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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zu gelangen. Devall kehrte in den Funkraum zurück und sah das flackernde, grüne Solidofeld vor sich. Er trat hindurch und stand plötzlich einen Meter vor dem Schreibtisch des Leiters seines Amtes. Thorntons Bild war scharf, aber der Schreibtisch schien an den Kanten zu verschwimmen. Feste, nicht organische Gegenstände waren immer undeutlich.
    Devall berichtete knapp. Thornton saß geduldig und regungslos da, bis der andere verstummte; mit seinen gefalteten Händen und seinem schmalen, starren Gesicht hätte er eine Statue sein können.
    »Unangenehme Geschichte«, sagte er schließlich.
    »Allerdings.«
    »Der Priester kommt morgen wieder, sagen Sie? Das gibt uns nicht viel Zeit, eine Stabsbesprechung abzuhalten und das Problem zu durchdenken, Colonel Devall.«
    »Ich könnte ihn vielleicht ein paar Tage hinhalten.«
    Thornton preßte die Lippen zusammen.
    »Nein«, sagte er nach einer Pause. »Handeln Sie so, wie Sie es für notwendig halten, Colonel. Wenn die psychologische Struktur der Rasse so beschaffen ist, daß bedauerliche Folgen eintreten, falls Sie die Forderung ablehnen, müssen Sie den Mann auf jeden Fall übergeben. Wenn der Schritt vermieden werden kann, dann vermeiden Sie ihn natürlich. Der Mann muß auf jeden Fall bestraft werden.« Der Direktor lächelte schief. »Sie sind einer unserer besten Leute, Colonel. Ich bin zuversichtlich, daß Sie schließlich zu einer befriedigenden Lösung gelangen werden.«
    »Danke, Sir«, sagte Devall mit trockener, unsicherer Stimme. Er nickte und trat aus dem Feldbereich. Thorntons Bild schien zu flackern. Devall hörte einen letzten Satz. »Melden Sie sich, wenn der Fall abgeschlossen ist«, dann fiel das Feld in sich zusammen.
    Er stand allein im Funkraum und blinzelte in der plötzlichen Dunkelheit, die nach dem grellen Licht des Solidofons über ihn hereinbrach, dann tastete er sich hinaus.
    Es war gekommen, wie er es erwartet hatte. Thornton war ein tüchtiger Mann, aber Zivilbeamter, der von der Regierung kontrolliert wurde. Er fällte ungern wichtige Entscheidungen – und schon gar, wenn ein Colonel, der einige hundert Lichtjahre entfernt war, dazu gezwungen werden konnte, sie für ihn zu fällen.
    Devall berief für den folgenden Morgen um 9.15 Uhr eine Besprechung ein. Die Arbeit im Stützpunkt war praktisch eingestellt worden; das Linguistenteam mußte bleiben, und Devall hatte an allen Ausgängen Posten aufstellen lassen. Selbst bei den friedlichsten Fremdvölkern konnte es plötzlich zu Gewalttaten kommen; man konnte den Augenblick nicht vorhersagen, zu dem sich schlagartig wilder Haß entlud.
    Sie hörten sich schweigend die Bänder von Leonards Aussagen, Meyers Kommentaren und dem kurzen Gespräch Devalls mit den fünf fremden Wesen an. Devall schaltete ab und schaute sich in der Tischrunde um: zwei Majore, ein Hauptmann und vier Leutnants, von denen einer Stubenarrest hatte.
    »So sieht es also aus. Der alte Hohepriester kommt gegen Mittag hierher, um sich meine Antwort abzuholen. Ich wollte zuerst darüber diskutieren lassen.«
    Major Dudley bat ums Wort. Er war ein kleiner, stämmiger Mann mit dunklen, blitzenden Augen, und in der Vergangenheit war er in Verfahrensfragen mit Devall schon einige Male ernsthaft zusammengestoßen. Devall hatte ihn trotzdem bei vier aufeinanderfolgenden Flügen mitgenommen, weil er für Meinungsvielfalt war und Dudley außerdem hervorragend organisieren konnte.
    »Sir, mir scheint überhaupt nicht in Frage zu stehen, wie hier vorgegangen werden muß. Es kann nicht sein, daß Leonards den Wesen übergeben wird. Das ist unmenschlich – oder unser unwürdig!«
    »Würden Sie das begründen, Major?« sagte Devall.
    »Ganz einfach. Wir sind die Rasse, die den Raumantrieb entwickelt hat – und damit die fortgeschrittenste Rasse der Galaxis. Ich glaube, das versteht sich von selbst.«
    »Nein«, sagte Devall, »aber sprechen Sie weiter.«
    »Ohne Rücksicht auf Ihre Meinung, Sir«, sagte Dudley scharf, »die Wesen, denen wir bisher begegnet sind, haben uns bis jetzt alle als überlegen betrachtet. Ich glaube nicht, daß man das bestreiten kann – und es kann auch nur darauf zurückgeführt werden, daß wir die Überlegenen sind. Wenn wir nun Leonards übergeben, schwächt das unsere Position. Wir sehen schwach und rückgratlos aus. Wir – «
    »Sie meinen also, daß wir die Stellung von Oberherren in der Galaxis einnehmen – und wenn wir unseren Knechten nachgeben, verlieren wir die ganze Kontrolle über sie«,

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