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Der neutrale Planet

Der neutrale Planet

Titel: Der neutrale Planet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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einer sehr alt. Es war dieser Greis, an den Devall sich zuerst wandte.
    »Es tut mir leid, daß unsere Begegnung heute nachmittag eine so bedauerliche ist. Ich hatte mich auf ein angenehmes Gespräch gefreut. Aber man kann nicht immer voraussagen, was geschehen wird.«
    »Für den, der getötet wurde, lag der Tod bereit«, sagte der alte Priester mit der hohen, schrillen Stimme, von der Devall wußte, daß sie Zorn und Verachtung ausdrückte.
    Die Frau stieß einen heulenden Schrei aus, und dann ein halbes Dutzend klagender Worte, so schnell hintereinander, daß Devall sie nicht verstand.
    »Was sagt sie?« fragte er Steber.
    Der Dolmetscher legte die Hände nachdenklich aneinander.
    »Sie ist die Frau des Getöteten. Sie verlangt – Rache«, sagte er auf englisch.
    Anscheinend waren die beiden jungen Krieger Freunde des Toten. Devall sah die fünf Gesichter der Reihe nach an.
    »Das ist ein höchst bedauerlicher Vorfall«, sagte er in der fremden Sprache. »Ich hoffe aber, daß er sich auf die herzlichen Beziehungen zwischen Menschen und Markern nicht auswirken wird, die bisher bestanden haben. Dieses Mißverständnis – «
    »Blut muß gesühnt werden«, sagte der kleinere und weniger eindrucksvoll gekleidete Priester. Wahrscheinlich der Ortspriester, dachte Devall, er mochte froh sein, daß er seinen Vorgesetzten als Rückhalt dabei hatte.
    Der Colonel wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    »Der junge Mann, der die Tat begangen hat, wird natürlich zur Rechenschaft gezogen. Es wird Ihnen klar sein, daß eine Tötung aus Notwehr nicht als Mord betrachtet werden kann, aber ich gebe zu, daß der junge Mann unklug gehandelt hat und die Folgen wird tragen müssen.«
    Es klang selbst für Devall nicht sehr befriedigend, und die fremden Wesen wirkten auch kaum beeindruckt.
    Der Hohepriester gab zwei kurze, knappe Silben von sich. Devall kannte die Worte nicht und sah Steber hilfesuchend an.
    »Er sagt, Leonards habe heiligen Boden entweiht. Er sagt, das Verbrechen, das sie erzürnt, sei nicht Mord, sondern Blasphemie.«
    Devall spürte trotz der Hitze einen eisigen Hauch. Nicht… Mord? Das wird kompliziert werden, dachte er bedrückt.
    »Ändert das die eigentliche Natur des Falles?« fragte er den Priester. »Er wird trotzdem von uns für seine Handlung bestraft, die nicht zu rechtfertigen ist.«
    »Ihr könnt ihn wegen Mordes bestrafen, wenn ihr das für gut haltet«, sagte der Priester ganz langsam, damit Devall jedes Wort verstehen konnte. Die Witwe schluchzte ein paarmal auf sehr irdische Weise; die jungen Männer machten finstere Gesichter. »Mord betrifft uns nicht«, fuhr der Hohepriester fort. »Er hat Leben genommen; das Leben gehört Jenen, und Sie nehmen es, wie Sie es für richtig halten, ganz, wie Sie wollen. Aber er hat auch eine heilige Blume auf heiligem Boden entweiht. Das sind schwere Verbrechen für uns. Dazu hat er das Blut eines Wächters auf heiligem Boden vergossen. Wir fordern euch auf, ihn zu einem Prozeß vor einem Priestergericht unter dieser doppelten Anklage zu übergeben. Danach könnt ihr ihn vielleicht nach euren Gesetzen zur Rechenschaft ziehen.«
    Einen Augenblick lang sah Devall nichts als das unerbittliche, ledrige Gesicht des alten Priesters, dann drehte er den Kopf und sah den Ausdruck der Überraschung und Betroffenheit auf Stebers Gesicht.
    Es dauerte einige Sekunden, bis die Worte des Hohepriesters ihre Wirkung taten, und wieder einige, bis Devall betäubt die Folgen begriff. Sie wollen einen Menschen vor Gericht stellen, dachte er dumpf. Nach ihren eigenen Gesetzen. Und ihre eigene Strafe aussprechen.
    Es handelte sich plötzlich nicht mehr nur um einen lokalen Vorfall, eine Sache, die zu bereinigen, im Logbuch zu vermerken und zu vergessen war. Es ging nicht einfach mehr um simple Reparationen für die zufällige Tötung eines Eingeborenen.
    Jetzt war das eine Sache von galaktischer Bedeutung, dachte Devall dumpf. Und er war der Mann, der alle Entscheidungen zu fällen hatte.
    Am Abend, nach dem Essen, besuchte er Leonards. Inzwischen wußten alle im Lager, was geschehen war, obwohl Devall Steber angewiesen hatte, nichts davon zu erwähnen, daß die fremden Wesen Leonards selbst den Prozeß machen wollten.
    Der junge Mann sah auf, als Devall hereinkam, und salutierte lahm.
    »Rühren, Leutnant.« Devall setzte sich auf die Bettkante und sah den Leutnant an. »Jetzt sitzen Sie in der Tinte, mein Sohn.«
    »Sir, ich – «
    »Ich weiß. Sie wollten von dem heiligen

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