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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Wegrand niedergesetzt. Samjatin ging langsam auf ihn zu, Williams Pony am Zügel.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Mir tun die Füße weh«, antwortete Samdup.
    »Was soll ich da machen?«, fuhr Samjatin ihn an. Auch seine Füße schmerzten. »Wir haben noch mehrere Kilometer vor uns. Willst du hier bei den Wölfen übernachten?«
    Aber er mochte den kleinen Kerl. Er mochte ihn wirklich. Beide Jungen. Er konnte es ihnen nur nicht zeigen. Das hatte er nie gekonnt. Man hatte es ihm nicht beigebracht.

Urga

54
    Urga lag ungünstig in einem Kessel zwischen dunklen Bergen. Vom wolkenlosen Himmel gelangte genügend Sonnenlicht in die Stadt, doch sobald es mit den engen Straßen und übelriechenden Gassen in Berührung kam, verlor es allen Glanz, wurde grau und widerwärtig. Die Dächer wichtiger Gebäude waren vergoldet und die Türme der Tempel mit Edelsteinen besetzt, aber Schatten hingen über ihnen, und der Klang der großen Hörner verbreitete eine schwermütige, hoffnungslose Eintönigkeit.
    Die Berge schlossen eine freudlose Ebene ein, in der sich die Stadt in drei Teilen ausbreitete: Mai-mai-cheng, die chinesische Marktstadt im Osten, deren Geschäfte und Lagerhäuser jetzt verlassen und leer dalagen, Gandan, die graue Stadt der Lamas mit ihren Tempeln und Schulen für das Studium von Theologie und Medizin im Westen und Ta Chure in der Mitte, wo der Lebende Buddha hinter dicken Mauern in ödem Rot und Weiß in Räumen voller ehrwürdiger Reliquien und eintausend Uhren saß, jede auf eine andere Stunde und Minute eingestellt. Die Zeit verging in diesen Gemächern mit einem morbiden Geräusch wie von Gletschereis, das sich einen Berghang hinunterschiebt.
    In langsamem Tempo gingen oder krochen Pilger im Kreis um ihren Gott, während Hörner bliesen, Gongs erschallten und die Stimmen von zehntausend Priestern in der stickigen Luft widerhallten. Alles war wie immer, nichts hatte sich verändert, nur die Darsteller und ihre Gesichter. Sie trugen die alten Gewänder und sprachen die alten Texte, drehten undverneigten sich, zündeten den richtigen Weihrauch an den richtigen Orten an, wie Generationen vor ihnen und sie selbst in früheren Leben es getan hatten. Präzise, wie es sich gehörte, ohne eine einzige Silbe oder Geste zu verändern. Und in den Kammern Buddhas tickten Uhren und erfüllten die Stille mit ihren Glockenschlägen.
    Im Zentrum saß Robert von Ungern-Sternberg, in Rot gekleidet, die Augen schwer von schlaflosen Nächten in einem warmen Zelt seiner Truppen, und plante die Etappen einer kleinen Apokalypse. Er trank winzige Tässchen chinesischen Tees und rauchte schwerduftende Zigaretten, aber seine Gedanken waren bei ganz anderen Dingen.
    Er erhob sich und ging zur Tür seiner Jurte. Sie stand im Hof eines verlassenen Hong , der einmal zum großen Anwesen des Chinesen Da Shengkui gehört hatte. Hier war jetzt auf Ungern-Sternbergs Befehl Sucharews Burjatenregiment stationiert. In der Nähe standen das Chahar- und das Tatarenregiment unter dem Befehl von Bair Gur und Resuchin. Resuchin war vor zwei Wochen mit einer russischen Einheit nach Süden aufgebrochen und noch nicht zurückgekehrt.
    Der besondere Geruch dieser Stadt stieg ihm in die Nase – eine dicke, saure Mixtur aus Heiligkeit und Korruption, Gier und einfachem, grobem Menschsein. Er hatte sich Urga nicht ausgesucht. Ein böses Schicksal hatte ihn erwählt und hierher verschlagen, um seinem Zweck zu dienen.
    Er drückte die halb gerauchte Zigarette am Türpfosten aus und zündete sich eine neue an. Seine vom Nikotin verfärbten Finger zitterten leicht. Es war später Nachmittag, Zeit, um die Papiere durchzusehen, die seit Mittag eingetroffen waren. Die Geräusche von Männern und Pferden verbreiteten eine Atmosphäre der Ruhe und Normalität. Sie wussten nicht, welche Last er für sie trug, wie sehr er sich um ihr Schicksalsorgte. Aber wenn die Zeit kam, sollten sie unter seiner Führung von Urga ausziehen wie die Höllenreiter und alles vernichten, was sich ihnen in den Weg stellte. Er konnte schon den Staub unter den Hufen seiner Pferde aufwirbeln sehen und ihren donnernden Galopp hören. Er sehnte diesen Augenblick herbei wie ein Liebender die Hochzeitsnacht. Die Mongolei sollte seine Braut sein. Er wollte sie in Stücke reißen, um sie zu besitzen.
    Er wandte sich um und ging in die Jurte zurück. Oberst Sepailow hatte gerade seinen dritten Hanchi getrunken.
    »Nehmen Sie noch einen, Oberst.«
    Ungern-Sternberg goss das leere Glas des

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