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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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oder?«, entgegnet Priti. »Ey, da musst du schon wirklich auf den Knopf drücken, dass es knallt!« Ich habe schon gemerkt, wenn Priti richtig aufgeregt ist, dann fängt sie manchmal an, wie ein Gangsta-Rapper zu sprechen.
    »Ich glaube nicht, dass das so funktioniert. Wir könnten ihn echt in Schwierigkeiten bringen«, sage ich. »Und uns auch!«
    »Dann besorgen wir ihm einen falschen Pass, und er kann irgendwohin weit weg fliehen. Wir bekommen dann trotzdem Orden, weil wir so viele Leute gerettet haben, und Shakeel sonnt sich am Strand mit scharenweise Ladyboys.«
    Ich will sie fragen, was Ladyboys sind, aber ich weiß, dass wir dann unser Gespräch nie zu Ende bekämen.
    »Wäre es nicht einfacher, ihn offen zu fragen, ob er eine Bombe baut?«, frage ich.
    »Wenn wir seine Tarnung auffliegen lassen, geht er in den Untergrund«, erwidert Priti, als hätte sie ständig mit solchen Dingen zu tun. »Außerdem wäre das kein Spaß! Und ich wollte schon immer Agentin sein!«
    Ich weiß zwar, dass es wahrscheinlich nur ein Haufen Blödsinn ist, aber wenn Priti sich für etwas begeistert, ist es ziemlich schwierig, sich nicht mitreißen zu lassen. Ich habe dieses Bild von Shakeel vor Augen, wo er einen weißen Kaftan trägt und in einem Papierflugzeug sitzt, eine Bombe vor den Bauch gebunden. Und er lacht.
    Also mache ich mit. Denn es ist nur ein Spiel, was soll da schon passieren?
    Als Jed wieder da ist, trägt er ein neues Fußballtrikot-Oberteil von Liverpool und ist merkwürdig drauf.
    »Schönes Shirt«, sage ich. »Hat Oma es dir gekauft?«
    »Natürlich, du Blödmann! Wer denn sonst?«, erwidert er rasch.
    Ich frage ihn, ob mit seinem Termin alles okay war, und er sagt, ich soll mich um meinen eigenen Kram kümmern. Dann wirft er sich aufs Sofa und tut so, als würde er fernsehen, aber ich merke, dass er gar nicht richtig hinschaut.
    Als Oma ein, zwei Minuten später reinkommt, fragt Opa sie: »Gut?«
    »Oh ja, sehr gut«, antwortet sie in ultrafröhlichem Ton.
    »Die übliche Kassen-Abspeise also!«, erwidert Opa.
    »Nein, nein«, sagt Oma. »Er war sehr gut. Sehr hilfreich. Wir haben einen neuen Termin mit ihm im Krankenhaus, nicht wahr, Jed?«
    Jed grunzt nur.
    »In sechs Monaten, wette ich«, sagt Opa.
    »Nächste Woche«, entgegnet Oma und errötet dabei leicht.
    »Gut«, sagt Opa. Er wirkt beinahe enttäuscht, dass er nichts mehr hat, worüber er sich beschweren könnte. Danach wendet er sich wieder ganz seiner Nachmittagsquizsendung zu.
    Als ich Oma mit ihrem Mantel und ihrer Handtasche helfe, frage ich sie, ob sie ein Fernglas hat. Sie sieht ein bisschen durcheinander aus, und es kommt mir vor, als hätte sie mich nicht gehört, also frage ich noch einmal.
    »Tut mir leid, Schatz«, sagt sie. »Ich war meilenweit weg. Ich glaube, ich habe noch ein Fernglas, das früher deinem Dad gehört hat.«
    »Oh«, sage ich. »Das wäre toll.«
    Sie geht es holen. Es ist ein schönes Fernglas in einer steifen Ledertasche, und innen auf der Klappe steht der Name meines Vaters geschrieben. Ich versuche ihn mir dabei vorzustellen, wie er es benutzt, aber mir kommt einfach kein Bild in den Kopf.
    »Er hat es zu Kricketspielen mitgenommen«, sagt sie. »Er wäre froh, wenn du es bekommst.«
    Sie lächelt traurig, und ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll, deshalb nehme ich einfach nur das Fernglas und bedanke mich.
    Dann gehe ich hoch in mein Zimmer – oder Jeds Zimmer, in dem ein Gästebett für mich steht, so kommt es mir jedenfalls immer mehr vor. Ich setze mich auf die Fensterbank und probiere das Fernglas aus. Ich drehe ein bisschen an dem Rädchen, bis das Glas scharf gestellt ist, dann sehe ich hinaus in die Sackgasse. Es ist schon ein bisschen komisch, es in der Hand zu halten und dabei zu wissen, dass der Letzte, der das Fernglas vor mir benutzt hat, mein Vater gewesen ist. Komisch, aber auch irgendwie schön.
    Klein-Stevie von nebenan ist wieder auf ihrem Fahrrad und fährt einen Kreis nach dem anderen. Sie scheint immer allein draußen zu spielen, während ihre Mum am Fenster vor dem Fernseher sitzt und raucht. Genau wie mein Opa, nur dass er Nichtraucher ist.
    Stevie erinnert mich ein bisschen an Blythe, die etwas verrückt und albern ist und sich ständig an mich klammert und mir auf die Nerven geht, aber irgendwie vermisse ich sie trotzdem. Ich überlege, ob ich einen Cartoon malen soll, den sie mag, und ihn ihr schicken, aber dann fällt mir ein, dass sie die ganzen Sommerferien lang bei ihrer

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