Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
Vom Netzwerk:
ich. Ich versuche noch eine Dr. Priti, diesmal mit dicken Brillengläsern auf der Spitze einer riesigen Nase wie bei Unser Herr Neugierig.
    »Na, du könntest mir ja ein paar von deinen Erinnerungen erzählen, und ich könnte so tun, als wären es meine«, schlägt sie vor.
    »Ich habe nicht viele eigene Erinnerungen«, sage ich und blicke ärgerlich auf die Zeichnung, die Priti überhaupt nicht ähnlich sieht. »Ich weiß kaum noch, wie er aussah.«
    Aber das scheint Priti nicht weiter zu stören. »Na ja, deine Großeltern müssen doch massenweise Erinnerungen haben. Jed sagt auch, dass er sich an ihn erinnert, und wir können deinen Onkel Ian fragen. Und deine Mum«, sagt sie betont. »Wenn sie wiederkommt.«
    »Oma regt sich total auf und fängt an zu weinen, sobald jemand Dad erwähnt«, wende ich ein.
    »Und deine Mum?«
    Ich sehe meine Mutter vor mir. Sie liegt in einem Krankenhausbett.
    »Sie sagt, das geht niemanden etwas an«, antworte ich rasch.
    »Gut. Warum baust du dann nicht einen Schrein mit seinem Bild und ein paar Sachen, die ihm gehört haben, und zündest darin eine Kerze an?«
    »Oma erlaubt keine Kerzen im Haus. Sie glaubt, sie stecken die Gardinen in Brand, und dann bricht uns das Dach über den Köpfen zusammen.« Ich kritzele rasch ein kleines Haus, dem die Flammen aus dem Dachstuhl schlagen.
    »Na, du könntest auch eine Taschenlampe nehmen oder eine von diesen Batteriekerzen, die Lufterfrischer versprühen. Meine Mum hat welche. Ich könnte bestimmt eine stibitzen.«
    Aber ich sehe offenbar nicht überzeugt aus, denn sie redet sofort weiter: »Oder du könntest einfach eine Gedenkschachtel machen, in der ein paar von seinen Sachen liegen und das, was den Leuten zu deinem Dad einfällt.«
    »Ich möchte wirklich keinen Schrein für meinen Dad bauen oder eine Gedenkschachtel oder sonst was.«
    »Tja, irgendetwas müssen wir aber tun, und wenn du dich nicht entscheiden kannst, dann entscheide ich für dich.«
    »Priti, bitte lass es sein.« Warum kann sie nicht einfach aufhören?
    »Es ist nur zu deinem Besten. Du kannst nicht den ganzen Tag nur herumsitzen und Bilder malen. He, soll ich das etwa sein?«
    »Nein«, brumme ich, als sie mein Skizzenbuch packen will. »Du bist mir eine schöne Therapeutin!« Ich überkritzele die halbfertigen Dr.-Priti-Gesichter und schiebe das Buch unter meine Beine, damit sie nicht drankommt. »Ich dachte, du musst dafür sorgen, dass es mir besser geht, aber wenn ich an all das denke, fühle ich mich viel schlechter!«
    Priti grinst mich an. »Na, siehst du! Endlich drückst du deine Empfindungen aus!«
    Am Ende erkläre ich mich einverstanden, mit einer Gedenkschachtel anzufangen, und danach ist Priti erst mal still, vor allem deswegen, weil wir keinen Karton und keine Kiste haben, und das bedeutet, dass wir heute nicht anfangen können. Priti sagt, dass sie ihre Mutter um eine Schachtel bitten wird, und inzwischen müsste ich anfangen, Dinge zu sammeln, die hineinsollen.
    »Enttäusche mich nicht!«, ermahnt sie mich.
    »Du klingst wie die Mum von irgendwem.«
    »Ich werde mal eine großartige Mum sein«, erwidert sie.
    »Deine Kinder werden bei dir nie zu Wort kommen.«
    »Wenigstens werde ich cool sein. Du wirst einer dieser traurigen, peinlichen Dads. Der zur Schule kommt, um sein Kind abzuholen, und von allen für einen Pädophilen gehalten wird.«
    »Wer sagt denn, dass ich überhaupt Kinder haben möchte?«, frage ich.
    »Jeder muss Kinder haben. Ich nehme an, das ist die Strafe dafür, dass man den eigenen Eltern das Leben zur Hölle gemacht hat.«
    »Na, ich bekomme keine.« Ohne Bleistift weiß ich kaum wohin mit meinen Händen.
    Priti stiert mich an, dann fragt sie: »Was? Willst du keine Kinder, oder bist du eins von diesen komischen Kindern, die es ihren Eltern nie schwer machen?«
    »Nein«, sage ich sofort, aber ich bin mir nicht sicher, welchen Teil der Frage ich beantworte. »Ja, meine ich … vielleicht.«
    »Ich versteh schon«, sagt Priti. »Mit deiner kranken Mum und allem musstest du wahrscheinlich frühzeitig erwachsen werden.«
    »Es geht ihr bald besser«, sage ich.
    »Hat sie das gesagt?«
    »So ähnlich.« Ich sehe auf meine Hände.
    »Warum kannst du sie nicht besuchen?«
    »Zu weit weg«, sage ich.
    »Was fehlt ihr eigentlich?«
    Ich starre Priti an.
    »Mensch, wenn du schon mal von ihr redest, darf ich ja wohl alle Fragen stellen, die ich stellen will.«
    »Sie hat sozusagen aufgehört zu essen«, sage ich und senke wieder den

Weitere Kostenlose Bücher