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Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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verfügt er über verschiedene andere Fähigkeiten. Er kann, beispielsweise, blitzschnelle mentale Berechnungen durchführen; er kann in einer sauerstofffreien Atmosphäre überleben; er hat Drüsen, die eine Erschöpfung gar nicht erst aufkommen lassen; eine Blutkammer unter dem Schlüsselbein, die automatisch Gegengift produziert, wenn auf irgendeine Weise Gift in seinen Körper gelangt ist. Nein, mein kleiner Freund, wie er wirst du wohl nie modifiziert werden. Aber wenn du einmal wirklich über Pao herrschen wirst, steht dir eine ganze Welt voll fruchtbarer Mädchen zur Verfügung. Vielleicht helfen sie dir, den Chirurgen und Anatomisten des Breakness-Instituts jede bekannte Modifikation zu befehlen.«
    Beran blickte Fanchiel verständnislos an. Modifikationen, wenn überhaupt, lagen also noch in weiter Ferne.
    »Und jetzt zur Sprache von Breakness«, fuhr Fanchiel fort.
    »Warum können wir denn nicht Paonesisch sprechen?«
    »Du wirst eine Menge lernen müssen, das du ganz einfach nicht verstehen könntest, wenn ich es dir auf Paonesisch beizubringen versuchte«, erklärte Fanchiel ihm geduldig.
    »Ich verstehe Sie ja jetzt auch«, murrte Beran.
    »Weil wir uns nur über Allgemeines unterhalten. Jede Sprache ist ein Werkzeug für sich, ein Werkzeug mit einer bestimmten Fähigkeit. Sie ist mehr als nur ein Mittel, sich zu äußern. Sie ist ein Gedankensystem. Begreifst du, was ich meine?«
    Berans Gesichtsausdruck war Fanchiel Antwort genug.
    »Stell dir die Sprache als eine Wasserscheide vor, die die Strömung in bestimmte Richtungen aufhält und sie in andere leitet. Die Sprache lenkt den Mechanismus deines Gehirns. Wenn Menschen verschiedene Sprachen reden, arbeitet auch ihr Gehirn verschieden, und sie handeln anders. Kennst du den Planeten Vale?«
    »Ja. Die Welt, wo alle Menschen verrückt sind.«
    »Sagen wir lieber, ihre Handlungsweise erweckt diesen Anschein. Tatsächlich sind sie absolute Anarchisten. Wenn wir jetzt die Sprache der Valer untersuchen, finden wir, wenn schon nicht einen Grund für ihr Benehmen, so doch zumindest einen Parallelismus. Die Sprache auf Vale ist der persönlichen Improvisation überlassen, sie verfügt kaum über Regeln. Jeder Bürger wählt sich eine Sprache aus – wie du oder ich vielleicht die Farbe eines Kleidungsstücks.«
    Beran runzelte die Stirn. »Wir Paonesen tragen nur vorgeschriebene Kleidung. Es würde keinem von uns einfallen, ein Kostüm anzuziehen, das nicht seinem Stand entspricht oder das zu Mißverständnissen Anlaß geben könnte.«
    Ein Lächeln erhellte das ernste Gesicht Fanchiels. »Richtig, daran dachte ich im Augenblick nicht. Die Paonesen prunken nicht mit auffallenden Kleidern. Vielleicht ist deshalb geistige Anomalie auf Pao so selten – ganz im Gegensatz zu Vale. Die Menschen dort sind sprunghaft und tun, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Die Frage ist nun: führt die Sprache diese Exzentrizität herbei, oder spiegelt sie sich nur wider? Was kam zuerst, die Sprache oder das Wesen?«
    Beran gestand verschüchtert, daß er es nicht wußte.
    »Jedenfalls«, fuhr Fanchiel fort, »kennst du jetzt die Verbindung zwischen Sprache und Benehmen. Bestimmt wirst du nun mit großem Eifer Breaknessisch lernen.«
    Beran fragte mit nicht gerade schmeichelhaftem Bedenken: »Werde ich dann auch so wie Sie?«
    »Da scheinst du offenbar für gar nicht erstrebenswert zu halten.« Fanchiel lächelte ein wenig bitter. »Aber ich kann dich beruhigen. Wir verändern uns zwar alle durch das, was wir lernen, aber du wirst nie ein echter Breaknesser werden, sondern immer ein Paonese bleiben, wie es dir durch die Geburt bestimmt war. Doch indem du unsere Sprache beherrschst, wirst du uns verstehen – und wenn du auf die gleiche Weise wie ein anderer zu denken vermagst, wirst du keine Ablehnung für diesen anderen empfinden ... So, und wenn du jetzt bereit bist, können wir anfangen.«
     

 
9.
     
    Das Leben auf Pao verlief friedlich und gleichmäßig. Das Volk hatte jeglichen Widerstand gegen Bustamonte aufgegeben. Die Niederlage durch die Brumbos war vergessen, und die Steuern, die Bustamonte erhob, waren niedriger als die Aiellos. Aber Bustamontes Befriedigung über den erreichten Erfolg war nicht komplett. Er war durchaus kein Feigling, aber seine persönliche Sicherheit wurde schon fast zur Besessenheit. Ein Dutzend harmlose Besucher, die sich unerwartet plötzliche Bewegungen erlaubt hatten, waren den Hammergeschossen der Mamaronen zum Opfer gefallen. Manchmal

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