Der neue Frühling
rechte Zeit, der rechte Ort, der richtige Mann. Ihre Barrieren sanken in sich zusammen. Und sie nickte ihm lächelnd zu. Wieder griff er nach ihr und stammelte Hjjk-Laute, und sie antwortete ihm – hjjkisch und in zusammenhanglosen Lautgebilden der Volkssprache, und sie glitten engumschlungen zu Boden, stießen die Weinflasche um, das Tablett mit dem Essen, das sie für ihn hergetragen hatte. Das war unwichtig. Seine Hände waren überall zugleich an ihrem Körper. Er schien nicht so recht zu wissen, wie und was zu tun sei, und sie wußte selber auch kaum mehr, also gab es nur unklare Vermutungen und Näherungsversuche; doch irgendwie fanden sie dann die richtige Position, und Nialli zog ihn zu sich, öffnete die Schenkel, und er glitt in sie hinein.
Also so ist das, dachte sie.
Das ist die große Sache, von der sie alle soviel hermachen. Die Leiber fügen sich passend zusammen und bewegen sich. Und mehr ist nicht dabei. Aber es fühlt sich wundervoll angenehm an! Wie einfach das doch ist, wie richtig!
Und dann hörte sie ganz auf zu denken, außer, flüchtig, daran, ob sie die Tür auch richtig verriegelt hatten. Aber auch der Gedanke verflüchtigte sich rasch. Sie rollten umher und herum, lachten und stöhnten in zwei Sprachen, umklammerten einander, nagten und bissen und saugten aneinander und keuchten vor ganz neuer unbekannter Erregtheit; und dann vernahm Nialli einen tiefen heiseren Laut, wie sie ihn von Kundalimon nie zuvor gehört hatte, und eine Art Krampf schien durch seinen Leib zu fahren. Und zu ihrem Erstaunen fühlte sie in sich selbst ein Gefühl der Wärme anschwellen, so stark, als müsse sie davon bersten, und einen Augenblick später drang auf einmal ein Laut über ihre Lippen, der dem Stöhnen Kundalimons nicht unähnlich war. Sie erkannte: Das ist die Stimme der Freude, der Laut der Ekstase, der Schrei der Befreiung nach selbst-auferlegter Askese.
Sie lagen stumm da, voll des Wunders, und schauten einander hin und wieder tief in die Augen. Dann griff er wieder nach ihr.
Später, viel später, als sie wieder ruhig geworden waren und die Leidenschaft sanfter Zärtlichkeit wich, sagte Kundalimon: »Ist noch was, das mir fehlt.«
»Sag es, sag es mir!«
»Ist zu trüb und grau hier, ganz allein ich immer nur in diese eine Kammer«, sagte er und fuhr zärtlich mit den Fingerspitzen über Niallis Rückenfell. »Du machst, sie mich rauslassen, ja? Mich gehen lassen in Stadt wie freier Mann? Du machen das für mich, Nialli Apuilana? Du machen?«
Thu-Kimnibol standen fünf schmucke, gutgebaute Reisewagen zur Verfügung, mit je einem Zuggespann von Xlendis, die er persönlich wegen ihres Feuers und ihrer Stärke ausgewählt hatte; hinzu kam ein Quartett gleich guter Tiere als Ersatz, für den Fall, daß eins der anderen unterwegs ausfallen sollte. Er beabsichtigte nicht, seine Fahrt in der Manier der Kaufleute zu absolvieren und gemächlich Mond um Mond nordwärts zu wackeln. Nein, er wollte die Strecke in einem einzigen wilden Spurt schaffen – wie eine Sternschnuppe, die durch die Himmel zieht, und nur haltmachen, wenn es nicht anders ging, ansonsten jedoch die Zugtiere und seine Gefährten bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit voranpeitschen. Es drängte ihn heftig, sich rasch in diese Unternehmung zu stürzen, wie ein Blitz vor König Salaman aufzutauchen und sich dann mit ihm hinzusetzen und das so lange überfällige Bündnis zu schmieden.
Doch die Reise verlief trotz all seiner hehren Entschlüsse nur langsam, und er begriff sehr rasch, daß er nur wenig tun konnte, die Dinge zu beschleunigen. Sein Treckführer, Esperasagiot, war ein strahlendblonder Beng reinsten Blutes, und er kannte sich mit Xlendis ebenso gut aus wie mit seiner eigenen Genealogie; und Esperasagiot trieb die Tiere bis zum äußersten voran, aber er wußte eben genau, wie weit er gehen durfte mit ihnen.
»Wir sollten anhalten und Rast machen«, sagte er am Nachmittag des Aufbruchstages von Dawinno, als die Sonne noch hoch im Westen stand.
»So früh schon? Fahren wir noch eine halbe Stunde!« befahl Thu-Kimnibol.
»Die Xlendis werden dabei sterben.«
»Nur noch eine halbe Stunde, dann…«
»Prinz, willst du die Tiere bereits am allerersten Reisetag umbringen?«
Etwas im Ton des Mannes verriet Thu-Kimnibol, daß er ihn wohl lieber ernstnehmen sollte. »Würden sie tatsächlich sterben, wenn wir verlangen, daß sie uns nur ein kleines Wegstück weiterziehen?«
»Wenn nicht heute, dann morgen. Und wenn nicht
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