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Der Nobelpreis

Der Nobelpreis

Titel: Der Nobelpreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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eigentlich nur aus Gründen erhöhter Glaubwürdigkeit geführt. Und Aimée war, das wusste er genau, auch zufrieden.
    Nachdem er so alles geregelt hatte, was zu regeln war, fuhr er wie jeden Morgen ins Institut und tat, als sei nichts. Er ging seiner Arbeit nach, so gut er konnte, versuchte, sich in den üblichen Besprechungen keine besonderen Gefühlsregungen anmerken zu lassen, grüßte die Kollegen, denen er begegnete, und bemühte sich, mit dem Papierkram auf dem Laufenden zu bleiben. Abends hörte er so zeitig wie möglich auf, kaufte in einem Supermarkt unterwegs hastig das Nötigste ein und machte dann, dass er nach Hause und neben das Telefon kam. An manchen Abenden riefen sie an, und er durfte mit Kristina sprechen, an anderen blieb das Gerät stumm, und er wartete bis weit nach Mitternacht vergebens.
    Ab und an rief jemand aus ihrer Klasse an, oder eine Lehrerin oder eine Mutter eines der Kinder, und erkundigte sich nach Kristina. Sie schwebe immer noch in Lebensgefahr, erklärte Hans-Olof dann immer. Ob man nicht wenigstens mit ihr telefonieren könne, wollten vor allem ihre Klassenkameraden wissen. »Das geht leider nicht«, sagte er darauf immer, ohne sich auf Erklärungen einzulassen, warum nicht.
    Keinem am Institut kam irgendetwas verdächtig vor. Keinem außer Bosse Nordin, der ihn zwei Tage nach der Abstimmung auf dem Parkplatz abpasste.
    »Wir waren gestern Abend verabredet.«
    »Was?«, fuhr Hans-Olof zusammen, und im gleichen Moment fiel es ihm wieder ein. »Ach ja, stimmt. Tut mir Leid, ich … ich habe es total vergessen.« Das entsprach der Wahrheit.
    »Wirklich?«, hakte Bosse nach. »Oder kann es sein, dass du mir aus dem Weg gehst?«
    Hans-Olof riss die Augen auf. »Ich? Wieso? Wie kommst du auf diese … Wieso sollte ich dir aus dem Weg gehen, du lieber Himmel?«
    »Vielleicht, weil du dich wunderst.«
    »Ich?« Hans-Olof starrte den Mann an, den er lange Zeit als seinen Freund betrachtet hatte. Er begriff, dass Bosse sein Verhalten in der Abstimmung rechtfertigen wollte. »Na ja, ehrlich gesagt … so, wie du über Sofía Hernández Cruz geredet hast …«
    »Siehst du, und das muss ich dir erklären«, nickte Bosse und hakte sich bei ihm ein, eine gänzlich unerwartete Geste der Vertraulichkeit. »Aber zuerst muss ich dich etwas fragen.«
    »Ja?«
    »Hast du das Geld genommen?«
    Hans-Olof zuckte zurück. »Natürlich nicht! Das habe ich dir doch gesagt.«
    »Sie haben es dir nicht noch einmal angeboten? Den Betrag erhöht?«
    »Nein.«
    Das schien ihn zu verblüffen. »So? Bemerkenswert«, meinte er stirnrunzelnd. »Und du hast trotzdem für die Hernández Cruz gestimmt, einfach so?«
    »Ich ändere meine Meinung doch nicht, bloß weil ein Verrückter mit einem Koffer voller Geld auftaucht«, erwiderte Hans-Olof mit der eigentümlichen Genugtuung, damit zur Abwechslung einmal nicht zu lügen.
    Bosse schüttelte seufzend den Kopf. »Ich bin schuld.«
    »Schuld? Woran?«
    »Dass man dich belästigt hat. Oder sagen wir, ich war der Auslöser. Ich bin gefragt worden, wer vermutlich für welchen Kandidaten stimmen wird, und ich habe einfach gesagt, was ich wusste.«
    Hans-Olof spürte Empörung in sich aufwallen. »Das hättest du nicht tun dürfen!«
    »Hans-Olof …«
    »Und wem? Wem hast du es gesagt?«
    Bosse hob die Hand. »Warte. Lass mich erklären. Weißt du, wie mir diese Situation vorkommt? Wie damals an der Schule. Als wir so sechzehn, siebzehn waren, da ging eine Demarkationslinie durch die Klasse und trennte die Eingeweihten von den Ahnungslosen. Die einen hatten schon Sex, die anderen nicht. Nicht nur das, sie hatten auch keine Ahnung, was sich auf der anderen Seite der Linie abspielte. Manche wussten nicht einmal, dass es so was wie Sex überhaupt gibt.«
    Hans-Olof begann sich immer unbehaglicher zu fühlen. Nach Bosses Einteilung hatte er eindeutig zu den Letzteren gezählt. Seinen ersten Sex hatte er mit fünfunddreißig Jahren gehabt, mit seiner späteren Frau, und seit sie tot war, war der Sex auch wieder aus seinem Leben verschwunden. »Ich weiß nicht, was das damit zu tun haben soll.«
    Bosse fasste Hans-Olof um die Schultern und drehte sich mit ihm zusammen so herum, sodass sie quer über den großen Parkplatz sahen. »Du kennst doch die Autos deiner Kollegen, oder? Weißt du, wer diesen Mercedes dort drüben fährt?«
    »Ja. Ulrik.«
    »Der nagelneue grüne Volvo da vorn, mit Ledersitzen und allen Schikanen?«
    »Björn, oder?«
    »Genau. Und dieses rostzerfressene

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