Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der neunte Buddha - Thriller

Der neunte Buddha - Thriller

Titel: Der neunte Buddha - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
vor Holz und Stein‹ – das ist sein Lieblingslied, das er am Morgen, am Mittag und am Abend singt. Das haben Sie doch mitbekommen, oder?«
    »Woher wissen Sie, dass ich heute Abend im Waisenhaus war?«
    »Hm«, machte Cormac und schraubte seine Flasche wieder auf. »In Kalimpong bleibt nichts verborgen. Schwester Campbell hat sich in den Kopf gesetzt herauszufinden, wer Sie sind und was Sie hier wollen. Ich glaube, sie hat erfahren, dass Sie bei den Carpenters waren. Ihr selber wird diese Ehre selten genug zuteil. Und mir noch weniger. Es sei denn, jemand dort oben fühlt sich schlecht. Aber bis die zu diesem Schluss kommen, geht es immer gleich um Leben und Tod.«
    »Warum haben Sie mich heute Abend aufgesucht?«, fragte Christopher. Mit seinen geistigen Kräften kehrte auch sein instinktives Misstrauen zurück.
    »Das weiß ich selber nicht so genau, um die Wahrheit zusagen«, meinte Cormac. »Aber wenn Sie so lange wie ich im Schwarzen Loch gelebt haben, werden Sie es vielleicht verstehen. Ich war am frühen Abend aus Peshok zurück. Das Erste, was ich zu sehen bekam, war Schwester Campbell, die mir mit eisiger Miene erklärte, was für eine schäbige Person nach mir gefragt hat. Dann hörte ich gerüchteweise, auch Lady Carpenter sei von Ihrer Aufmachung nicht gerade beeindruckt gewesen, und doch habe Ihnen ihr guter Mann höchste Ehren erwiesen. Das hat mich doch neugierig gemacht. Ich dachte mir, ich sollte Sie selbst in Augenschein nehmen. Das war doch genau richtig, oder? Auf Ihre Gesundheit!«
    »Was meinen Sie, könnte ich vielleicht doch ein Schlückchen von Ihrem ›echten Zeug‹ haben?«, fragte Christopher.
    Cormac versuchte noch einmal, den strengen Arzt zu geben, aber es wollte ihm nicht recht gelingen.
    »Also, eigentlich dürfen Sie zu den Pillen, die Sie da eben geschluckt haben, keinen Alkohol trinken. Aber ich denke, ein winziges Schlückchen wird schon nicht schaden. Vielleicht hilft es sogar mehr als die Pillen. Haben Sie ein Glas oder etwas Ähnliches dabei?«
    Christopher wies schweigend auf eine seiner Taschen in der Ecke. Er konnte sehen, dass sie durchsucht und nur notdürftig wieder geschlossen worden war. Cormac wühlte lange darin herum und zog schließlich einen zerbeulten Zinnbecher hervor.
    »Meinen Sie den?«, fragte er triumphierend.
    Christopher nickte. »Nicht gerade Waterford-Kristall«, sagte er.
    »Stimmt«, erwiderte Cormac und goss ein wenig von dem Whiskey in das Gefäß. »Eher Rathgormuck-Messing. Aber Rathgormuck sagt Ihnen wohl nichts.«
    Christopher lächelte.
    »Gibt es das überhaupt?«
    Cormac nickte weise.
    »Natürlich. Es ist ein Dorf nicht weit von Waterford. Da ist nicht viel los. Man wird geboren, heiratet, hat einen Haufen Kinder, stirbt, und die Kinder begraben einen. Das ist alles. Wie woanders auch, vermute ich.« Er hielt inne. »Ich war einmal in London. Da schien es auch nicht anders zuzugehen.« Er verstummte wieder und nahm einen Schluck, bevor er fortfuhr.
    »Und was führt Sie hierher in den Hinterhof des Himalajas?«
    »Geschäfte, Dr. Cormac, Geschäfte.«
    Der Doktor zog eine seiner grauen Augenbrauen hoch.
    »Tatsächlich? Mit großem oder kleinem G? Ich frage ja nur. Sehen Sie, Mister, ich lebe lange genug an diesem Ort, um auf Bengali zu furzen, und ich habe gewusst, was Sie sind, als ich Ihnen das erste Mal über Ihre fiebrige Stirn gewischt und Ihr Erbrochenes gerochen habe. Wenn Sie ein Kaufmann sind, dann bin ich ein Yogi.«
    Christopher seufzte. Zuerst Carpenter und jetzt auch noch dieser Kerl.
    »Was glauben Sie denn, was ich bin?«, fragte er.
    Cormac zuckte die Achseln. »Genau kann ich das natürlich nicht sagen. Verwaltungs- oder Staatsdienst … Auf alle Fälle einer von weiter oben. So sehen Sie aus. Und so benehmen Sie sich auch. Ihre Stimme passt dazu, auch wenn sie im Moment etwas zittrig ist. Bekomme ich jetzt einen Preis?«
    Christopher schüttelte den Kopf. Das tat sehr weh.
    »Ich vergebe keine Preise. Wie dem auch sei« – er versuchte das Thema zu wechseln –, »wenn Sie ein Missionsarzt sind, dann bin ich die Kaiserinmutter.«
    Der Doktor öffnete wieder die Flasche mit dem Feuerwasserund setzte sie an die Lippen. Dabei zog er eine Grimasse.
    » In whiskey veritas, mein Sohn. Sie könnten recht haben …, aber auch wieder nicht. Um die Wahrheit zu sagen, manchmal weiß ich es selber nicht genau. Ich bin Arzt – ein echter McKay. Zuerst die Queen’s-Universität in Belfast, dann eine Zeitlang bei Daniel Cunningham,

Weitere Kostenlose Bücher