Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neue Geist von Pao

Der neue Geist von Pao

Titel: Der neue Geist von Pao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
Vom Netzwerk:
ferne Stimme, die des Nachrichtensprechers von Eiljanre, ertönte in seinem inneren Ohr. Sie klang ungewöhnlich aufgeregt.
    »Wir erfuhren soeben eine sehr unerfreuliche Neuigkeit von Ayudor Bustamonte auf Pergolai. Während des heimtückischen Attentats auf den Panarchen Aiello erlitt auch der Medaillon Verletzungen. Es ist fraglich, ob er sie überleben wird. Die besten Ärzte Paos teilen sich in seine Behandlung. Ayudor Bustamonte bittet alle Bürger, sich zur Projektion einer Hoffnungswelle für den um sein Leben kämpfenden Medaillon zusammenzuschließen!«
    Palafox schaltete den Ton mit einer zweiten Berührung seiner Zunge aus. Dann drehte er sich zu Beran herum und winkte ihn zu sich. Beran trat zögernd näher. Palafox beugte sich über ihn und flüsterte in sein Ohr. »Wir befinden uns in Gefahr. Jedes Wort, das wir hier sprechen, wird mitgehört. Rede nicht, sondern beobachte mich nur und tu schnell, was ich dir andeute, wenn es soweit ist.«
    Beran nickte. Palafox untersuchte den Raum ein zweites Mal, sorgfältiger diesmal. Plötzlich wurde ein Teil der Tür transparent, und ein Auge starrte herein.
    Verärgert hob Palafox die Hand, doch dann besann er sich. Nach einem kurzen Moment verschwand das Auge, und die Wand wurde wieder undurchsichtig.
    Palafox sprang zum Fenster. Er streckte den Zeigefinger aus. Ein glühender Nadelstrahl schoß heraus. Mit einem leisen Zischen löste sich die feste Plastikscheibe auf.
    »Schnell! Komm her!« flüsterte Palafox drängend. Beran zögerte. »Schnell!« wiederholte der Dominie. »Willst du am Leben bleiben? Dann klettere auf meinen Rücken. Beeil dich!«
    Hastige Schritte und aufgeregte Stimmen wurden auf der Treppe laut. Einen Augenblick später glitt die Tür zur Seite. Drei Mamaronen stürmten durch die Öffnung. Sie hielten verwirrt an, blickten sich ungläubig um und rannten schließlich zum Fenster.
    Der Hauptmann drehte sich um. »Schnell hinunter. Es bedeutet tiefes Wasser für alle, wenn sie entkommen sind!«
    Sie durchkämmten den parkartigen Garten, fanden jedoch keine Spur von Palafox oder Beran. Flüsternd berieten sie sich im Sternenlicht und kamen schließlich zu einem Entschluß. Verstohlen schlichen sie sich davon.
     

 
5.
     
    Trotz ihrer Zahl von fünfzehn Milliarden stellten die Paonesen eine so homogene Gruppe dar, wie sie kein zweites Mal im Universum der Menschen zu finden ist. Die Paonesen nahmen diese Gleichheit als selbstverständlich hin, und nur die Unterschiede, so minimal sie auch sein mochten, verursachten Aufmerksamkeit. Aus diesem Grund hielt man die Einwohner von Minamand – vor allem die der Hauptstadt Eiljanre – für eingebildet und leichtlebig; die Bürger von Hivand, dem eintönigsten der Kontinente, dagegen als ländlich naiv oder gar hinterwäldlerisch; die Bewohner von Nonamand, dem rauhen Südkontinent, als düster und geizig, aber auch sehr mutig; und die Bürger von Vidamand, die Trauben und anderes Obst anbauten und ganz Pao mit erstklassigem Wein versorgten, als großherzig und hilfsbereit.
    Seit vielen Jahren schon hatte Bustamonte ein Netz von Informanten über alle acht Kontinente verteilt. Die Nachrichten, die eben eingetroffen waren, beunruhigten ihn. Nur drei der Kontinente erkannten ihn als de facto Panarchen an: Vidamand, Minamand und Dronomand. Seine Agenten in Aimand, Shraimand, Nonamand, Hivland und Impland meldeten eine wachsende Ablehnung. Sie artete allerdings nicht in offene Rebellion oder Aufruhr aus, das gab es auf Pao nicht. Die Paonesen zeigten ihre Unzufriedenheit durch mürrische Laune, eine merkliche Verlangsamung des allgemeinen Arbeitsvorgangs, vor allem in Verwaltungskreisen. Es war eine Situation, wie sie in früheren Zeiten bereits mehrmals zu Wirtschaftskrisen und zum Dynastiewechsel geführt hatte.
    Bustamonte spielte nervös mit den Fingern. Es gab nur einen Weg für ihn. Der Medaillon mußte sterben, und mit ihm der Breakness-Hexer. Der Tag war bereits angebrochen, nichts durfte die Hinrichtung mehr verzögern.
    Er winkte einen Mamaronen herbei. »Hol Hauptmann Mornune!«
    Mehrere Minuten vergingen. Der Neutraloide kam zurück. »Bedaure, Hoheit. Hauptmann Mornune und zwei Soldaten haben Pergolai verlassen.«
    Bustamonte starrte ihn einen Augenblick verständnislos an. Dann wirbelte er herum. »Kommt mit!« befahl er und eilte die Treppe zum Turm hinauf. Er spähte durch das Guckloch in der Wand. Schließlich ließ er wütend die Tür zurückgleiten und rannte zum

Weitere Kostenlose Bücher