vorwagen, wo gefährliche Hjjk-Banden herumstreunen könnten. Nein, wenn der Kleine mit seinen älteren Brüdern ausreiten will, dann werde ich dazu nichts sagen. Ich darf ihn nicht verhätscheln, wenn ich will, daß ein echter Königssohn aus ihm werde, ein echter Kämpfer.
    Inzwischen hatten sie den Mauerwall erreicht. Sie sprangen von ihren Xlendis und banden sie an Pfosten. Am Himmel zogen die ersten grauen Morgenschimmer auf, und der Nebel begann sich aufzulösen.
    Salaman fühlte in sich eine

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