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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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von Diebstählen gelebt?«
    Türschlösser öffnen. Schräg gestellte Fenster, kinderleicht auszuhebeln. Auf Alarmanlagen achten und schnell machen, das war das Geheimnis. Zack, zack, Schubladen auf, Silberbesteck, Fotoapparate, alles, was Geld brachte, rein in die Tasche und raus. »Ich war das. Ich bin nachmittags in die Stadt gefahren und habe reichen Leuten irgendwelchen Plunder gestohlen, damit wir zu essen und was zum Anziehen kaufen konnten«, sagte ich mit Worten, die schwer und weich aus meinem Mund kamen. »Und die Miete, die mussten wir auch bezahlen. Und wir haben sie immer bezahlen können. Wir haben immer alles bezahlen können, was wir bezahlen mussten.«
    Ja. Wir hatten es gut gehabt, Inga und ich. Und sie hatte Kinderärztin werden wollen. Und sie war tot. Und es war warm, und ich war schwer, und ich lag im Dunkeln mit dem Arm um einen anderen warmen, schweren Körper, sodass ich nicht versehentlich einschlafen würde.
     
    Ich erwachte davon, dass sanfte, entschlossene Hände über meine Flanken strichen, meinen Bauch und mein Geschlecht streichelten, und von einer Erregung so jäh wie ein aufspringendes Klappmesser. Eine Frau glitt an mir entlang, ein grauer Schatten in einer ersten Ahnung nahender Dämmerung. Ihre Haare kitzelten auf meiner Brust, ihre Lippen hauchten heiß über meine Haut. Und dann, endlich, erhob sie sich, stieg über mich und nahm mein Glied in sich auf.
    Ich brauchte eine Weile, bis mir ihr Name wieder einfiel: Birgitta.
    Sie glitt auf und ab, langsam zunächst, als müsse sie den Eindringling zuerst genau abtasten. Mit einem leisen, wehenden Seufzer sank sie schließlich vornüber und krallte beide Hände in meinen Brustkorb, dass ich blaue Flecke kriegen würde. Ihre Bewegungen wurden schneller, und nach einer Weile fiel sie in einen stetigen, fast maschinenhaften Rhythmus.
    Ich betrachtete sie seltsam unbeteiligt. Es war, als sähe ich bei etwas zu, das nur eine Angelegenheit zwischen ihr und meinem Glied war und das mit mir nicht das Geringste zu tun hatte. Sie hielt die Augen geschlossen, schien nur in sich hineinzuspüren, völlig konzentriert zu sein auf die Lust, die sie sich an mir verschaffte.
    Ihre Brüste wippten rhythmisch mit, die Warzenhöfe schimmerten tiefschwarz in einem Halbdunkel, das noch nicht Licht war und nicht mehr Nacht. Es war dieser Anblick, der die Interaktion zwischen meinem hormonalen und neuronalen System auf Touren brachte. Ich griff danach, was sie mit einem grunzenden Stöhnen quittierte. Hieß das, dass es ihr gefiel? Ich wusste es nicht, ging aber bis auf weiteres davon aus. Mir gefiel es jedenfalls, endlich diese enormen, prallen Nippel in den Fingern zu haben, und dass mir das gefiel, schien mein Glied dazu zu bewegen, mich an der sich anbahnenden Lust zwischen ihren Schenkeln teilhaben zu lassen.
    Sie fing an, am ganzen Körper zu zittern, und kam aus dem Rhythmus. Ich umkrallte ihre Hüften, versuchte meinerseits den Takt zu bestimmen, doch da schaltete sie schon in einen anderen Gang, beschleunigte keuchend, hämmerte ihr Becken in irrem Tempo gegen das meine und kam schließlich, mit unerhörter Energie und gutturalen Schreien, und hörte gar nicht auf zu kommen, bis ich endlich auch explodierte.
    Dann sank sie auf mir zusammen, keuchend, nass geschwitzt, und blieb einfach so liegen. Ich streichelte sie, frei von jedem Gedanken in meinem Gehirn.
    Schließlich sah sie auf, betrachtete mich forschend, schnellte nach vorn, um mir einen winzigen, spitzen Kuss auf die Nase zu geben. Dann erhob sie sich mit einem etwas verkrampften Lächeln und entschwand ohne ein weiteres Wort. Gleich darauf hörte ich die Dusche.
    Inzwischen war das Nahen des Tages unübersehbar. Mit sanftem Schrecken wurde mir bewusst, was das hieß: Ich hatte die ganze Nacht geschlafen! Kein Wunder eigentlich, wenn man bedachte, wie ich die Nächte davor verbracht hatte. Und ich war immer noch müde. Besser gesagt, jetzt erst recht, nach diesem Ritt.
    Ich wälzte mich auf die andere Seite und wickelte mich in die Decke. Dabei fiel mein Blick auf ein Bild, das über dem Kopfende des Bettes hing. Das einzige im Schlafzimmer, soweit ich sehen konnte: das großformatige Schwarzweißfoto eines blonden Mannes Anfang dreißig, der eigentümlich verstört dreinblickte.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Ich muss über dieser Frage selig weggedämmert sein, denn ich erwachte, als Birgitta, frisch geföhnt und fertig angezogen, mir einen Kuss auf die Stirn gab. »In der Thermoskanne

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