Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
Mühe, ein Auge auf die kleinen Hosenscheißer zu haben!«
»Ich bin ebenfalls verabredet«, erwidert er.
»Mit wem?«
»Das geht dich nichts an.«
Jed murmelt »Terrorzelle« in mein Ohr.
»Komm schon, Shakeel, tu mir den Gefallen«, sagt Zara. Sie trägt ein Kleid und riecht nach Parfüm.
»Es tut mir leid, Zara. Ich muss in die Bibliothek. Ich werde mich beeilen und versuchen, früh wieder da zu sein, damit du deine Freundinnen treffen kannst.« Er wendet sich uns zu und sagt: »Beschäftigt euch allein und stört Zara nicht – okay?«
Aber Zara ist sauer auf ihn und knallt die Tür hinter ihm zu, als er geht. »Glaubt bloß nicht, dass ich später auf Professor Ameenahs Bälger aufpasse!«, schreit sie ihm nach.
Shakeel ist kaum außer Hörweite, da sagt Jed: »Warum lässt du mich nicht auf die Kinder aufpassen, während du in den Park gehst und mit deinem Freund fummelst?«
Zara fährt zu ihm herum und funkelt ihn an.
»Wer hat dir erzählt, ich hätte einen Freund, Kleiner?« Das »Kleiner« verfehlt ein wenig seine Wirkung, denn wenn sie keine hochhackigen Schuhe trägt, ist Jed fast so groß wie sie.
»Ich habe meine Quellen!«, erwidert Jed und stolziert näher zu ihr. »Meine Quellen melden außerdem, dass du es besser treffen könntest. Hast du je in Erwägung gezogen, es mal mit einem jüngeren Mann zu probieren?«
Sie macht eine komische Kopfbewegung und lacht auf. »Ach so, mir war nicht klar, dass du von dir sprichst. Das Wort ›Mann‹ war echt irreführend. Ich stehe nicht auf kleine Jungen, tut mir leid!« Sie lacht wieder.
»Das kommt noch«, entgegnet Jed. Er klingt ein bisschen wie sein Dad. »Was gefällt dir eigentlich an dem Versager?«
»Hm, lass mich überlegen.« Sie legt einen Finger an die Lippen. »Er ist kräftig. Er ist lustig. Er ist … reif, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Ich glaube, in der Hinsicht wird dir an mir alles gefallen«, erwidert Jed. »Aber wenn du nachsehen willst.« Er greift nach seinem Hosenbund.
»Als ob ich in deinen Pisshosen rumfingern würde!«, versetzt sie. »Wie alt bist du eigentlich, Kleiner?«
»Vierzehn«, lügt Jed.
»So siehst du aus.« Sie lacht. »Aus dem Weg jetzt, Kleiner!«
Jed tritt mit einer leichten Verbeugung zur Seite, und Zara tut so, als wollte sie an ihm vorbeischreiten, aber als sie direkt neben ihm steht, beugt sie sich vor, bis sie ganz dicht vor seinem Gesicht ist.
»Und wehe, du verrätst irgendjemandem, dass ich einen Freund habe.«
»Was dann?«, fragt Jed.
Zara richtet sich auf und streckt die Brüste heraus. Ich kann sehen, wie sie ihn anblickt und überlegt, was sie als Nächstes sagen soll. »Willst du mich erpressen, Kleiner?«
Jed zuckt die Achseln.
»Ach, was soll’s, ich bring dich schon zum Schweigen!« Sie packt seinen Kopf, presst ihren Mund auf seinen und bewegt gut eine halbe Minute lang ihre Lippen. Priti kichert laut los. Ich starre Zara nur an.
Als sie schließlich den Kopf zurücknimmt, gibt Jeds Gesicht eine gute Kopie meines Puterrots wieder, und zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, fehlen ihm die Worte.
Zara fährt sich rasch mit dem Ärmel über den Mund und sagt: »Also, wenn du möchtest, dass das jemals wieder passiert, dann hältst du die Schnauze, hast du kapiert?«
Jed nickt nur, und sie wendet sich ab.
Priti platzt fast vor Lachen. »Als ob er deswegen die Klappe hält!«
Aber Jed sagt kein Wort, und ich auch nicht.
Nachdem Zara in das Zimmer, das sie sich mit Priti teilt, verschwunden ist, schleichen wir uns nach oben. Wir wollen Shakeels Zimmer nach verstecktem Sprengstoff oder Zündern durchsuchen. Es ist fast, als würden wir Terrorabwehr spielen, aber Jed sagt, es ist kein Spiel, weil es sich bei Shakeel um einen echten »potenziellen Terrorverdächtigen« handelt, und deshalb ist es blutiger Ernst. Ich schlucke jeden Einwand herunter, weil Priti und er sich ausnahmsweise irgendwie einig zu sein scheinen.
Die Tür zu Zaras und Pritis Zimmer steht weit offen, und wir hören, wie Zara mit Tyreese telefoniert, während wir wie Soldaten des Spezialkräftekommandos vorbeirobben. Ich frage, wieso Soldaten eigentlich nicht ihre Knie einsetzen, um voranzukommen? Weil sie ihnen weggeschossen worden sind – antwortet Jed; damit sie keine Kugeln in den Hintern bekommen – das ist Pritis Idee.
Während ich vorbeirobbe, kann ich in das Zimmer der Mädchen sehen. Dort herrscht völliges Chaos. Die Betten sind nicht gemacht, und die Vorhänge sind noch zugezogen und
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