Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
verleihen dem Zimmer ein purpurnes Leuchten, und überall liegen verstreute Klamotten rum. An den Wänden hängen jede Menge Poster: von Goth-Bands und Filmstars, die wie Vampire aussehen (die gehören wohl Zara), dann Mädchen-Bands und hübsche Popstars (bestimmt Pritis Poster), und auf dem Boden liegen überall Schminksachen und Unterwäsche herum.
Zara sitzt auf ihrem Bett und hat sich auf flauschige rosa Kissen zurückgelehnt. Über ihr hängt etwas aus rosa und schwarzer Gaze wie ein Moskitonetz. Sie sieht aus wie so eine Prinzessin aus einem Gruselfilm, während sie in ihr Handy flüstert. Ich stelle mir vor, wie böse aussehende schwarze Feen sie umschwirren.
»Hört ihr zwei mal auf, meine Schwester zu begaffen, damit wir weiter meinen Bruder ausspionieren können!«, flüstert Priti ungeduldig.
Jed und ich zucken beide zusammen.
Shakeels Zimmer ist am Ende des Korridors. Die Tür ist zu, aber nicht abgeschlossen. Ich stelle mir einen Totenkopf und gekreuzte Knochen darauf vor und die Warnung: Die ihr eintretet, lasst alle Hoffnung fahren!
»Mum erlaubt uns an unseren Zimmern keine Schlösser«, flüstert Priti. »Sie sagt, sie möchte sehen, welchen Unsinn wir anstellen.«
Jed und ich halten Wache, während Priti die Tür öffnet. Jed hält sich zwei Finger vor die Brust wie eine Pistole. Priti drückt vorsichtig die Klinke herunter, und nacheinander schlüpfen wir in Shakeels Zimmer.
Das Zimmer ist richtig aufgeräumt, ganz anders als bei seinen Schwestern. Wir haben nicht viel Platz, um uns zu bewegen, weil ein großes Doppelbett auf beiden Seiten die Wand berührt. Darüber hängen Bücherregale an der Wand, und ich frage mich, wie es wohl ist, darin zu schlafen. Ich stelle mir vor, wie eine Bücherlawine Shakeel unter sich begräbt, während er schläft.
»Wenn sie verheiratet sind, zieht Ameenah zu uns. Aber nur so lange, bis sie eine eigene Wohnung gefunden haben«, flüstert Priti. »Deshalb hat er auch das Doppelbett bekommen«, fügt sie hinzu.
»Wenn er überhaupt heiratet«, flüstert Jed. Er blickt auf den Schreibtisch mit Shakeels Jura-Lehrbüchern, dann auf die Werkbank unter dem Fenster, wo die ganzen Radioteile liegen.
»Wonach suchen wir?«, frage ich.
Priti zuckt mit den Schultern, und beide sehen wir Jed an.
»Nach allem, was verdächtig erscheint«, sagt er. »Ich habe mein Handy mitgebracht, damit können wir Fotos machen und sie an meinen Dad schicken.«
»Und was macht dein Dad genau, Jed?«, fragt Priti. Sie sieht ihn direkt an.
»Er ist Automechaniker«, sagt Jed. Er öffnet eine Schublade, in der Shakeels Unterwäsche liegt, und zieht Boxershorts heraus. »Sollen wir da nach Bremsspuren suchen?«
»Also, ist er jetzt bei der Terrorabwehr oder nicht?«, fragt Priti, während Jed mit Shakeels Unterhose vor meinem Gesicht herumwedelt.
Jed zuckt die Achseln.
»Du hast doch gesagt, dass er Sprengstoffermittler ist.«
»Nein, das habe ich nicht gesagt.« Jed lässt die Unterhose wieder in die Schublade fallen und wühlt weiter darin rum. Shakeels Sachen sind ganz ordentlich, und ich muss immer daran denken, dass er es merken wird, wenn wir hier alles durcheinanderbringen.
»Wieso kennt er sich dann mit Terroristen und Bomben und so weiter aus?«
»Selbst wenn ich es wüsste, dürfte ich es dir wahrscheinlich nicht sagen. So was ist ja immer geheim, nicht wahr?« Er sieht sie herablassend an. Priti kneift die Augen zusammen und starrt zurück. »Also hör auf, so blöde Fragen zu stellen, und mach weiter, ehe wir erwischt werden.«
»Wir müssen alles genau dahin zurücklegen, wo es gelegen hat«, sage ich.
Sie drehen sich beide zu mir um und sehen mich an, als wäre ich völlig bescheuert.
»Du hast gesagt, wenn er merkt, dass wir ihm auf der Spur sind, dann taucht er unter.«
»Das stimmt«, gibt Jed mir recht. »Merkt euch, wie alles lag, ehe ihr es anfasst.«
So machen wir es, und wir haben eine Menge Spaß dabei. Ich versuche die genaue Position von allem auf dem Schreibtisch exakt abzuschätzen und es sorgfältig zurückzulegen. Jed ist längst nicht so behutsam und vergisst dauernd etwas, und Priti beteiligt sich sowieso nicht großartig an der Durchsuchung. Sie sitzt auf dem Bett und verhört Jed. »Ben sagt, das Bombenkommando deines Vaters – oder wie immer das heißt – hält Shakeel für verdächtig«, sagt sie.
»Nein, das habe ich nie gesagt«, wende ich ein.
»Aber wenn er nicht mal beim Bombenkommando ist, dann ist das hier
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