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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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matt. »Ich glaube, ich bin einfach am Ende. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll. Ich will bloß noch, dass es endet, irgendwie, egal wie …«
    Es half nichts, ich würde zu ihm fahren müssen. Selbst wenn es das war, was Kristinas Entführer hatten erreichen wollen. Das roch alles nach einer Falle. »Pass mal auf, wegen deinem Büro«, sagte ich und setzte mich in Richtung Auto in Bewegung. »Mir kommt da gerade eine Idee. Wir könnten uns doch irgendwo bei euch auf dem Gelände treffen, in irgendeinem anderen Gebäude, wo wir ungestört sind. Sie können ja nicht alles verwanzt haben.«
    »Und wozu?«
    »Ich könnte dir meinen Sweeper bringen. Das Gerät zum Aufspüren von Wanzen, das ich gestern benutzt habe. Es findet auch versteckte Videokameras.«
    »Ach so? Ich soll … Aber damit kann ich doch nicht umgehen.«
    Aber du wärst erst mal beschäftigt, dachte ich und sagte: »Ach was, das ist nicht halb so schwierig wie das, was du jeden Tag machst. Ich zeig dir, wie es geht.«
    Er sprang darauf an. »Gut. Wenn du meinst. Warte.« Er überlegte. »Wir könnten uns in einem unserer Labors treffen. Da gibt es einen Besprechungsraum, den praktisch niemand benutzt.«
    Ich nickte. »Klingt gut. Jetzt musst du mir nur noch erklären, wie ich da hinkomme.«
    Auf dem Weg zurück zum Auto wurde die Kälte übermächtig. Aus einem spontanen Impuls heraus betrat ich ein Farbengeschäft, erstens, um mich aufzuwärmen, zweitens, um eine Spraydose mit roter Farbe zu erstehen. Ich ließ mir so lange Zeit vor den Regalen, bis ich das Gefühl hatte, nicht mehr unterkühlt zu sein.
    Auf der untersten Ebene einer Tiefgarage, wo es warm war, kaum ein Auto stand und niemand unterwegs war, übersprühte ich die Aufschrift, die ich am Tag zuvor hatte anbringen lassen. Es gelang mir nicht besonders gut, der Farbton war der falsche, überhaupt war es eine andere Art Lack – na gut, das würde Probleme machen, wenn ich das Fahrzeug zurückgab, aber im Moment war es mir verdammt egal.
    Ich fand die Zufahrt zum Karolinska, die Hans-Olof beschrieben hatte, auch das Gebäude und den Parkplatz. Der Bau sah aus wie eine Lagerhalle, ein Klotz aus rot lackiertem Wellblech, nur dass man im Erdgeschoss durch eine Fensterreihe in ein paar Labors und Büros sah, auf Mikroskope, weiße Tische, Edelstahlspülen, Computer und Regale voller Ordner. Und da war die Tür. Schwarz, mit der Aufschrift »E1«. Genau richtig.
    Ich ließ nur die Suchausrüstung im Karton, doch als ich damit vor der Tür stand und klingelte, öffnete nicht wie vereinbart Hans-Olof, sondern ein schlecht rasierter junger Mann mit Brille, der einen weißen Laborkittel trug. »Ja, bitte?«, fragte er und musterte mich irritiert.
    »Kurierdienst«, sagte ich spontan. »Ich soll hier einen Professor, ähm …« – ich tat, als müsse ich einen Aufkleber ablesen, den es allerdings gar nicht gab – »Andersson treffen.«
    Mein Gegenüber schüttelte entschieden den Kopf. »Da sind Sie hier falsch. Professor Andersson hat sein Büro im Eulersvägen.« Er trat einen Schritt heraus und deutete die Straße entlang. »Wenn Sie dort vorne rechts abbiegen –«
    Verdammt noch mal, das war jetzt unnötig wie nur was, dass dieser Knilch mich sah! Jemand, der Professor Andersson kannte.
    »Entschuldigen Sie«, unterbrach ich ihn, »aber man hat mir ausdrücklich gesagt, er wäre hier.«
    Er musterte mich, wie er sonst vermutlich Krankheitserreger unter dem Mikroskop musterte. »Das wundert mich aber. Warten Sie, dann rufe ich schnell mal an.«
    »Kann ich vielleicht schon mal reinkommen? Ich frier mir hier sonst noch was ab.«
    »Tut mir Leid, aber das ist Laborbereich«, beschied er mich frostig. »Zutritt nur für autorisiertes Personal.« Er wollte nach dem Hörer greifen, hielt plötzlich inne, den Blick ins Dunkel hinter sich gerichtet, und sagte: »Na so was, da kommt er ja …«
    Hans-Olof tauchte auf, ebenfalls weiß bekittelt, mit maskenhaft starrem Gesicht. Er begrüßte mich erneut, als habe er mich noch nie im Leben gesehen, beschied seinen eifrigen Zerberus mit »Das hat schon seine Richtigkeit« und sagte zu mir: »Können Sie es mir grade bis nach vorn bringen?«
    »Gehört zum Service«, erwiderte ich. »Ich brauch dann nur noch eine Unterschrift.«
    »Kriegen Sie«, nickte Hans-Olof und hielt mir die Tür auf.
    Ich folgte ihm in ein dunkles Labyrinth aus schmalen, hohen Gängen. Alle paar Schritte gingen Türen rechts und links ab, auf denen Zettel klebten mit Aufschriften

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