Der neunte Buddha - Thriller
hatte. Diesmal musste John Carpenter ihm alles sagen, und wenn brutale Gewalt erforderlich sein sollte, um ihm die Wahrheit zu entreißen.
Da klopfte es laut an der Haustür. Christopher fuhr zusammen. Im Vorraum waren Schritte zu hören.
»Doktor Cormac! Ist bei Ihnen alles in Ordnung?« Es war der Angestellte, der Christopher den Weg zum Bungalow gewiesen hatte.
Die Tür sprang auf und drei Männer traten in den Wohnraum – ein Offizier der britischen Polizei und zwei indische Polizeibeamte. Der Angestellte des Krankenhauses blieb im Vorraum zurück.
Ohne ein Wort bedeutete der Offizier einem der Polizisten, die anderen Räume zu durchsuchen. Der Mann lief sofort zum Schlafzimmer. Christopher hörte nur, wie die Fliegen zornig aufsummten. Sekunden später wankte der Polizist wieder aus dem Raum. Ihm war sichtlich übel. Er trat an den Offizier heran, sagte ihm etwas ins Ohr, und beide gingen ins Schlafzimmer zurück.
Als der Captain wieder auftauchte, war auch er leichenblass. Der junge Mann, offenbar frisch von der Polizeischule, hatte vielleicht seine erste Leiche gesehen. Beinahe tat er Christopher leid.
»Wie ist Ihr Name?«, fragte der Captain.
»Wylam. Major Christopher Wylam.«
Bei dem Wort »Major« zuckte der Polizeioffizier ein wenig zusammen. Aber er hatte sich rasch wieder unter Kontrolle, richtete sich zu voller Größe auf und sprach Christopher an, wie es Vorschrift war: »Major Christopher Wylam, ich verhafte Sie wegen des Mordes an Dr. Martin Cormac. Ich teile Ihnen mit, dass ich Sie unverzüglich dem Richter des Bezirkes Kalimpong zur Eröffnung einer strafrechtlichen Ermittlung vorführen werde. Ich weise Sie darauf hin, dass alles, was Sie von jetzt an sagen, gegen Sie verwendet werden kann.«
Er nickte dem Polizisten zu, der die Leiche gefunden hatte. Der hakte ein Paar Handschellen von seinem Gürtel und trat an Christopher heran. Da jetzt das übliche Prozedere ablief, schien der Polizist wieder etwas sicherer zu sein. »Ihre Hände, bitte«, sagte er. Christopher streckte die Hände vor. Der Mann trat näher und wollte die Handschellen zuerst um Christophers rechtes Handgelenk legen. Da drehte sich Christopher abrupt um, packte den Polizisten beim Arm, schleuderte ihn herum und umklammerte mit seinem freien Arm den Nacken des Mannes. In Sekundenschnelle hatte er ihm die Pistole entrissen. Die presste er gegen den Kopf des Polizisten.
»Du!«, rief er dem Bediensteten zu, der schüchtern durch die Tür lugte. »Rein mit dir! Juldi !«
Ein Europäer wäre davongelaufen und hätte Alarm geschlagen. Aber indische Krankenhausangestellte litten an einer Doppeldosis von Unterwerfung: unter die Hierarchie der Mediziner, die noch dazu von Vertretern der Herrenrasse angeführt wurde. Der Mann tat, wie ihm geheißen.
»Die Waffen auf den Fußboden, die Hände über den Kopf!«, befahl Christopher den beiden anderen Polizisten. »Und keine jähe Bewegung!«
Sie folgten seinem Befehl. Nun wandte er sich wieder an den Krankenhausangestellten.
»Geh ins Schlafzimmer! Bring etwas, womit man die Männer fesseln kann: Krawatten, Bettwäsche, was du willst. Aber schnell!«
Der Mann nickte und stürzte ins Nebenzimmer. Christopher hörte, wie es ihn würgte, als er der Szene ansichtig wurde. Nach einer Minute kam er mit einem Bettlaken zurück.
»Reiß es in Streifen«, befahl Christopher. »Fessle sie!«
Der Mann bebte am ganzen Körper, er sah aus, als werde er jeden Moment vor Angst ohnmächtig werden. Aber irgendwie tat er mit zitternden Händen, was man von ihm verlangte. Christopher hieß die Polizisten sich auf Stühle setzen, wo sie festgebunden wurden. Die ganze Zeit fixierte der englische Captain Christopher mit seinem Blick, als wollte er sich sein Gesicht einprägen.
»Und jetzt den«, wies Christopher an. Der Angestellte band auch den dritten Polizisten an einen Stuhl.
»Bitte, Sahib«, flehte er, als er seine Aufgabe erfüllt hatte. »Mich brauchen Sie nicht auch noch zu fesseln. Ich bleibe hier, solange Sie wollen. Ich verhalte mich still. Ich mische mich nicht ein.«
Christopher ignorierte seine Worte und fesselte ihn an den Schreibtischstuhl. Dann wandte er sich an den Captain.
»Es tut mir leid«, sagte er.
»Es wird Ihnen noch viel mehr leid tun, wenn Sie hinter Gitter gehen. Sie kommen nicht weit, das wissen Sie doch. Sie sollten besser aufgeben. Damit könnten Sie sich viel Ärger ersparen. Und Schmerzen.«
»Ja, ja«, sagte Christopher. »Das würde ich gern tun.
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