Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
überzeuge Priti schließlich, die Nachforschung über Nine-Eleven zu unterbrechen, und sie überzeugt mich, dass Oma nichts dagegen hätte, wenn wir uns über die Keksdose hermachen. Wir setzen uns in die Küche und essen Plätzchen.
»Jed glaubt, dass Shakeel ganze Massen von Weißen in die Luft jagen will«, sage ich.
»Was?« Priti blickt auf. Sie war dabei, die klebrige Vanillecremefüllung in der Mitte ihres Doppelkekses aufzulecken.
»Er vermutet, dass Shakeel kein Radio baut, sondern eine Bombe, und in Wirklichkeit ein Selbstmordattentäter ist.«
»Warum sollte er so etwas Dämliches tun?«
»Jed glaubt, dass alle Muslime Großbritannien und Amerika als Feinde des Islams betrachten«, wiederhole ich seine Worte von gestern Abend.
»Ja, das Heiliger-Krieg-Zeug kenne ich. Aber warum sollte ausgerechnet Shakeel das tun?«
»Du hast gesagt, er ist fromm«, erwidere ich.
»Na, er geht oft in die Moschee und so. Aber er würde nie jemanden töten. Er ist ein totales Weichei.«
»Er hat das ganze Elektrozeug da oben. Ich könnte mir schon denken, dass man damit eine Bombe bauen kann.«
»Nein. Shakeel ist viel zu langweilig für einen Terroristen.« Sie nähert sich wieder mit der Zunge dem Keks und leckt die Creme auf wie eine Katze die Milch.
»Jed sagt, dass man gerade die ruhigen Typen im Auge behalten muss«, erwidere ich. »Sein Dad kennt sich da offenbar genau aus.«
»Ach ja? Und wieso?«
Ich zögere. »Wahrscheinlich, weil er früher bei der Armee war.«
»Toll, und was macht er jetzt?«
»Er ist Automechaniker.«
Priti lacht. »Ich wusste, dass Jed nur angibt.«
»Ja, aber Jed glaubt, dass es nur Tarnung ist und sein Vater in Wirklichkeit noch immer für den Geheimdienst der Armee arbeitet.«
»Undercover?«
»Ich glaube, schon.«
Priti horcht auf.
»Jed sagt, die Armee hätte nur so getan, als würde sie ihn entlassen, damit keiner wüsste, dass er jetzt verdeckt ermittelt.« Ich füge hinzu: »Aber du weißt ja, wie Jed ist. Er könnte sich das alles nur ausgedacht haben.«
Priti ignoriert den letzten Satz. »Also ist er ein Sprengstoffermittler beim Bombenkommando oder so was?«, fragt sie gespannt.
»Vielleicht. Aber nur, wenn du Jed glauben willst.«
»Und er hat Shakeel in Verdacht?«
»Jed hat es so genau nicht gesagt.«
»Denn wenn das Bombenkommando hinter ihm her ist, dann muss er etwas vorhaben.«
Sie windet sich aufgeregt auf ihrem Stuhl.
»Ich glaube, Jed hat gar nicht vom Bombenkommando gesprochen.«
Aber Priti hört offensichtlich gar nicht mehr zu. »Ich finde, es könnte echt cool sein, wenn Shakeel eine Bombe baut!«, ruft sie mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
»Das war doch nur so eine Idee von Jed.«
»Ob er uns wohl mithelfen lässt?«, überlegt sie begeistert. »Das wäre so cool.«
»Ja, sicher«, sage ich.
»Natürlich würden wir es nicht zulassen, dass er sich tatsächlich in die Luft sprengt. Der macht mir keine zweiten Twin Towers«, fügt sie mit einem Blick auf mich hinzu und fährt fort: »Ich meine, von meinen Geschwistern ist er außerdem der Einzige, der halbwegs anständig ist. Wir müssen unbedingt auf ihn aufpassen.«
»Und wie sollen wir das tun?«
»Wir müssen verdeckt ermitteln: Wir beobachten ihn und finden heraus, was er vorhat.«
Ich sehe uns beide in Trenchcoats, wie wir durch riesige Vergrößerungsgläser äugen.
»Wir geben alles, was wir herausfinden, an Jeds Dad beim Bombenkommando weiter, und wenn sie ihn fassen, dann kriegen wir einen Orden«, sagt Priti entzückt. »Wir werden Helden sein!«
»Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Onkel Ian wirklich beim Bombenkommando ist. Er könnte auch etwas anderes tun.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Keine Ahnung«, sage ich schulterzuckend. »Autos reparieren vielleicht, also genau das, was er behauptet?«
»Ist auch egal«, sagt Priti. Sie hat die Creme völlig aufgeleckt und isst den Rest des Kekses in ganz winzigen Stückchen, die sie vom Rand abbeißt. »Wir können Maulwürfe sein – und Shakeel verpfeifen, ehe er etwas Dummes tut.«
»Und was passiert, wenn das Bombenkommando oder die Polizei oder wer auch immer ihn wirklich fasst? Dann hat er echt ein Problem.«
»Wenn er noch nie wirklich etwas gesprengt hat, können sie doch gar nicht so böse auf ihn sein, oder?«
»Meine Mum sagt, es ist der Gedanke, der zählt.« Das Bild meiner Mum tritt mir vor Augen, und ich werde es nicht mehr los.
Ȇber Bomben nachzudenken wird ja wohl noch niemandem schaden,
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