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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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Stängel umzubiegen, damit wir ungesehen bleiben, während wir so tun, als würden wir Terroristen erschießen.
    »Warum hast du deinem Dad von Shakeel erzählt?«, flüstere ich, während wir in das hohe Gras robben und auf den feindlichen Gegenangriff warten.
    »Mir blieb doch keine andere Wahl«, sagt Jed nüchtern. Er sieht sich ständig um, als könnte der Feind jeden Augenblick auf kreuzen. »Ich kann doch solche Erkenntnisse nicht für mich behalten. Es ist eine Frage der nationalen Sicherheit.«
    »Wird dein Dad seinen Kollegen davon erzählen?«, flüstere ich. Ich starre zwischen den Blättern der Maispflanzen hindurch und stelle mir Zeichentrickterroristen vor, die sich hinter den Stängeln verstecken.
    »Zwangsläufig«, sagt Jed.
    Ich wende mich ihm zu. Er starrt noch immer nach vorn, als hätte er ein für mich unsichtbares Ziel fixiert. »Und was tun sie, wenn sie herausfinden, dass er tatsächlich eine Bombe baut?«
    »Ihn töten«, zischt Jed rasch. Dann hebt er seine imaginäre Maschinenpistole, richtet sie auf das unsichtbare Ziel und entlässt durch die Zähne einen Kugelhagel. » T-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t-t! Erwischt!« Er grinst mich an.
    Wir müssen auf dem Feld die Zeit vergessen haben, denn als wir zurückkommen, ist Onkel Ian stinksauer auf uns.
    »Wo zum Teufel wart ihr?«, brüllt er, als wir auf ihn zugehen, staubig und mit Stroh im Haar. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht!«
    »Wir haben bloß gespielt«, sagt Jed.
    »Ein halbe Stunde lang versuche ich dich schon auf deinem verflixten Handy zu erreichen.«
    »Ich hab’s im Auto gelassen«, sagt Jed und schaut runter auf seine Füße.
    »Das ist doch wohl …!« Onkel Ian steht mit den beiden Leuten vom Bombenkommando auf dem Parkplatz. Sie sind viel größer als er. Er hat ein Bierglas in der Hand, und sein Gesicht ist rot. Ich frage mich, ob er betrunken ist. »Ich weiß nicht, wozu ich dir das Mistding gekauft habe, wenn du es einfach irgendwo liegen lässt!«
    »Tut mir leid«, sagt Jed. Seine ganze Coolness ist wie weggeblasen, als er mit gesenktem Kopf und rotem Gesicht vor seinem Dad steht.
    »Das sollte es auch!«, sagt Onkel Ian und gibt Jed einen Klaps auf den Kopf. Und obwohl er es zu uns beiden sagt, weiß ich, wirklich sauer ist er nur auf Jed.
    »Du hättest von irgendwelchen dämlichen Moslems gekidnappt sein können!«, fährt er fort.
    Der Bombenkommandomann mit den vielen Tattoos scheint das lustig zu finden. »’n weißer Junge in der Hand von Muselmännern!«, lacht er. Seine Arme sind so dicht mit Tusche bedeckt, dass man nur an seinem Gesicht sieht, welche Hautfarbe er hat. »Das wäre ’ne tolle Schlagzeile. Das könnte den Bürgerkrieg gegen den Terror auslösen!« Er lacht wieder, undich stelle mir vor, wie ihm die Farbe von den Armen läuft und in der Luft um ihn herum schwarze fließende Muster bildet.
    Auch Onkel Ian fängt an zu lachen. »Vielleicht ist es schade, dass sie dich nicht mitgenommen haben, was?«, ruft er, packt Jed und reibt ihm die Fingerknöchel noch fester über die Haare als sonst. »Das wäre dein Beitrag zu den Kriegsanstrengungen gewesen!«
    Jed versucht zu grinsen, aber ich kann die Tränen sehen, die in seinen Augen stehen. Er dreht den Kopf weg, damit Onkel Ian nicht sieht, wie es ihm geht.
    »Willst wohl Soldat werden wie dein Dad, Junge?«, fragt der jüngere von Onkel Ians Freunden, der an dem altersschwachen Golf-Cabrio lehnt. Irgendwie passt der Wagen zu ihm – aufgemotzt, aber ein bisschen von gestern.
    »Wenn du in die Armee willst, musst du aber vorher deinen Mädchenhaarschnitt loswerden!«, sagt der Tattoo-Mann und lacht wieder.
    Ich sehe Jed an. Er zuckt leicht mit dem Kopf, als wollte er zeigen, dass es ihm egal ist.
    »Nein, für die Armee ist er zu sehr Muttersöhnchen, was, Junge?«, fragt Onkel Ian.
    »Nein«, widerspricht Jed und sieht auf seine Füße. Ich bemerke, dass er die herunterhängenden Hände zu Fäusten geballt hat.
    Die drei Männer lachen.
    »Und wer ist der Spielkamerad?«, fragt der Tattoo-Mann mit einem Nicken zu mir.
    »Der Junge meines Bruders«, antwortet Onkel Ian.
    »Der Nine-Eleven-Junge?«, fragt das Cabrio.
    Onkel Ian nickt.
    »Wirklich?«, fragt der Tattoo-Mann und sieht mich zum ersten Mal richtig an. Ich merke, wie ich rot werde. »Was würdest du tun, wenn jetzt Osama bin Laden auf diesen Parkplatz käme?«
    Ich zucke mit den Schultern, und noch mehr Blut strömt in mein Gesicht.
    »Na komm. Angenommen, ich hätte hier eine Waffe

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