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Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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hinterlassen. So nennen die Leute hier mein Krankenhaus.«
    Christopher schielte zur Seite, um den Mann genauer in Augenschein zu nehmen. Wie ein Arzt sah der nicht gerade aus. Er schätzte ihn auf Mitte vierzig. Er musste wohl rasch gealtert sein mit seinem grauen Haar, den grauen Augen und der grauen Haut. Sein Gesicht war das eines Mannes, der vorzwanzig Jahren für einen Moment die Augen geschlossen hatte und sich, als er sie wieder öffnete, in derselben elenden Lage wiederfand. Irgendwo unterwegs hatte er ein Pfund verloren und dafür einen Sixpence gefunden. Jetzt war er staubbedeckt, als sei er gerade von einer Reise zurück. Christopher fiel ein, dass er ja nach Peshok unterwegs gewesen war.
    »Sie werden sich fragen, was ich hier zu suchen habe«, fuhr der Doktor fort.
    »Auch daran habe ich bereits gedacht«, antwortete Christopher.
    »Natürlich. Also: Ich bin nicht der, der Ihnen eins über den Kopf gezogen hat. Dafür kann ich nichts. Aber ich weiß auch nicht, wer es war. Er lief weg, als ich hier auftauchte. Ich hatte draußen darauf gewartet, dass Sie vom Haus des Kalten Trostes zurückkehren. Ich sah Sie hereingehen und bin Ihnen etwa eine Minute später gefolgt. Er wühlte gerade Ihre Taschen durch, doch ich glaube nicht, dass er etwas mitgenommen hat. Ihr Zimmer hatte man schon gründlich durchsucht, bevor Sie zurückkamen. Sie sollten dann einmal nachsehen, ob etwas fehlt.«
    Cormac hielt inne und warf Christopher einen besorgten Blick zu.
    »Was macht Ihr Kopf?«
    Christopher versuchte ein standhaftes Lächeln, aber das war mehr, als sein Schädel ertragen konnte. Es geriet ihm zur Grimasse.
    »Schlimm, was? Ich gebe Ihnen etwas dagegen. Die habe ich immer bei mir.«
    Cormac zog ein braunes Gläschen Pillen aus der Tasche. Er schüttete sich zwei auf die Handfläche, hielt sie Christopher hin und reichte ihm ein Glas Wasser. Der schluckte sie eine nach der anderen. Sie fühlten sich an, als seien es Glassplitter.
    »Schade, dass Sie die jetzt haben schlucken müssen«, sagte Cormac, als das erledigt war. »So wie Schwester Campbell über Sie gesprochen hat, dachte ich mir, nach dem Besuch bei den beiden Lieben auf dem Hügel könnten Sie vielleicht eine Aufmunterung gebrauchen. Ich habe eine Flasche von echtem Zeug dabei, um unseren Kummer zu ertränken. Vorausgesetzt, Sie haben welchen. Aber jetzt ist Ihr Kummer von der Art, dass ich wohl die Flasche mit mir selbst teilen muss. Wollen Sie, dass ich gehe, oder soll ich noch ein wenig bei Ihnen rumhängen?«
    Christopher, dem wieder übel wurde, schüttelte schwach den Kopf.
    »Es ist in Ordnung. Ich möchte gern, dass Sie bleiben. Was ist denn das ›echte Zeug‹?«
    »Sehen Sie her!«, sagte Cormac stolz, und zog einen Halb-Pint-Flachmann aus seiner Tasche. »Poteen. Irischer Whiskey, aus Kartoffeln gemacht. Ein Freund in Newry schickt mir immer mal eine Flasche. Ich glaube, so etwas finden Sie nicht noch mal zwischen hier und der Fähre nach Belfast.«
    Nordirisch – das war der Akzent. Wahrscheinlich stammte der Mann aus Belfast, aber Christopher war sich nicht sicher. Wie man in Newry sprach, hatte er noch nie gehört. Es gab viele Nordiren in Indien: Beherrschte regierten andere Beherrschte. Vielleicht war es das, was das Empire ausmachte – in gewisser Weise.
    »Es ist merkwürdig«, fuhr Cormac fort, »aber, um die Wahrheit zu sagen, Kalimpong ist normalerweise nicht der Ort, wo man überfallen wird. Hier wird viel geklaut, doch kaum jemand niedergeschlagen. In all den Jahren, die ich hier bin, habe ich einen solchen Fall noch nicht erlebt. Im Streit einen außer Gefecht setzen, das gibt es. Aber nicht bei einem Raub. Als ich sah, wie der Kerl sich über Sie beugte,glaubte ich, ein Thug 4 wollte Ihnen den Garaus machen. Cheers! Auf Ihre Gesundheit!«
    Cormac hob seinen Flachmann und setzte ihn an die Lippen. Er schluckte schwer, schloss die Augen, und es schüttelte ihn.
    »Gott, wie habe ich das gebraucht«, keuchte er. »Genau was der Doktor verschrieben hat. Bedenken Sie«, fuhr er fort und verschloss die Flasche wieder, »er ist ein bisschen scharf. Er brennt dir das Maul weg, wie mein verstorbener Vater zu sagen pflegte. Und er bekommt mir auch nicht besonders.«
    »In Indien gibt es doch gar keine Thugs mehr«, murmelte Christopher. »Seit fast hundert Jahren nicht.«
    »Klar, das weiß ich auch. Aber sagen Sie das nicht Ihrem … äh … Freund auf dem Hügel. Der glaubt fest daran. ›Der Heide in seiner Blindheit verneigt sich

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