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Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes

Titel: Der Nine-Eleven-Junge - Bruton, C: Nine-Eleven-Junge - We can be heroes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bruton
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»Ja, ich weiß.«

17. August
    Gestern Abend kamen Onkel Ians Kommentare im Fernsehen, und heute berichten die Zeitungen darüber (sein Name taucht nicht auf – die Reporterin hat ihr Wort gehalten). Was er gesagt hat, scheint etwas ausgelöst zu haben, denn plötzlich schreiben alle Zeitungen von rassischen Spannungen in unserer Gegend, und die Reporter stellen Fragen nach den Muhammeds und den Leuten, die auf der Hochzeit zu Gast waren. Noch mehr Reporter kommen, und sie bringen die Geschichte, wie Said niedergestochen und Tyreeses Bruder zusammengeschlagen wurde, und den Kampf auf der Promenade. Und aus irgendeinem Grund scheinen sie zu wissen, dass Mik in der Nacht von Stevies Verschwinden in einen Kampf verwickelt war – aber ich weiß nicht, wie sie das herausgefunden haben.
    Stevies Eltern sind wieder im Fernsehen und geben eine neue Pressekonferenz. Diesmal übernimmt Stevies Mutter das Reden. Sie blickt direkt in die Kamera und hat die Hand die ganze Zeit auf ihrem Bauch, während sie redet. Sie liest von einem Zettel ab, auf dem sie sich aufgeschrieben haben muss, was sie sagen möchte.
    »Wir bitten die ausländische Gemeinde, uns zu helfen, unsere Tochter zu finden«, sagt sie, während rings um sie Kameras aufblitzen, sodass sie rot und gelb gefleckt aussieht. »Wenn jemand von Ihnen weiß, wo mein Engel ist, flehe ich Sie an, verschließen Sie Ihre Ohren nicht vor unseren Bitten um Hilfe nur wegen der Farbe, die ihre Haut hat.« (Einen Augenblick langmuss ich daran denken, dass Stevie im Moment fast so braun ist wie Priti – vielleicht hatte Priti recht, als sie sagte, dass es bei der Farbe nicht um die Haut geht.)
    »Die Beziehungen zwischen den Ausländern und den Weißen hier sind in der Vergangenheit vielleicht nicht allzu gut gewesen«, fährt sie fort, »aber hier geht es um das Leben eines Kindes. Wir flehen alle Ausländer an, uns zu helfen – wenn jemand von Ihnen etwas weiß, dann melden Sie sich bitte. Denn Stevie ist nur ein kleines Mädchen, egal, welche Farbe ihre Haut hat.«
    »Na, das hat ja gewirkt«, sagt Opa.
    »Jetzt gibt es darüber Reden im Parlament«, sagt Onkel Ian lachend, der mit uns die Nachrichten guckt. »Das hat sie gut gemacht! Einer von uns musste ja mal aussprechen, was insgeheim alle denken.«
    »Aber es gibt keinen Beweis dafür, dass der Entführer ein Ausländer ist«, wendet Oma ein.
    »Es muss aber so sein«, erwidert Onkel Ian. »Darauf sind diese Kerle doch aus, oder nicht? Ihre eigenen Frauen sollen sich einwickeln wie die Mumien, und nebenher wollen sie noch eine hübsche kleine Blondine haben.«
    »Sie ist doch noch ein Kind, Ian!«, sagt Oma entsetzt. Sie sieht besorgt aus.
    »Also glaubst du wirklich, dass Stevie von einem der Ausländer entführt wurde?«, fragt Jed.
    »Denk mal darüber nach, mein Sohn. Kaum kommen diese Leute in eine Nachbarschaft, schon steigt die Verbrechensrate. Das ist eine Tatsache, oder? Die Kriminalpolizei weiß das genauso gut wie wir. Es dauert nicht mehr lange, und sie haben den Schuldigen.«
    »Sei dir da mal nicht so sicher«, sagt Opa. »Wie war das mit dem kleinen Mädchen, das im Ausland verschwunden ist? Ist jetzt zwei oder drei Jahre her. Man hat nie herausgefunden, wer es getan hat.«
    »Die britische Polizei ist aber wohl ein bisschen besser als die ausländische, oder?«, erwidert Onkel Ian. »Sie werden die Kleine finden.«
    »Wirklich?«, fragt Jed.
    »Na klar«, sagt Onkel Ian. »Und dann werden wir sehen, dass irgend so ein Ausländer dahintersteckt. Darauf wette ich.«
    Nachdem Onkel Ian gegangen ist, sitzt Jed in Opas Geräteschuppen und hört Musik aus seinem iPod.
    »Dein Dad ist weg«, sage ich.
    Er nimmt die Ohrhörer raus und starrt mich an. »So?«
    »Wolltest du ihm nicht Auf Wiedersehen sagen?«
    Er zuckt mit den Schultern.
    »Meine Mum findet, man sollte sich immer voneinander verabschieden.«
    »Wahrscheinlich, weil sie sich nie richtig bei deinem Dad verabschiedet hat oder so was.«
    Ich sehe ihn an und stelle mir vor, wie ich eine schwarze Regenwolke über seinen Kopf male.
    »Hat dein Dad das gesagt?«, frage ich.
    »Vielleicht.«
    »Und du glaubst ihm.«
    »Natürlich. Wir sagen uns immer die Wahrheit.«
    »Warum erzählst du ihm dann nicht, dass du dich mit deiner anderen Oma triffst?«, erwidere ich.
    Er hebt den Kopf. »Warum sagst du Oma nicht, dass du nicht nach Hause gehen willst?«
    »Weil ich nach Hause will.«
    »Ja? Ich würde ja meinen, wenn du das wolltest, dann hättest du deine

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