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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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loslässt: Sie bleiben noch lange danach gekrümmt.
    »Ist es gut gelaufen?«, frage ich, als ich die Sachen aus den Tüten hole und in die Schränke räume: Zucker, Frühstücksflocken,Milch, Marmelade. Oma ist wie ich: Sie mag es, wenn alles an Ort und Stelle ist.
    »Oh ja«, sagt sie traurig. »Ich hoffe wenigstens, dass Jed seine Freude hatte.«
    Mir kommt es merkwürdig vor, so etwas über einen Krankenhaustermin zu sagen, aber ich möchte nicht, dass Oma glaubt, ich wäre neugierig, deshalb stelle ich keine weiteren Fragen mehr.
    »Du und ich, wir werden bald etwas Schönes zusammen unternehmen«, sagt sie und lächelt mich an.
    »Das wär schön.«
    »Du bist genau wie dein Vater«, sagt sie dann. »Er hat mir auch immer geholfen, die Einkäufe auszupacken.« Ich nehme mir vor, mir das zu merken – bestimmt zählt das als eine Erinnerung für Pritis Gedenkschachtel.
    »Hast du ein Bild von ihm, das du mir geben kannst?«, frage ich plötzlich.
    »Natürlich«, sagt sie. »Wieso?«
    »Priti hat so eine Idee. Eine Gedenkschachtel machen.«
    Ich habe erwartet, dass sie nachfragt, aber das tut sie nicht, und ich glaube, sie lässt es aus dem gleichen Grund bleiben, aus dem ich nicht nach Jeds Terminen frage. Manchmal denke ich, dass Oma und ich uns sehr ähneln.
    »Aber sicher kann ich dir ein Bild geben«, sagt sie. »Und wenn du noch mehr brauchst, dann frag mich einfach.«
    »Danke, Oma«, sage ich. »Das mache ich.«
    »Und, wie war’s?«, frage ich Jed oben in unserem Zimmer, nachdem alle Einkäufe weggepackt sind. Oma ruht sich unten ein wenig aus. Jed liegt auf dem Bett und starrt an die Decke. Erist ungewöhnlich ruhig, aber sein Bein tritt rhythmisch aus, als müsste sich wenigstens etwas an ihm die ganze Zeit bewegen.
    »Langweilig«, lautet seine Antwort. »Ich weiß echt nicht, weshalb Oma mich überhaupt dazu zwingt.«
    »Ich könnte ja mitkommen«, schlage ich vor.
    »Das wär wohl nicht ganz der Sinn der Sache, oder?«
    »Welcher Sinn?«
    »Weshalb ich gehe. Aber was habt deine Freundin und du denn gemacht, solange ich weg war?«
    »Sie ist nicht meine Freundin!«
    »Na schön. Dein weiblicher Kumpel.«
    »Sie ist auch dein Kumpel.«
    »Aber nur deinetwegen, deshalb zählt es nicht.«
    Er tritt weiter mit dem Fuß in die Luft, als würde er einen Ball kicken, den nur er sehen kann. Er ist in merkwürdiger Stimmung – wütend und ruhelos, noch mehr als sonst. Ich nehme mein Skizzenbuch hervor, setze mich auf mein Bett und fange an, Bilder von Schachteln zu zeichnen: Schuhkartons und Hutschachteln und Streichholzschachteln – in allen möglichen Formen und Größen.
    »Wir haben nur zusammen rumgegammelt. Nicht viel gemacht.«
    »Mehr über den Selbstmordattentäter rausgefunden?«, fragt er.
    »Nicht so richtig«, sage ich schulterzuckend.
    »Du wirst echt ein toller Antiterrorspezialist. Wenn ich einen Bestseller darüber schreibe, wie wir den Terroristen haben auffliegen lassen, dann berichte ich ganz genau darüber, wie wenig du zu gebrauchen bist.«
    »Priti hat allerdings gesagt, dass heute Abend bei ihnen viele Leute zu Besuch sind«, sage ich und versuche einen Eierkartonmit einem Dutzend Löcher für Eier zu zeichnen. »Vielleicht hat das was damit zu tun.«
    »Das ist ja großartig!« Jed sitzt kerzengerade auf dem Bett und grinst zum ersten Mal an diesem Tag. »Genau, wir machen Bilder von ihnen und lassen sie von der Polizei identifizieren«, sagt er und verwandelt sich selbst für seine Verhältnisse in Rekordzeit vom schlaffen Gemüse in einen herumspringenden Tiger.
    »Wie sollen wir das anstellen?«
    »Mit meinem Handy, würde ich sagen«, antwortet er und schwenkt das ultramoderne Mobiltelefon, das er von seinem Dad geschenkt bekommen hat (der aber nie abnimmt, wenn Jed ihn anruft).
    Am Abend ist Oma ganz schön überrascht, als Jed bereitwillig früh ins Bett geht – er mault nicht einmal herum. Normalerweise gibt es jeden Abend eine halbe Stunde Verhandlungen und Theater. Als sie ihm einen Gutenachtkuss gibt, sagt sie: »Vielleicht hat dir der Tag heute gutgetan«, aber Jed grunzt nur und dreht sich von ihr weg. Dann sieht sie zwischen uns hin und her und sagt: »Meine beiden Jungen!« Ich kann allerdings nicht sagen, ob sie fröhlich ist oder traurig.
    Wir lauschen, wie sie nach unten ins Wohnzimmer geht. Unsere Tür ist offen, und wir hören, wie sie zu Opa sagt: »Er ist fast so, wie er war, ehe Karen wegging.«
    Jed murmelt: »Ja, sicher!«
    Und ich höre Opa antworten:

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