Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes
und die Hälfte von ihnen glaubt, dass es an ihrer Religion liegt. (Priti ist niemals gemobbt worden, aber das überrascht mich nicht – wer würde sich schon mit ihr anlegen wollen?)
Sieben von zehn fühlen sich eher muslimisch als britisch. (»Ich bin ein eigenständiger Mensch«, sagt Priti. »Ich erhebe Einspruch dagegen, in eine Schublade gesteckt zu werden!«)
Neun von zehn muslimischen Kindern finden, dass die anderen Kinder mehr über den Islam wissen sollten, und fast die Hälfte aller befragten Kinder sagten, dass sie mehr über den Islam erfahren möchten. (Ich möchte mehr über den Islam wissen. Jed nicht. Priti findet, ich sollte über so gut wie alles mehr wissen.)
Achtzehn Prozent der interviewten Kinder sagten, dass sie Muslime mit Religion in Verbindung brächten, acht Prozent sagten, mit Kleidung, und sieben Prozent mit Kopftüchern. (Jed sagt Curry. Priti sagt blöde Regeln. Ich hätte gesagt, mit meinem toten Dad, aber sie haben mich nicht gefragt.)
2. August
Heute ist Dienstag, aber mir kommt jeder Tag wie ein Sonntag vor, weil Ferien sind und wir keine Schule oder sonst irgendwelche Termine haben. Nach dem Frühstück kommt Onkel Ian so unerwartet wie immer und schlägt vor, mit Jed und mir mit dem Auto einen Ausflug zu machen.
Eigentlich möchte ich nicht mit, aber Oma sagt: »Das wird schön für euch alle!« Und ich merke, dass sie erschöpft ist und dringend einen Tag Erholung von uns braucht.
»Wohin fahren wir?«, fragt Jed, als wir einsteigen.
»Das ist eine Überraschung«, sagt Onkel Ian.
Also drängen wir uns auf die vordere Bank des Vans, Jed sitzt in der Mitte, neben seinem Dad, und ich bin gegen das Beifahrerfenster gequetscht. Das Fenster steht offen, und durch den Fahrtwind kann ich das meiste von dem, was sie reden, nicht hören, und nach einer Weile achte ich gar nicht mehr darauf.
Ich denke ein wenig über meinen Dad nach und frage mich, ob es so wäre, wenn er noch lebte – er und ich zusammen auf Abenteuertour, gemeinsame Gespräche über Fußball. Doch die Gedanken machen mich traurig, und deshalb denke ich an die nächste Folge meines Bombenjäger-Comics. (Jed findet, es sollten viel mehr heiße Mädels darin vorkommen.)
Wir werden jetzt langsamer und es geht weniger Wind, deshalb bemerke ich, dass sie über Shakeel reden. »Wir halten ihn unter Beobachtung«, sagt Jed. »Wir gucken, was er vorhat.«
»Gut, Junge!«, sagt Onkel Ian.
Das reißt mich in die Gegenwart zurück. Obwohl wir immer gesagt haben, dass wir unsere Erkenntnisse an Onkel Ian weitergeben, hätte ich nie erwartet, dass Jed es wirklich tut.
»Und du meinst, dieser Sha-Dingsda gehört zu einer von diesen Terrorzellen?«, fragt Onkel Ian.
»Ja, sogar Priti glaubt, dass er mit drinsteckt, und sie ist seine Schwester«, sagt Jed. Er hat die Füße auf dem Armaturenbrett.
»Du musst sie aber im Auge behalten«, sagt Onkel Ian. »Sie könnte selbst mit drinhängen.«
Ich warte, dass Jed etwas zu Pritis Verteidigung sagt, aber er schweigt.
»Ich meine nur, glaub nicht alles, was sie dir sagt«, fügt Onkel Ian hinzu.
Dann erzählt Jed ihm von dem Jungen namens Said, der niedergestochen wurde und der mit Priti und Shakeel verwandt ist. Sein Vater erwidert, das könnte der Auslöser sein, der Shakeel zuschlagen lässt, und deshalb müssten wir wachsam sein.
»Lässt du ihn auffliegen, Dad?«, fragt Jed.
»Alles zu seiner Zeit, mein Sohn«, entgegnet Onkel Ian.
Ich sehe zu ihm hinüber und versuche zu ergründen, was er denkt, aber er schaut nur auf die Straße vor uns, die eine Hand am Lenkrad, die andere, aus dem Fenster gestreckt, auf dem Dach des Vans.
»Aber du sagst, er könnte jede Minute zuschlagen«, sagt Jed. »Müsstest du ihn nicht auf der Stelle hochgehen lassen?«
»Jetzt lass es mal gut sein, ja?«, fährt Onkel Ian ihn an und schlägt die Hand aufs Wagendach, dass es über unseren Köpfen dröhnt. »Und nimm deine dreckigen Schuhe vom Armaturenbrett.« Jed reißt die Füße zurück.
Danach spricht er das Thema nicht mehr an, und den Rest der Fahrt verbringen wir in Schweigen.
Wir halten mitten im Nirgendwo an einer Wirtschaft. Die Landschaft sieht anders aus als dort, wo ich herkomme und wo es ganz hüglig ist und voller Steilhänge. Hier ist das Land so flach, als wäre jemand mit dem Bügeleisen darübergegangen. Der Himmel wirkt dadurch gewaltig, als erstreckte er sich in alle Unendlichkeit – ein großes weißes Zelt über unseren Köpfen.
Die Wirtschaft würde meine
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