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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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in diesem Augenblick bedeutungslos, aber der Gedanke, seinen eigenen Neffen einer möglichen Hinrichtung durch fremde Wesen auszuliefern…
    Er atmete tief ein, straffte die Schultern und schärfte den Blick. Er sah in den Spiegel und fand sich als Abbild des Befehlshabers bestätigt; keine Spur seiner inneren Konflikte war äußerlich sichtbar.
    Er drückte auf die Taste.
    »Schicken Sie den Hohepriester herein. Die anderen sollen draußen warten.«
    Der Priester wirkte unglaublich winzig und runzlig, ein Gnom von Mann, dessen Haut durch das extreme Alter auf phantastische Weise zerfurcht war. Er trug einen grünen Turban auf dem unbehaarten Kopf – ein Zeichen tiefer Trauer, wie Devall wußte.
    Der kleine Priester verbeugte sich tief und reckte seine dünnen Arme nach hinten, womit er großen Respekt bekundete. Als er sich aufrichtete, legte er den Kopf zurück und starrte Devall mit seinen kleinen, runden Augen direkt ins Gesicht.
    »Die Jury ist bestimmt, der Prozeß kann beginnen. Wo ist der Junge?«
    Devall wünschte sich flüchtig, für dieses letzte Gespräch die Dienste eines Dolmetschers in Anspruch nehmen zu können, aber das ging nicht; das mußte er allein bestehen, ohne Hilfe.
    »Der Beschuldigte ist in seiner Unterkunft«, sagte Devall langsam. »Zuerst möchte ich ein paar Fragen stellen.«
    »Fragt.«
    »Wenn ich euch den Jungen übergebe, besteht dann die Möglichkeit, daß die Todesstrafe ausgesprochen wird?«
    »Das ist vorstellbar.«
    Devall runzelte die Stirn.
    »Können Sie nicht etwas genauer sein?«
    »Wie können wir das Urteil kennen, bevor die Verhandlung stattfindet?«
    »Lassen wir das«, sagte Devall. Er sah ein, daß er keine konkrete Antwort bekommen würde. »Wo würdet ihr gegen ihn verhandeln?«
    »Nicht weit von hier.«
    »Könnte ich dabei sein?«
    »Nein.«
    Devall verstand genug von der Markinschen Grammatik, um zu wissen, daß die Form der Verneinung, die der Priester gewählt hatte, buchstäblich bedeutete: Ich-sage-nein-und-meine-nein. Er befeuchtete die Lippen.
    »Wenn ich mich nun weigere, Leutnant Leonards auszuliefern? Welche Reaktion wäre zu erwarten?«
    Es blieb lange still. Dann sagte der alte Priester: »Warum solltet ihr so etwas tun?«
    »Ich spreche hypothetisch.«
    »Das wäre sehr schlimm. Wir könnten den heiligen Garten viele Monate lang nicht reinigen. Außerdem – « Er fügte einen Satz mit unbekannten Worten an. Devall rätselte erfolglos eine ganze Minute lang daran herum.
    »Was heißt das?« fragte er schließlich. »Drücken Sie es mit anderen Worten aus.«
    »Es ist der Name eines Rituals. Ich würde an Stelle des Erdbewohners vor Gericht treten – und sterben müssen«, sagte der Priester schlicht. »Dann würde mein Nachfolger euch alle bitten, fortzugehen.«
    Im Büro war es ganz still; das einzige, was Devall hörte, waren die rauhen Atemzüge des alten Priesters, und das Zirpen der grillenartigen Insekten im Gras vor dem Fenster.
    Nachgeben? dachte er. Oder der Daumen des Oberherrn?
    Plötzlich schien es in ihm keinen Zweifel mehr darüber zu geben, was er tun mußte, und er fragte sich, warum er so lange unentschlossen hatte zögern können.
    »Ich höre und respektiere Ihre Wünsche«, sagte er in der rituellen Form, die Steber ihm beigebracht hatte. »Der Junge ist euer. Aber darf ich einen Gefallen erbitten?«
    »Fragt.«
    »Er wußte nicht, daß er gegen eure Gesetze verstieß. Er meinte es gut; er bedauert von Herzen, was er getan hat. Er ist jetzt in euren Händen – aber ich möchte für ihn um Gnade bitten. Er konnte nicht wissen, daß er sich verging.«
    »Das wird man bei der Verhandlung sehen«, sagte der alte Priester kalt. »Wenn es Gnade geben soll, wird er sie erhalten. Ich verspreche nichts.«
    »Nun gut«, sagte Devall. Er griff nach einem Block und kritzelte einen Befehl, der Leutnant Paul Leonards den fremden Wesen zum Prozeß überstellte, und unterschrieb mit vollem Namen und Rang. »Da. Geben Sie das dem Mann, der Sie hereingelassen hat. Er wird dafür sorgen, daß Ihnen der Junge übergeben wird.«
    »Ihr seid weise«, sagte der Priester. Er verbeugte sich und ging zur Tür.
    »Augenblick«, sagte Devall verzweifelt, als der Priester die Tür öffnete. »Noch eine Frage.«
    »Fragt.«
    »Sie haben mir erklärt, daß Sie seine Stelle einnehmen würden, wenn ich ihn nicht ausliefere. Nun, wie wäre es mit einer anderen Stellvertretung. Wenn nun – «
    »Sie sind für uns nicht akzeptabel«, sagte der Priester, so, als

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